Typologie der Lastenfahrräder:Badewanne oder Flitzer

Manche sind ideal, um Bierkästen zu verstauen, andere unterstreichen den Individualismus: Bei Lastenfahrrädern ist es auch nicht mehr anders als bei Autos - sie sind ein Statussymbol und können viel über ihre Besitzer aussagen. Eine kleine Typologie.

Typologie der Lastenfahrräder

Retro-Bike

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(Foto: Veronica Laber)

Manche sind ideal, um Bierkästen zu verstauen, andere unterstreichen den Individualismus. Bei Lastenfahrrädern ist es auch nicht mehr viel anders als bei Autos: Sie sind ein Statussymbol und können viel über ihre Besitzer aussagen. Eine kleine Typologie. Schaut man sich die Evolutionsgeschichte des Fahrrads an, dann kommt man auf diesen zeitlosen Klassiker zurück: die Mutter des Zweirads sozusagen und das Traumobjekt eines jeden Berliner Hipsters. Der Retro-Look lässt einen in alten Zeiten schwelgen, die doch "Hach, so schön!" waren - ohne Kampfradler und nörgelnde Fußgänger, die sich von den Velophilen bedrängt fühlen. Beim Anblick dieses Exemplars der Marke Achilles dürften sie eh nur neidisch auf den Besitzer oder die Besitzerin sein. Ein Fahrrad, nicht nur für den Hipster, sondern auch "für den schönen Münchner Stadtmenschen, der sich elegant fortbewegen will", wie Michael Vogt von Stilrad sagt. Denn was früher die Handtasche war, ist heute das Fahrrad. Und dieses ist viel praktischer als ein SUV - genug Stauraum hat es auch. Wer will, kann mit diesem Velo standesgemäß bei Käfer vorradeln und die Champagnerkisten im Anhänger verstauen. Der kann auch abgekoppelt und als Sackkarre benutzt werden. Das dürfte für den stilbewussten Münchner aber wohl kaum infrage kommen. Vorne ist Platz für die Champagnergläser oder den vierbeinigen Freund. Die Anhänger-Kombi ist für 1500 Euro zu haben.

Typologie der Lastenfahrräder

Badewanne

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(Foto: Veronica Laber)

Wer ernsthaft darüber nachdenkt, sein Auto gegen das Fahrrad zu tauschen, für den könnte dieses Modell von Urban Arrow interessant sein. Vom Preis her kann dieses Zweirad locker mit einem Vierrad mithalten: Für die Variante mit Elektroantrieb muss man 3500 Euro hinlegen. Was aussieht wie eine rollende Badewanne, ist ein Lastenfahrrad mit allem Komfort, den man sich wünschen kann. Mit fast allem: ein Rad für Familienmenschen oder Bierliebhaber. Wenn nicht gerade die lieben Kleinen transportiert werden wollen, dann finden in der Wanne genau zwei Bierkästen Platz. Ein Regenverdeck gibt es auch, fehlt nur noch die Sitzheizung für die Mitfahrer. Für den Biergeschmack wäre die allerdings weniger förderlich. Die dicken Reifen, die jetzt wieder modern sind, stammen eigentlich aus der Zeit der Jahrhundertwende und sollen die Stoßdämpfer ersetzen. Geschüttelt zu werden tut ja weder Kindern noch Bierflaschen gut.

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Schubkarre

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(Foto: Veronica Laber)

Da das Fahrrad längst ein Statussymbol ist, liegt es nahe, dass das gleiche Modell nicht noch einmal auf dem Radweg zu sehen sein sollte. Das könnte den Fahrer in eine echte Krise stürzen, denn der ist bekanntlich Individualist. Dieses Lastenrad gibt es garantiert nur einmal im Velo-Kosmos, denn es ist Marke Eigenbau und wurde von Detlef Schmitz extra für ein ökologisches Bildungszentrum angefertigt. Die Karre lässt sich kippen, die Erde bequem aufschütten. So bekommt die Schubkarre, die schon im antiken Griechenland erfunden wurde, als die Evolution des Fahrrads noch gar nicht begonnen hatte, ernstzunehmende Konkurrenz durch das Zweirad. Der Kreativität sind eben auch beim Fahrrad-Bau kaum Grenzen gesetzt. In der Werkbox3 kann man sich für 60 Euro im Monat sein persönliches Traum-Lastenfahrrad selber basteln. Aber wer bauen will, muss erst einen Grundkurs im Schweißen belegen. Nur so kommt man dem perfekten Fahrrad ein Stück näher.

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Pinkfarbener Flitzer

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(Foto: Veronica Laber)

Wäre der Radweg ein Runway und das Lastenrad der aktuelle Trend, dann wäre dieses pinkfarbene Rad sicher so etwas wie das It-Piece der Kollektion. Aber nicht von Armani, der für schlichte Eleganz steht, sondern eher von Punk-Queen Vivienne Westwood. Also das Fahrrad für Ferrari-Fahrer gewissermaßen. Nicht aufzufallen ist mit einem Lastenrad sowieso eher schwierig - wenigstens dürfte die Parkplatzsuche einfacher sein als mit dem italienischen Rennwagen. Das Aluminiumrad des Herstellers Bullitt mit einer Sieben-Gang-Schaltung hat seinen Elektromotor hinten in der Nabe. Wem Pink dann doch zu knallig ist, der kann bei der Velo Company aus verschiedenen Farben und technischen Finessen wählen. Fast wie beim Ferrari-Kauf, nur günstiger und vor allem umweltfreundlicher. Ohne Motor ist dieses Modell von 2500 Euro an zu bekommen.

© SZ vom 04.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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