Trudering-Riem:Im Dschungel der Tarife

Truderinger Bezirksausschuss kritisiert, dass städtische Schulen unterschiedliche Preise für Energie zahlen müssen

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering-Riem

Die Astrid-Lindgren-Schule in der Messestadt Riem zahlt 93 Euro für die Megawattstunde an die M-Wärme-Abteilung der Münchner Stadtwerke. Der Lehrer-Wirth-Schule, wenige hundert Meter weiter westlich, werden für die gleiche Leistung 61 Euro berechnet. Georg Kronawitter (CSU) vom Truderinger Bezirksausschuss (BA) ist wieder einmal ganz tief eingetaucht in die Zahlen und Daten rum um den Energieverbrauch der Schulen und Kindertagesstätten. Er urteilt: "Würde überall der günstigste Preis zugrunde gegelegt, könnte die Stadt allein in diesem einen Stadtbezirk jährlich Einsparungen in sechsstelliger Höhe erzielen."

Auch die Tarife fürs Wasser schwanken laut Kronawitter, und zwar zwischen 3,19 und 4,49 Euro für einen Kubikmeter. Der Strom schlage in einer Einrichtung mit 18 Cent pro Kilowattstunde zu Buche, in einer anderen mit 31 Cent. Zu diesen Unterschieden kämen noch die im Verbrauch: Die sparsamste Kita an der Felicitas-Füss-Straße braucht 100 Liter Wasser im Jahr, umgerechnet auf einen Quadratmeter ihrer Fläche, in der verschwenderischsten an der Unnützstraße läuft 15 Mal so viel durch den Hahn. Früher schon hatte der BA auf solche Unterschiede hingewiesen, was zur Entdeckung eines Lecks in einer Leitung der Lehrer-Wirth-Schule geführt hatte.

Eine sehr lange Tradition habe es in diesem Bezirksausschuss, sich aus Sorge ums Klima mit dem öffentlichen Energieverbrauch auseinanderzusetzen, erinnert Kronawitter. 2007 habe das Gremium auf Antrag der CSU zum ersten Mal Energie-und Wasserverbrauchs-Ausweise für die städtischen Kitas und Schulen angefordert. 2011 habe man dann eine "im Grund auskunftsunwillige" Antwort des Bildungsreferats erhalten, auf Antrag der Grünen aber sofort nachgefragt. Im Frühjahr 2015 kam die neue Antwort. Das zentrale Immobilienmanagement der Behörde stellte dem BA Energieausweise und Energieprotokolle einiger Schulen und Kitas zur Verfügung. Und Kronawitter sah Handlungsbedarf: "Nach acht Jahren ist es wahrlich nicht zu früh."

Der Antragsteller will nun, ebenso wie auch SPD-Sprecherin Maren Salzmann-Brünjes, wissen: "Wer unterschreibt diese Verträge? Kein Controlling dürfte das durchgehen lassen." Es herrsche immer noch die Meinung vor, das sei nur eine Frage von "linke Tasche, rechte Tasche". Doch die Stadtwerke seien rechtlich selbständig, betont der Kritiker. Baureferats-Sprecherin Dagmar Rümenapf erklärt, es gebe halt zwei Tarife, einen für kleine und einen für große Einrichtungen. Ähnlich argumentiert auch Christina Warta, Sprecherin des Bildungsreferats: Die eine Schule habe eben ein Schwimmbecken, die andere nicht. Die Stadtwerke erklären, es existiere ein Rahmenvertrag für alle Referate und alle Liegenschaften. "Da sind die Preise fix." Der Anteil des Grundpreises am Gesamtpreis sei jedoch nach Verbrauch verschieden. Das, umgerechnet auf den Quadratmeter, könne den Anschein verschiedener Preise erwecken.

Kronawitter kann es nicht glauben: Die beiden Messestadt-Schulen seien vergleichbar groß. Die eine habe einen höheren Tarif für Wärme, die andere aber zahle einen höheren Preis für Wasser. Im Übrigen hätten die Stadtwerke immer darauf hingewiesen, dass es gerade im Wärme-Bereich Sonderkonditionen gebe. Die Stadt solle doch bitte mit den Stadtwerken generell "Best-Preise" vereinbaren.

Eine Art Aufsichtspflicht in dieser Sache sieht Kronawitter bei den Bezirksausschüssen. Auch wenn das Bildungsreferat künftig alle Daten seiner stadtweit etwa 1400 Immobilien offenlege - der Stadtrat wäre mit dieser Masse überfordert. Verteile man aber diese "Monitoring-Aufgabe" auf die 25 Stadtteilgremien, entfielen auf jedes etwa 60 Objekte, was bei entsprechender datentechnischer Unterstützung "gerade noch als machbar" erscheine.

Grünen-Sprecher Herbert Danner sah das anders: "Damit sind die Bezirksausschüsse gnadenlos überfordert", fand er. "Hier geht es um harte Fakten, um Energie, Euro und Cent." Seiner Meinung nach solle das Bildungsreferat sich einen eigenen Klimamanager leisten: Aus dem großen Einsparpotenzial bei den Tarifen und Verbrauchszahlen lasse der sich leicht finanzieren. Im Bildungsreferat arbeite bereits ein Energiemanager, sagt Christina Warta dazu: Er untersuche Schulen und Sporthallen daraufhin, wie Energie eingespart werden könne.

Der Kompromiss im BA auf Kronawitters zweiten Antrag: Auf jeden Fall sollen all die Zahlen den Bezirksausschüssen routinemäßig zur Verfügung gestellt werden, so dass diese wenigstens theoretisch die Chance haben, Kontrolle auszuüben.

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