Umbau:Münchens ältestes Weinhaus ist wieder geöffnet

Umbau: "Ältestes Weinhaus Münchens" steht auf der Fassade des Gebäudes aus dem späten 15. Jahrhundert.

"Ältestes Weinhaus Münchens" steht auf der Fassade des Gebäudes aus dem späten 15. Jahrhundert.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die drei neuen Wirte haben das Weinhaus Neuner umgekrempelt, ohne das traditionelle Ambiente kaputt zu machen.

Von Andreas Schubert

Wenn es darum geht, etwas Traditionelles auf Vordermann zu bringen, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Zum Beispiel bei der Renovierung eines Gasthauses wie dem Weinhaus Neuner. "Ältestes Weinhaus Münchens" steht auf der Fassade des Gebäudes aus dem späten 15. Jahrhundert. So weit reicht die Geschichte des Weinhauses zwar nicht zurück. Aber immerhin ist es schon seit 1852 im Besitz der Familie Neuner, die das Haus vom Jesuitenorden erwarb. Dem Kloster in der Kaufingerstraße dienten die Räumlichkeiten zuvor als Speisesaal des Gästehauses.

Nach 164 Jahren kann man das Weinhaus Neuner schon als Münchner Institution bezeichnen. Umso mehr bedauerten es viele Gäste, dass der frühere Wirt Andreas Feuerstein und sein Geschäftspartner Natalino Esposito sich Ende vergangenen Jahres nach 25 Jahren verabschiedeten, um sich auf den Betrieb des Gasthofes Obermaier in Trudering zu konzentrieren. Jetzt, nach einem halben Jahr Umbaupause, ist das Weinhaus Neuner wieder geöffnet. Und die neuen Wirte sind in der Gastroszene keine Unbekannten. Johann Rappenglück und Fabrice Kieffer, die zusammen das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant Les Deux betreiben, haben sich mit Moritz Haake zusammengetan, Chef des Bar-Restaurants Burger & Lobster Bank - Les Trois quasi.

Die drei Gastronomen haben das Weinhaus Neuner umgekrempelt, ohne das traditionelle Ambiente kaputt zu machen. Die Tischdecken sind verschwunden, die Tische geschliffen, die Böden saniert. Alles wirkt gemütlich, nur eben ein bisschen moderner. Ganz neu ist die Schwemme im Eingangsbereich. Dort laden Stehtische dazu ein, auf ein Glas Wein oder auch ein Bier einzukehren und dazu vielleicht eine Kleinigkeit wie einen Flammkuchen oder einen Strammen Max zu essen. Optischer Gag: Unten in den Tischen stehen große Weinflaschen, die auch beleuchtet werden können. Ebenfalls neu gestaltet ist der Nebenraum links vom Eingang, der mit seiner schlichten Holz-Optik recht einladend wirkt. Was die Gäste nicht sehen: Auch die Küche wurde komplett neu gebaut.

Wie es sich für den Namen gehört, steht der Wein im Mittelpunkt. Ausgeschenkt werden edle Weine, die vornehmlich aus Deutschland und Österreich kommen. Viele gibt es offen aus Magnum-Flaschen. Die Idee dahinter sei, so erläutert es Moritz Haake, dass die Gäste auch Weine probieren könnten, die in dieser Qualität oft nicht offen zu haben seien. Wer sich also keine ganze Flasche (Preisspanne zwischen 30 und 150 Euro) bestellen will, bekommt ein Achterl ab 7,50 Euro. Mehr als 200 verschiedene Weine sind in dem von Fabrice Kieffer mitgestalteten Weinkeller gelagert. Natürlich werden auch Tropfen aus dessen eigenem Weingut im Elsass ausgeschenkt sowie Champagner. Ansonsten kann man sich auch ein Bier bestellen, die Halbe Augustiner gibt es für 3,70 Euro.

Sternekoch Johann Rappenglück und sein Küchenchef Benjamin Kunz setzen in der Küche vor allem auf Traditionelles aus Bayern und Österreich - das alles natürlich saisonal mit "regionalen Zutaten" und "neu interpretiert". Wie man es halt so macht heutzutage. So gibt es zum Beispiel ein Hühnerfrikassee unter Blätterteighaube, Ochsenbackerl, Saibling vom Tegernsee, Rinderrouladen, Tafelspitz oder Wiener Schnitzel vom Milchkalb. Die Preise sind allesamt ortsüblich auf etwas gehobenerem Niveau. Auch die Snacks in der Schwemme sind mit Preisen ab neun Euro kein Fastfood-Niveau. Wollen die Betreiber auch gar nicht. Sie betonen, die Küche solle auch von der Qualität her gehobenes Niveau sein.

Noch riecht es in den renovierten Räumlichkeiten an der Herzogspitalstraße ein bisschen nach Farbe. Eröffnet hat das Lokal Anfang vergangener Woche ohne große Werbung, damit sich das Team langsam aufeinander einstellen kann. Auch die Homepage (www.weinhaus-neuner.de) ist noch nicht fertig. Wer sich vor einem Besuch von der Speisekarte oder den Räumlichkeiten ein Bild machen will, kann dies im Internet unter facebook.com/weinhausneuner tun. Geöffnet ist das Weinhaus Neuner montags bis samstags von 12 bis 15 Uhr und von 17 bis 24 Uhr, sonntags von 12 bis 19 Uhr.

Umbau: Die neuen Wirte sind in der Gastroszene keine Unbekannten. Im Bild: Geschäftsführer Moritz Haake (l.) und Chefkoch Johann Rappenglück.

Die neuen Wirte sind in der Gastroszene keine Unbekannten. Im Bild: Geschäftsführer Moritz Haake (l.) und Chefkoch Johann Rappenglück.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
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