Trudering:Trauriger Anblick

Truderinger Rathaus

Altes Gemäuer: Das Truderiger Rathaus wurde zuletzt 1988 modernisiert.

(Foto: Renate Winkler-Schlang)

Für das Kommunalreferat ist das alte Truderinger Rathaus "ein besonders unwirtschaftliches Anwesen" und nicht sanierungswürdig. Stadtteilmanagerin Selma Last fordert eine "bürgerschaftliche Nutzung"

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Das frühere Truderinger Rathaus ist laut Kommunalreferat "ein besonders unwirtschaftliches Anwesen" und nicht sanierungswürdig. Die Immobilie an der Truderinger Straße 288 ist teilweise ans Bayerische Rote Kreuz (BRK) vermietet, das im Winter einige Mängel angeprangert hatte. Doch Kommunalreferent Axel Markwardt stellt sich auf den Standpunkt, es funktioniere alles vertragsgemäß, nirgends müsse nachgebessert werden. Dies geht aus einer Antwort Markwardts auf einen Stadtratsantrag von Hans Podiuk und Sebastian Schall (beide CSU) hervor. Schall hält die Antwort für "unbefriedigend".

Ein Denkmal ist das alte Rathaus, das nach der Eingemeindung Truderings 1932 an die Stadt überging, nicht. Im ersten Stock waren lange Zeit Wohnungen, im Erdgeschoss die Bezirksinspektion oder die Bezirksausschuss-Geschäftsstelle. Derzeit stehen einige Räume leer, den Rest nutzt das Rote Kreuz für eine Rettungswache und vielfältige ehrenamtliche Initiativen. Der Wohlfahrtsverband klagte im Februar über nicht heizbare Garagen, feuchte Räume und unzureichende Elektrik. Markwardt verweist auf einen Ortstermin: Die Garagen seien in vertragsgemäßem Zustand gewesen und unbeheizt vermietet worden, im Schulungsraum sei keine Schimmelbildung erkennbar. Die Beseitigung der "leichten Feuchtigkeit" im Gemäuer wäre "mit erheblichen baulichen Maßnahmen und hohen Kosten verbunden". Die Kellerräume seien trocken, die Stromversorgung in Ordnung.

Da das Haus als unwirtschaftliches Objekt eingestuft sei, werde derzeit nur gerichtet, was unbeding nötig sei, ein Rolltor für die Garage zum Beispiel gehöre nicht dazu. Die Stadt sei auch nicht verpflichtet, fürs BRK mehr zu tun - es obliege jedem Rettungsunternehmen, selbst für adäquate Räume zu sorgen. Dem BRK eine Sonderstellung einzuräumen, wäre sogar ein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Unternehmen. Eine aufwendige Sanierung hätte zudem auf die Mietkosten umgelegt werden müssen, so Markwardt.

Das alte Rathaus ist indes nur ein Puzzleteil in einem verworrenen Gesamtbild der Zukunft öffentlicher Immobilien in Trudering. Unweit, an der Bajuwarenstraße 136, steht auch die frühere Polizeiinspektion zur Disposition. Vorgesehen war bisher langfristig, dort für die Freiwillige Feuerwehr und das BRK einen Neubau zu errichten. Doch im Gesamtkonzept für die Planung der städtischen Feuerwachen hat dieses Projekt eine sehr niedrige Priorität. Es gibt daher noch nicht einmal einen Zeitplan. Vor Kurzem erst wurde bekannt, dass das Sozialreferat auf seinem Plan verzichtet, noch ein paar Meter weiter westlich, am Truderinger Bahnhof, ein Sozialbürgerhaus zu bauen. Plötzlich sind Feuerwehr und BRK auch hier nun als Ersatz-Nutzungen im Gespräch. Ob das die Sache beschleunigt oder verzögert, weiß niemand.

Ebenso unklar ist seit vielen Jahren, ob die Stadt das alte Rathaus als Tauschobjekt für das illegale Gewerbegebiet am Rappenweg braucht. Dieses will die Stadt seit Jahrzehnten neu ordnen, konnte sich aber immer noch nicht mit allen Eigentümern dort einigen. Möglicherweise gelingt das leichter, wenn das Haus an der Truderinger Straße hier mit zur Disposition steht.

Dann wäre es für eine öffentliche Nutzung verloren - sehr zum Bedauern etwa von Stadtteilmanagerin Selma Last oder auch Georg Kronawitter (CSU). Dieser hatte während seiner Zeit als Stadtrat immer wieder bürgerschaftliche Nutzungsmöglichkeiten wie VHS, Musikübungsräume und vieles mehr ins Gespräch gebracht - und stets kritisiert, dass die Stadt die oberen Räume leer stehen lasse. Nun sei er "sprachlos, wie nonchalant das Kommunalreferat über seine eigene Minderleistung hinweggeht". Unwirtschaftlich sei das Haus doch nur, weil die Stadt selbst versäumt habe, es laufend zu ertüchtigen und wirtschaftlich zu halten. Zehn Jahre und mehr habe das Kommunalreferat die Dinge nur treiben lassen, anstatt lösungsorientiert zu denken. Sämtliche Antworten seien nichts weiter gewesen als "Hinhaltetaktik", so Kronawitter, "ohne Unrechtsbewusstsein". In der Tat: Markwardt räumt in seinem Schreiben ein, dass die Stadt das Haus zuletzt 1988 modernisiert habe.

Auch Sebastian Schall ist unzufrieden, die BRK-Station sei mehr als eine Rettungswache wie jede andere. Man denke nur an die tausende von ehrenamtlichen Stunden der rund hundert Freiwilligen, nicht nur zur Wiesn: "Das BRK braucht schnell eine ordentliche Lösung, am besten in einem Neubau." Fürs Rathaus wäre es seiner Meinung nach am besten, es würde nicht weggetauscht. Das Städtebauprojekt Aktive Zentren und Managerin Selma Last hätten doch schon Studien, wie man es bürgerschaftlich nutzen könne: als attraktiven Ankerpunkt an einer bald sanierten und verkehrsberuhigten Truderinger Straße.

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