Udo Jürgens über Lüftner:"Monti hat immer an mich geglaubt"

Udo Jürgens wird am Montag bei der Beerdigung von Musikmanager Monti Lüftner dabei sein. Ein Gespräch mit dem Sänger über seinen Förderer und Freund.

Lisa Sonnabend

Vergangene Woche starb Musikmanager Egmont "Monti" Lüftner bei einem tragischen Unfall in Garching. Zur Trauerfeier am Montag werden viele Prominente erwartet - darunter auch Udo Jürgens. Ein Gespräch mit dem Schlagerstar über seinen langjährigen Freund und Förderer.

Udo Jürgens über Lüftner: Udo Jürgens: "Monti war einer von der alten Schule."

Udo Jürgens: "Monti war einer von der alten Schule."

(Foto: Foto: AP)

sueddeutsche.de: Können Sie sich erinnern, wann Sie Monti Lüftner das erste Mal gesehen haben?

Udo Jürgens: Ich habe Monti kennengelernt, als er in den Fünfzigern Zeitschriftenvertreter war und von einem Wirtshaus in München zum anderen ging. Man konnte bei ihm alte Zeitschriften für billiges Geld kaufen oder neue für ein wenig mehr. Ich war damals Bar-Pianist - und da habe ich ihn oft gesehen. Manchmal hat er mir beim Spielen zugehört.

sueddeutsche.de: Lüftner wurde dann bald Musikmanager bei Ariola und hat Sie sehr gefördert. Haben Sie ihm Ihre Karriere zu verdanken?

Jürgens: Ja, er hat immer an mich geglaubt. Er war ein begeisterter Fan von mir und kam immer zu meinen Konzerten. Auch neulich erst hat er zu mir gesagt. "Im Frühjahr war ich bei deiner Tournee nicht da, aber im Herbst komme ich auf jeden Fall. Das muss ich hören." Wenn ich neue Lieder geschrieben habe, habe ich sie ihm als Ersten vorgespielt, noch ehe sie produziert wurden.

sueddeutsche.de: Was mochte Lüftner an Ihrer Musik?

Jürgens: Monti hat sich sehr für deutschsprachige Musik eingesetzt. Er war der Meinung, dass ein Land seine eigene Sprache nicht vernachlässigen darf. Er hat sehr gejammert, dass die meiste Schlagermusik seicht ist und deswegen mit der internationalen Musik nicht konkurrieren kann. Zu mir hat er dagegen immer gesagt: "Mensch, wenn wir mehr Sänger hätten wie dich, die in Richtung Chanson gehen, würde alles besser aussehen." Ich war immer ein Günstling. In den Jahren, als die Neue Deutsche Welle aufkam, hat er aufgeatmet und gesagt: "Da tut sich wieder etwas."

sueddeutsche.de: Gibt es heute noch ähnlich gute Musikmanager wie Lüftner?

Jürgens: Heute ist das Geschäft zielgerichteter, Musikmanager sind kältere Profis als früher. Monti war nie kalt, er war einer von der alten Schule. Er war sinnlich an der Musik interessiert und freute sich für die Künstler, die er betreut hat, wenn sie auf einem Konzert beim Publikum gut ankamen. Monti und ich waren auch privat befreundet. Von Managern heutzutage wird man dagegen in Ledersesseln in Büros mit großen Fenstern empfangen. Man lernt sie kaum noch kennen, man redet nicht mehr über private Dinge.

sueddeutsche.de: Ein Verlust an Qualität?

Jürgens: Das Musikgeschäft ist anders geworden. Die Künstler produzieren ihr Musik alleine am Computer daheim im Keller, Studios werden oft gar nicht benötigt. Aber derzeit gibt es eine Gegenbewegung: Die Leute wollen wieder live gespielte Musik. Künstler, die handgemachte Musik machen, werden wieder Erfolg haben.

sueddeutsche.de: Was mochten Sie an Monti Lüftner?

Jürgens: Er war immer ein bunter Vogel, ein lebensfroher Mensch und unheimlich lustig. Er war ein toller Gastgeber und war dafür bekannt, dass er jeden Sommer mit einer anderen Dame an den Wörthersee kam. Wegen seiner lebensfrohen Art hat man ihn gemocht.

sueddeutsche.de: Haben Sie ihn in letzter Zeit oft gesehen?

Jürgens: Als Monti Anfang der Neunziger aus dem Beruf ausschied, hat er sich stark zurückgezogen. Er hatte einige Lebenskrisen. Ich habe ihn meist nur noch im Urlaub gesehen. Aber natürlich haben wir dann abends ein Glas Wein getrunken oder saßen mit einem Speckbrot gemütlich unter einem Baum. Ende Mai wäre sein Tennisturnier in Pörtschach am Wörthersee gewesen. Mein Sohn sollte dort spielen - und mich hatte Monti angerufen und gefragt, ob ich komme. Ich hatte es fest vor.

sueddeutsche.de: Gehen Sie zu seiner Beerdigung am Montag?

Jürgens: Zur Trauerfeier und Beerdigung komme ich in jedem Fall. Ich wäre eigentlich im Ausland gewesen und habe meine Pläne geändert.

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