Übergriffe auf Frauen:"Auch unter Deutschen gelten bestimmte Formen sexueller Gewalt als Kavaliersdelikt"

Situation am Hauptbahnhof in Köln

Die Übergriffe von Köln in der Silvesternacht haben viele Frauen verunsichert.

(Foto: dpa)

Seit Köln haben viele Frauen Angst vor sexueller Gewalt. Die Ängste sind diffus, konkrete Erlebnisse gibt es selten, sagt Sozialpädagogin Kristina Gottlöber.

Von Martina Scherf

Seit der Silvesternacht von Köln kommen viele Schülerinnen zu Kristina Gottlöber, um zu fragen: Was mache ich, wenn mir so etwas passiert? Sie ist Bildungsreferentin beim Münchner Imma-Verein, der sich für den Schutz und die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen in allen Lebensbereichen einsetzt. Die meisten Mädchen hätten selbst noch nichts Derartiges erlebt, sagt Gottlöber im Interview mit der SZ, "aber die Bilder in den Medien verunsichern sie".

Sexismus sei kein importiertes Problem, sondern Alltag, sagt die Sozialpädagogin, die auch für die Initiative "Sichere Wiesn" auf dem Oktoberfest arbeitet. Auf der Wiesn etwa passiere es häufig, dass Frauen eine Mitschuld gegeben wird, wenn es zu einem Übergriff kommt.

Hinzu käme: "Leider gelten auch unter Deutschen bestimmte Formen sexueller Gewalt immer noch als Kavaliersdelikt." Ein Griff an den Po etwa oder ein Bedrängen in der Menschenmenge werde nicht weiter verfolgt, "das erleben wir immer wieder".

Sie könne die Angst mancher Frauen vor Gruppen junger, fremdländischer Männer zwar verstehen, aber gerade der Münchner Hauptbahnhof "ist einer der sichersten Plätze in Deutschland", betont Gottlöber. Wer sich dennoch unsicher fühlt, für den weiß Gottlöber einige Strategien, um sich zu schützen.

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