Uefa:Lang lebe unsere famous Wittelsbacherbrücke bridge!

Wittelsbacherbrücke in München, 2016

This is the famous Wittelsbacherbrücke bridge.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Wittelsbacherbrücke ist ein Wahrzeichen Münchens? Merkwürdig. Aber vielleicht wollte die Uefa mit dem EM-Logo eine subtile Kampfansage an die Auswüchse der Gentrifizierung machen.

Kommentar von Frank Müller

Brücken bauen, so lautet das Motto zur Europameisterschaft 2020, und seit diesem Donnerstag ist nun nochmals klarer geworden, warum München bei der EM unbedingt mitmachen muss. Ist nicht die ganze Stadt eine gleichsam fleischgewordene Brücke? Ein permanenter Spagat zwischen Ferraris und Radlern, Stammstrecke und Stellwerksstörung, Bayern und Löwen, Dieter und Reiter?

Das beginnt ja schon mit der Geburtsgeschichte der Stadt, für die weit hinter dem damals noch nicht völlig fertiggeplanten Fröttmaninger Fußballstadion eine Brücke zerstört und in der Stadt eine neue aufgebaut wurde. Jedes Münchner Schulkind lernt die Geschichte, wie die heutige Ludwigsbrücke zum Geburtsort Münchens wurde.

Jetzt ist dann nur noch die Frage, was das alles mit der Wittelsbacherbrücke zu tun hat, also der famous Wittelsbacherbrücke bridge, wie die Uefa sie nennt. Ausgerechnet sie wurde für das Münchner EM-Logo ausgewählt. Haben wir was verpasst? Bislang schien die Verbindung zwischen Kapuziner- und Humboldtstraße eher der Vorstopper unter Münchens Brücken zu sein. Wenn überhaupt, denn selbst der Urvater aller Vorstopper, Katsche Schwarzenbeck, brachte es mit seinem Schreibwarenladen eine Isarbrücke flussabwärts bis in die Ohlmüllerstraße.

Was aber macht man an der Wittelsbacherbrücke? Ihren großen Namen bewundern, hinauffahren zum Grünwalder Stadion oder an die Säbener Straße? Nüchtern betrachtet stehen auf ihr im Wesentlichen zwei rustikale Kioskbauten, an denen man sich für Münchner Verhältnisse zu reellen Preisen betrinken kann. Wer es damit übertreibt, muss aufpassen, dass er nicht bei den Obdachlosen unter der Brücke endet. Dahinter liegt das in Resten proletarische Untergiesing, dort kommt der Fußball ja irgendwie her. Am Ende also ist das EM-Logo eine subtile Kampfansage an die Auswüchse der Gentrifizierung. Dass der Uefa das bewusst war, darf man bezweifeln, aber lang lebe unsere famous Wittelsbacherbrücke bridge!

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