Überraschung im Verkehr:Die Liebesampel

Überraschung im Verkehr: A+S=Liebe, so leuchtete es einige Tage an der Ampel in der Nähe vom Nußbaumpark.

A+S=Liebe, so leuchtete es einige Tage an der Ampel in der Nähe vom Nußbaumpark.

(Foto: Ralf Summer/OH)

Herzen und Buchstaben statt schnöder Zeichen: Eine ganz normale Ampel an der Lindwurmstraße wurde für drei Tage zur Liebeserklärung. Aber wer sind A+S?

Von Martin Bernstein

Liebe und Verkehr, das geht offenbar gut zusammen. Man muss noch nicht einmal ein Schelm sein und sich etwas Böses dabei denken - und kann doch im Straßenverkehr immer wieder mal Zeichen heftigen Verlangens entdecken: Werbetafeln im Lkw-Format, Transparente über Autobahnbrücken - alles schon da gewesen. Was sich jetzt allerdings ein Liebender in der Nähe des Sendlinger Tors erlaubt hat, scheint auf den ersten Blick vorbildlos zu sein: Bei Nacht und Nebel - so darf man vermuten - gestaltete er die Lichtzeichenanlage am Nußbaumpark um.

Vom Rot blieben zwei Initialen übrig, verbunden mit einem Pluszeichen. Das Gelb wurde zum "=" und das Grün zum Herz. "A+S=Liebe", so lautete die leuchtende Gleichung. Ralf Summer hat sie entdeckt und auf seiner Facebook-Seite bildlich verewigt.

Drei Tage war die Liebesbotschaft zu sehen

Auf dem Weg zur Weihnachtsfeier war der Discjockey und Radiomoderator ("Zündfunk"), als ihm das ungewöhnliche Liebeswerben ins Auge sprang. Drei Tage hat es laut Summer gedauert, bis die Polizei auf den Liebesschwur aufmerksam geworden sei und ihn abgekratzt habe. Was zumindest insoweit unzutreffend ist, als es die Polizei nicht war. "Für alles sind wir dann doch nicht zuständig", heißt es aus dem Präsidium.

Also kann es eigentlich nur das städtische Baureferat gewesen sein. Das unterhält in der Moosacher Schragenhofstraße ein technisches Betriebszentrum, von dem aus unter vielem anderen die rund 1200 Münchner Ampeln gesteuert und gewartet werden. So auch die Liebesampel in der Lindwurmstraße, zuletzt im Dezember. Nur: "Dabei gab es keine Auffälligkeiten, ebenso wenig bei den regelmäßigen Kontrollfahrten", hat Florian Illing vom Baureferat nach eingehender Recherche herausgefunden. Wer aber hat dann die Ampel wieder in ihren Originalzustand zurückversetzt? Hoffentlich nicht der oder die Angebetete als Leuchtsignal dafür, dass bei ihm/ihr die Liebesampel auf Dauer-Rot steht . . .

"Ampeln sind eben von Natur aus herzlos"?

So charmant die Vertreter von Sicherheit und Ordnung im Straßenverkehr die Aktion insgeheim finden, froh sind sie dann doch, dass es sich um einen Einzelfall handelt. Sprecher Illing jedenfalls sagt: "Dem Baureferat sind ähnliche Fälle nicht bekannt." Stimmt es also doch, was ein Facebook-Besucher über Ralf Summers Entdeckung geschrieben hat: "Ampeln sind eben von Natur aus herzlos"? Weit gefehlt. Denn so originell die Idee des Liebenden aus der Lindwurmstraße auch erscheinen mag - neu ist sie nicht: Wer sich ein bisschen im weltweiten Netz umtut, findet dort ein leuchtendes Münchner Ampel-Herz aus dem Jahr 2007. "Ein Guerilla-Romeo hat für seine Julia die Ampeln in Ihrer Umgebung als Liebeserklärung benutzt", lautete der Kommentar seinerzeit.

Ist die Nußbaum-Ampel damit Plagiat oder Neuinterpretation? Denn das Herz anno 2007 war rot, das aus der Lindwurmstraße sieben Jahre später grün. Grün als Farbe der Hoffnung: Ist der anonyme "A" also doch von seiner "S" erhört worden? Und sind die beiden dann vielleicht gleich nebenan im Nußbaumpark zusammengekommen? Letzteres wollen wir ganz fest hoffen. Und uns den Glauben bewahren, dass Münchner Polizisten, Verkehrstechniker und, ja, auch Ampeln ein Herz für Liebende haben. Es ist schließlich Weihnachtszeit.

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