Überwachung mit Kameras:München unter Beobachtung

New York hat ein neues Überwachungssystem mit mehreren tausend Kameras. In München wäre so eine Aufrüstung undenkbar, doch auch hier kann die Polizei Videos und Bilder nutzen - etwa von der MVG.

Florian Fuchs

Kameras, die bei herrenlosen Päckchen auf der Straße automatisch Alarm schlagen, Strahlungssensoren und fest installierte Nummernschildscanner: Die Stadt New York hat sich ein neues Überwachungssystem zugelegt, das vor kurzem offiziell eingeweiht wurde. Nicht nur Personen kann die dortige Polizei nun genau überprüfen, auch die Wegstrecken aller Autos in der Stadt sollen genau nachzuvollziehen sein.

In München ist das undenkbar, unter Datenschützern würde es einen Aufschrei geben. Aber auch hier gibt es zahllose Kameras von Privatunternehmen, der Verkehrsgesellschaft oder der Security am Flughafen - und von der Polizei. Die Überwachung am Sendlinger Tor etwa, die schon öfter in der Kritik stand, "zeigt langsam Wirkung", wie Polizeisprecher Wolfgang Wenger sagt.

Die direkte Videoüberwachung der Polizei in München beschränkt sich auf sogenannte "kriminalitätsbelastete öffentliche Bereiche" und zwei temporäre Veranstaltungen: das Oktoberfest und den Christkindlmarkt in der Innenstadt. Dauerhaft in Betrieb sind zwei Kameras am Hauptbahnhof, eine am Stachus und drei am Sendlinger Tor - die Bilder werden ständig von Beamten ausgewertet.

Die Kameras am Sendlinger Tor waren bis vor mehr als zwei Jahren noch am Orleansplatz vor dem Ostbahnhof angebracht. Nachdem die Kriminalitätsrate dort rapide zurückgegangen war, wurde die Überwachung eingestellt. "Auch die Situation am Sendlinger Tor hat sich inzwischen ein Stück weit verbessert", sagt Polizeisprecher Wenger. Es sei aber noch nicht so weit, dass man auch dort die Kameras abbauen könne.

Flächendeckende Überwachung gibt es nicht

Für die Überwachung durch Kameras im öffentlichen Raum, die vor allem die Grünen wiederholt kritisiert haben, gibt es strenge Kriterien, die seit einem Grundsatzbeschluss zur Videoüberwachung des Stadtrats im Jahr 2001 immer differenzierter ausgearbeitet wurden. Eine flächendeckende Überwachung, heißt es in den Beschlüssen, werde abgelehnt. "Unser Ansatz ist nicht, alles zu überwachen und zu speichern. Wir wollen nur dort eingreifen, wo etwas passiert", sagt Wenger.

In New York etwa gibt es mehrere tausend Kameras, die an Straßen, Brücken oder Tunneln befestigt sind. Sie sollen vor allem der Terrorabwehr dienen, aber auch eingesetzt werden, um alltägliche Verbrechen zu bekämpfen. Die Datenmengen werten die Behörden ständig aus, das System läuft 24 Stunden am Tag. Durch einen speziellen Algorithmus erkennt das Überwachungssystem, wenn vor einem Gebäude unbeaufsichtigte Pakete liegen. Zusätzliche Strahlungsdetektoren suchen nach Uran oder Plutonium. Und die Daten der Nummernschildscanner werden fünf Jahre oder sogar länger aufbewahrt.

Nummernschildscanner gibt es auch in München, allerdings nur mobil in Fahrzeugen. Eingesetzt werden sie temporär bei Großereignissen wie Fußballspielen, wenn etwa Hooligans aus dem Ausland anreisen und überwacht werden sollen. Aber auch die Polizei in München kann auf mehr Kameras als ihre eigenen an den "kriminalitätsbelasteten" Plätzen zurückgreifen.

Nach Einbrüchen zum Beispiel werten die Ermittler auch Überwachungskameras privater Unternehmen aus. Dauerhaften Zugriff in ihrer Leitstelle hat die Polizei auch auf die Bilder der 2796 Überwachungskameras der Münchner Verkehrsgesellschaft. Diese Datensätze werden bis zu sieben Tage gespeichert und auch laufend stichprobenartig vom MVG-Betriebszentrum ausgewertet. "Will die Polizei ein Geschehen rekonstruieren, erhält sie die Bilder als DVD", sagt ein Sprecher der Stadtwerke. Bald sollen auch alle U-Bahnen mit Kameras ausgestattet sein, die Nachrüstung läuft gerade.

"Technisch absolut up to date"

Ähnlich läuft das System am Flughafen: Auch dort verfügt die Flughafengesellschaft über die Kameras, wertet die Bilder selbst aus und stellt sie bei Bedarf der Bundespolizei zur Verfügung. Die Umstellung von analogen auf digitale Kameras wurde gerade abgeschlossen, die Geräte liefern jetzt eine bessere Bildqualität. Überwacht werden beide Terminals und das Zentralgebäude.

Ähnlich wie in New York reagiert auch dieses System in manchen Situationen automatisch: Steht etwa die Tür zu einem Sicherheitsbereich wie dem Rollfeld offen - was eigentlich nur mit einem Schlüssel oder einer speziellen Karte möglich ist - schalten sich die Kameras dort automatisch an. "Wir sind technisch auch absolut up to date", sagt ein Sprecher.

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