Umbau im Tierpark:Spielplatz für Affen

Tierpark Gorilla, neue Menschenaffen-Anlagen

Wat, wer bist du denn? Der kleine Rufus trifft an der neuen Menschenaffen-Anlage auf die Gorilladame Sonja.

(Foto: Florian Peljak)
  • Der Tierpark Hellabrunn hat die Außenanlagen der Schimpansen und Gorillas neu gestaltet.
  • Der Zoo hat sich den Umbau 2,2 Millionen Euro kosten lassen.
  • Die Besucher trennt jetzt nur noch eine Glaswand von den Tieren.

Von Stephan Handel

"Tiere erzählen uns ihre Geschichte", spricht der Zoodirektor angemessen feierlich ins Mikrofon, so dass es auch die Flamingos gleich dahinten noch gut hören können. Na, wenn das so ist, scheinen sich die Stelzvögel zu denken und heben gemeinsam an zu einer bestimmt höchstinteressanten Story - die ist allerdings für Menschenohren nicht zu verstehen, vielmehr hört es sich so an, wie - nun ja, wie es sich eben anhört, wenn an die 50 Vögel zu schnattern beginnen. So ist die Übersetzung leider nicht zu hören, zu der Rasem Baban zweifellos in der Lage wäre, denn er ist ja der Direktor in Hellabrunn, da muss man bestimmt Flamingisch können.

Aber es geht ja nicht um die Wasservögel an diesem Freitagmittag - es geht um die Außenanlagen für die Menschenaffen, die über eineinhalb Jahre saniert und neu gestaltet wurden, auch an Inneneinrichtung für Schimpansen und Gorillas wurde gearbeitet. Draußen, das hat Baban noch vor der Schnatterattacke berichtet, wurde die Fläche um 40 Prozent vergrößert, für die Schimpansen, während die Gorillas 15 Prozent mehr zur Verfügung haben.

Die Affen frösteln noch

Allein: Kein Affe zu sehen. Die Viecher bleiben drinnen, denn es ist kalt, zu kalt für sie - 15 Grad müsste es schon haben, erklärt die Zoo-Kuratorin Beatrix Köhler. Davon ist das Märzenende in München weit entfernt, regnen tut's auch, so dass sich sogar die Störe im Stör-Becken - das an das Affengelände anschließt - nicht blicken lassen. Sieht aus, als hätten sich die Fische unter der Brücke versteckt, wahrscheinlich, um nicht nass zu werden.

"Gorillas haben keine Jacke," sagt Rasem Baban, als müsste er sich für seine Tiere entschuldigen, aber da könnte man entgegenhalten, dass der Pfau auch keinen Anorak besitzt, und trotzdem marschiert er im Affengehege herum. So können die Einweihungsgäste wenigstens am falschen Objekt, am Pfau statt am Affen, feststellen, dass sie nun tatsächlich "näher am Tier" sind, was die Absicht bei den Planungen war: Die Wassergräben wurden zugeschüttet, stattdessen sorgen Glaswände dafür, dass der Besucher nah, aber nicht zu nah dran ist am Menschenaffen.

Dran wäre, aber es ist ja keiner da. So können die Besucher das neue "edukative Konzept" begutachten, das sich darstellt auf Tafeln mit interessanten Informationen drauf, so zum Beispiel, dass Menschenaffen keinen Schwanz haben, was große wie kleine Besucher aber vielleicht auch durch eigene Anschauung hätten feststellen können. Wenn Affen da wären.

Gorillas bekommen bald Verstärkung

Die sind drinnen, wo es warm ist. Wo eine Trommelgruppe lostrommelt, damit die Affen sich wie zu Hause fühlen und die Besucher wie in Afrika. Einer der Gorillas hat sich fotogen auf der Spitze eines Baums niedergelassen und verzehrt mit Appetit einen Ast, während es für die Gäste Kochbananen in roter Soße gibt und eine Creme vom Affenbrot. 2,2 Millionen Euro hat sich der Zoo die neue Affenwohnung kosten lassen, zwölf Tonnen Stahl wurden verbaut und 200 Kubikmeter Beton, der dann aber so verkleidet wurde, dass man ihn nicht sieht. 28 neue Kletterbäume draußen, 22 drinnen stehen den Affen nun zur Verfügung, allerdings keine lebenden, sondern nur die Stämme, ohne Grünzeug.

Sechs Schimpansen leben in Hellabrunn, sie tragen bodenständige Namen wie Willi, Zenta oder Seppi, während die vier Gorillas beeindruckender heißen: Bagira, Neema, Nafi, Sonja. Vielleicht aus Ärger darüber versuchen die Schimpansen ihre Kollegen zu foppen, hauen an die Glasscheibe, die sie von ihnen trennt und schneiden Grimassen - ein bisschen wie ein kleiner Junge, der den großen Hund tratzt, weil er einen sicheren Zaun zwischen sich und ihm weiß. Zusammenlassen dürfte man Schimpansen und Gorillas aber auf keinen Fall: "Das gäbe Krieg", sagt Beatrix Köhler - Ausgang allerdings ungewiss, denn den Gorillas fehlt momentan eine Führerpersönlichkeit, seit Roututu, der Silberrücken, im Herbst gestorben ist.

Allerdings wird die Gorilla-Truppe bald verstärkt: Im April kommen Tano und Okanda, beide drei Jahre alt, aus Stuttgart, dann wird man sehen, ob sich die Schimpansen weiterhin trauen, so frech zu sein. Momentan fühlt sich nur der kleinste unter den Gorillas dafür zuständig, die ungezogenen Nachbarn in ihre Schranken zu weisen: Nafi, gerade zwei Jahre alt geworden, marschiert in aller Majestät zur Glaswand und zeigt den Schimpansen seine Verachtung in Form seines Hinterteils. Wann die Affen nun ihre neuen Liegewiesen erstmals ausprobieren dürfen, ist noch nicht raus - das hängt vom Thermometer ab. Bis dahin haben wenigstens die Pflanzen dort noch die Gelegenheit, tiefere Wurzeln zu schlagen, die sie auch brauchen werden, wenn erst einmal die Affen kommen. Denn die unterziehen ihre Umgebung vielfältigen Belastungstests, wie laut Rasem Baban auch die am Umbau beteiligten Firmen lernen mussten: "So ein Affe ist was anderes als was Normales."

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