TSV 1860 München:Löwen hoffen bis zum bitteren Ende

München: Abstiegs-Krimi TSV 1860 / 60er-Stüberl

Oh je, ob das was wird? Die Löwen-Fans fiebern mit ihren Spielern mit. Am Ende vergebens. Ihre Mannschaft verliert und muss gegen Regensburg ran.

(Foto: Johannes Simon)

In der Vereinskneipe des TSV 1860 hat die Enttäuschung viele Gesichter. "Die Mannschaft lebt nicht", sagt ein Anhänger bitter. Jetzt hoffen die Fans auf die Relegation.

Von Jean-Marie Magro

Fassungslosigkeit, Wut und Resignation. Im Löwenstüberl auf dem Vereinsgelände des TSV 1860 hat Enttäuschung viele Gesichter. Christian König, ein eingefleischter, junger Fan, der die Relegation gegen Holstein Kiel vor zwei Jahren im Stadion miterlebte, verschränkt lange die Arme hinterm Kopf und schaut ungläubig. Karl-Heinz Dietrich, genannt "Rudi", weil er dem Weltmeister Rudi Völler ähnlich sieht, sagt: "Unglücklicher hätte es nicht laufen können."

Was sich davor abspielt, ist ein Drama, das kaum schmerzhafter hätte sein können. "Aber Fußball ist nicht gerecht. Er ist brutal", sagt Dietrich. Und er hat recht. Man muss schon wirklich leiden wollen, sich an einem so schönen Tag in die Stube zu setzen. Doch genau das macht die Fans des TSV aus. Manche sitzen schon fast eine Stunde vor Spielbeginn auf ihrem Platz - und bleiben dort bis zum bitteren Ende.

Angst ist die beherrschende Stimmung

Das Endspiel um den Abstieg in Heidenheim. Frage nach der Stimmung: "Angst", ist das erste Wort, das fällt. Angst hat mehrere Facetten, viele davon werden während dieses Spiels demonstriert. Die ersten fünf Minuten herrscht verdächtige Ruhe in der Gaststätte. Marie Predasch ist ratlos: "Es wirkt, als hätten sie elf Leute wild zusammengewürfelt." Ihr Freund Christian König stimmt zu: "Die Mannschaft lebt nicht", sagt er bitter. Der Löwe brüllt nicht, er schnurrt nur noch, höchstens. Was die Mannschaft bringt, ist ideenlos. Von den Fans ist kein Aufbäumen, kein Aufmuntern zu hören. Höchstens Aufregung über Fehlpässe und mangelnde Einstellung.

Halbzeit. Viele schauen auf ihr Handy und prüfen die Tabelle. Nichts hat sich geändert, nur von unten droht keine Gefahr. Würzburg liegt gegen Stuttgart hinten. Der direkte Abstieg ist vom Tisch. Bernhard Friedinger trägt ein Trikot von Stefan Aigner. Ein Spieler, der eine Identifikationsfigur für den Verein sein sollte, die dieser aber in diesem Jahr nicht ausfüllen konnte.

Hilfe kommt von außerhalb: Sechzigste Minute. Dresden macht gegen Bielefeld das 1:0. Sechzig steht auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Bernhard Friedinger steht auf und ballt die Faust. Er darf gleich stehen bleiben, denn ausgerechnet der gescholtene Aigner köpft zur Führung für die Löwen. Das Stüberl steht, die etwa siebzig Fans freuen sich. Der Löwe ist wach. Im Biergarten wird gesungen und einer ruft: "Das ist endlich Leidenschaft." Doch Dramen haben Auf und Abs. Und so sickert durch, dass Bielefeld in Dresden ausgeglichen hat - und kurz darauf greift Sechzigs Torwart daneben und es steht 1:1. Ungläubiges Schauen. Zittern. Die letzten Minuten, das Stüberl hofft auf eine Wiedergeburt. Es wird keine geben. Konter der Heidenheimer in der 94. Spielminute. Der Ball wird abgefälscht. Stille bei den einen, wütendes Schnauben bei den anderen.

"Klar haben wir etwas resigniert", sagt Christian König. Wie er das Relegationsspiel gegen die Regensburger sieht? "Sollt' ma packen. Da spielen einige Ex-Löwen mit, die bei uns nie zum Zug kamen. Wenn wir es gegen die nicht schaffen, dann weiß ich auch nicht."

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