Ugly Kid Joe im Hansa 39:Rückkehr des grünen Giftzwergs

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In den Neunzigern waren Ugly Kid Joe eine große Nummer. Doch nach ein paar Hits und wenigen Jahren löste sich die Hardrock-Band aus Kalifornien auf. Bei ihrem Comeback im Feierwerk haben die Spaßbolde nun eine überraschend mitreißende Performance hingelegt.

Bernhard Blöchl

Ach, Nostalgiekonzerte, schwierige Sache! Da lassen sich geliebte Bands jahrelang nicht blicken, weil sie sich entweder vorübergehend aufgelöst oder künstlerisch auseinanderdividiert haben. Meistens beides. Und dann kehren sie zurück in die kleinen Clubs, um die vermissten Euphoriegeister heraufzubeschwören.

Wieder da: Ugly Kid Joe aus Kalifornien. (Foto: oh)

Die paar verbliebenen Gründungsmitglieder werden gefeiert wie auferstandene Götter, die Fans tauschen selige Blicke und jede Menge Schweiß aus. Man überbietet sich in Textsicherheit, grölt mit und trumpft auf, wer wann auf welchem der frühesten Gigs war. Die Band selbst hält sich weitgehend an altes Material, bestreitet ein straffes Best-of-Set mit dem Lieblingssong aller im Zugabenfinale.

Diesbezüglich sind Ugly Kid Joe keine Ausnahme. Jene Hardrock-Band aus Kalifornien, die Anfang der Neunziger mit der Hasshymne "Everything About You" und ihrer Version von Harry Chapins Vater-Sohn-Ballade "Cats In The Cradle" zwei Welthits hatte; jene Burschen um den lässigen Langhaarsänger Whitfield Crane und seinen Langzeitkumpel Klaus Eichstadt an der Gitarre. Nur ein paar Jahre und drei Alben dauerte ihr Ruhm, 1997 dann die Auflösung. Mit den Spaßbolden im Zeichen des grünen Giftzwergs rechnete niemand mehr.

Dass ihr Auftritt zum Comeback dann aber doch positiv überrascht, liegt vor allem an der mitreißenden, unbedingt glaubhaften Performance. Crane und Eichstadt sowie Cordell Crockett am Bass bilden das gut gelaunte Zentrum, um das herum sich zwei neue Musiker gesellen, darunter die ekstatische Drummerin Yael. Sie schütteln Hände, spendieren Bier, das Wichtigste aber ist: Sie präsentieren sich im Feierwerk als eingespielte Truppe.

Whitfield Crane ist in Form, sein vibrierender Kreischgesang hat an Überzeugungskraft kaum eingebüßt. Der Sound der Band ist druckvoll und präzise, und man ertappt sich bei der Einsicht: Verdammt, man hat diese Kombination aus rifflastigem Hardrock, einfachen Melodien und unbekümmerter Verschmitztheit vermisst.

Den Spaß hat die Band definitiv wiedergefunden. Und eine neue EP gibt's auch, veröffentlicht in Eigenregie: "Stairway To Hell" heißt das Minialbum, wozu die Temperatur im Hansa 39 hervorragend passt: Hardrock in schwülen Nächten, schwierige Sache!

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