Trudering:Neue Nutzung für die Unnütz-Wiese

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Bezirksausschuss ist mit Wohnen-für-alle-Projekt einverstanden, kritisiert aber die Geheimniskrämerei im Rathaus

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Die Wiese an der Unnützstraße/Bajuwarenstraße, die derzeit als inoffizieller Bolzplatz dient, wird von der städtischen Gesellschaft Gewofag teilweise bebaut, und zwar im Rahmen des Programms "Wohnen für alle". Es sollen 55 Wohnungen entstehen. Ein gemeinsamer Stadtratsantrag der Truderinger Stadträte Sebastian Schall (CSU) und Ingo Mittermaier (SPD) hat laut Informationen aus dem Bezirksausschuss Trudering-Riem in nichtöffentlicher Stadtratssitzung erreicht, dass nur ein 20 Meter tiefer Korridor der Grünfläche entlang der Bajuwarenstraße Bauraum werden soll. Damit zeigte man sich im Bezirksausschuss (BA) grundsätzlich zufrieden, denn keiner wolle angesichts der Not generell gegen Wohnungsbau sein.

Nicht zufrieden jedoch war das Gremium damit, dass die Vergabe an die Gewofag, verbunden mit allen Details, in nichtöffentlicher Sitzung vonstatten ging. Georg Kronawitter (CSU) hatte sich darüber bereits im Vorfeld direkt bei Stadtbaurätin Elisabeth Merk beklagt. Er habe die Stadtbaurätin aufgefordert, die nicht der Geheimhaltung unterliegenden Teile der Beschlussvorlage öffentlich zu stellen. Rechtlich könne es nicht angehen, dass konkrete baurechtliche Vorgaben wie die Anzahl der Wohnungen als "geheime Kommandosache" im Rathaus behandelt werden: "Wie OB Reiter mit dieser kleinkarierten Geheimhaltungspolitik das Vertrauen der Bürger in das Wohnen-für-alle-Programm stärken will, bleibt sein Geheimnis", so Kronawitter. Merk jedoch habe ihm abschlägig geantwortet: Der Stadtrat müsse zunächst offen intern beraten können, ob er die fraglichen städtischen Grundstücke an die Wohnungsbaugesellschaften vergeben wolle. Bezirksausschüsse erhielten aber diese nicht öffentlichen Vorlagen. Und sofort nach dem Beschluss werde das jeweilige Ergebnis öffentlich bekanntgegeben, worauf dann Infoveranstaltungen für die Bürger folgen könnten.

Ganz überzeugt schien der Bezirksausschuss jedoch von diesem Vorgehen des Planungsreferats nicht. Er ließ deshalb seinen Antrag auf größtmögliche Transparenz und eine rasch anberaumte Infoveranstaltung weiter laufen, denn "die benachbarten Anwohner sowie die Truderinger haben ein naturgemäß berechtigtes Interesse an Informationen", so die CSU. Die SPD hatte zunächst den Antrag vorbereitet, die Wiese für die Truderinger zu erhalten, sei es als Bolzplatz, Kinderspielplatz oder Erweiterungsfläche für die Freiwillige Feuerwehr Michaeliburg; die Genossen zogen diesen Antrag dann aber wieder zurück.

Schon früher hatte sich das Gremium Gedanken zur Unnütz-Wiese gemacht. Dass die Antworten der Stadt den BA nun erst erreichten, nachdem der nicht öffentliche Beschluss für "Wohnen für alle" gefallen war, missfiel Kronawitter ebenfalls: Die Stadt habe sie wohl bewusst zurückgehalten, bis der Beschluss in trockenen Tüchern war, mutmaßte er.

Nun nahm der BA die Antworten zur Kenntnis: Eine wichtige Bedeutung für die Grünausstattung des Stadtteils habe die Wiese nicht, denn es gebe genug privates Grün in den Gärten ringsum - und der Ostpark sei nur rund 700 Meter entfernt. Die Wiese sei auch nicht, wie in Trudering immer wieder kolportiert, mit der Auflage, dass sie Kinder und Jugendlichen dienen solle, an die Stadt vererbt worden, so das Kommunalreferat: Vielmehr sei sie in früheren Jahren unentgeltlich an die Stadt abgetreten worden, diese könne frei über sie verfügen, es bestünden keinerlei Auflagen. Ziel sei nun "eine maßvolle Bebauung, die sich strukturell ins Ortsbild einfügt und Grün- und Spielflächen berücksichtigt".

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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