Trudering:Lange Leitung

Trudering: Er setzt auf Glasfaser: Stefan Hofmeir, Gründer der Initiative.

Er setzt auf Glasfaser: Stefan Hofmeir, Gründer der Initiative.

(Foto: Robert Haas)

Stefan Hofmeir ärgert sich über lahmes Internet und hat die Bürgerinitiative "Glasfaserausbau München" gegründet

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Der selbständige Truderinger Elektroingenieur Stefan Hofmeir hat eine neue Bürgerinitiative gegründet: "Glasfaserausbau München - Schnelles Internet für alle Münchner". Die konkrete Forderung des bisher noch kleinen Grüppchens: Die Stadt soll die Stadtwerke offiziell beauftragen, innerhalb von vier Jahren ein flächendeckendes Glasfasernetz bis hin zu jedem Gebäude in ganz München zu errichten und zu betreiben. Die Baukosten soll die Stadt mit- beziehungsweise vorfinanzieren.

Hofmaier ist auch im Elternbeirat des Michaeli-Gymnasiums in Berg am Laim, einer sogenannten Medienschule, die besonders darunter leidet, dass die Klassen am Laptop oft mehr warten als lernen. Privat und beruflich gelte also: "Ich ärgere mich seit Jahren", sagt Hofmeir. Es solle Schluss seien mit der "langen Leitung", oftmals 200-fach überbucht.

Es ist das alte Lied von der Zwei-Klassen-Gesellschaft in München: Innerhalb des Mittleren Rings wurde bereits im Mai der hunderttausendste Kunde gemeldet, die Hälfte der Haushalte Münchens sei nun gut versorgt, jedoch damit erst ein Sechstel der Fläche. Im Rest der Stadt herrsche Leitungsmangel. Dabei haben laut Hofmeir von den noch anschließbaren 350 000 Haushalten schon 100 000 konkretes Interesse signalisiert.

Vektoring der Deutschen Telekom, also Daten-Turbo für das Kupferkabel durch Beseitigung der elektromagnetischen Störungen zwischen dem Verteilerkasten am Straßenrand und dem Router in der Wohnung, sei keine Alternative zu einem "richtigen, zukunftstauglichen Glasfaseranschluss", da seien alle Experten sich einig.

Hofmeir ist sicher: "Die Stadt hätte die Kosten innerhalb kürzester Zeit durch die monatlichen Nutzergebühren refinanziert." Der Kabelanschluss in den Achtzigerjahren habe auch Anschlussgebühr gekostet, ergänzt er. Schnelle Glasfaserleitungen ermöglichten neue Arbeitsweisen und machten die eine oder andere Fahrt durch München damit überflüssig, was auch die Umwelt entlaste. Zudem sei die Glasfasertechnik zukunftsfähig, die Kapazitäten würden lange reichen. Seien die Kabel einmal verlegt, müssten die Stadtwerke nicht gleich wieder aufrüsten.

Anträge für schnelles Internet gebe es aus einigen Stadtrandvierteln, etwa aus Laim oder aus Harlaching. Hofmaier hatte bereits 2013 einen entsprechenden Antrag bei der Truderinger Bürgerversammlung gestellt. Eineinhalb Jahre sei der "durch die Verwaltung gegeistert", sei aus Versehen auch mal für bearbeitet erklärt worden. Jetzt gelte er als erfolgreich abgeschlossen, denn die Stadt habe ihm ja mitgeteilt, dass der Ausbau weitergehe - Viertel für Viertel, Schritt für Schritt. 2015 sei das Olympische Dorf an der Reihe. Weiter gebe es seines Wissens aber nicht einmal eine konkrete Realisierungsliste.

Die Stadtwerke, so Hofmeir, gelten im Rathaus als eigenverantwortlicher Betreiber, dem der Stadtrat keine Weisung erteilen könne. Also fordere er nun, die Stadt solle den Stadtwerken statt dessen einfach einen offiziellen Auftrag erteilen. "Für mich ist das genauso Teil der Daseinsvorsorge wie Wasser, Abwasser oder Müllabfuhr, wie Straßen oder Nahverkehr", findet der Ingenieur. Es ist außerdem sicher: "Die Millionen sind da." München sei reich genug, das vorzufinanzieren.

Die Bürgerinitiative habe er gegründet, um zu zeigen, wie groß das öffentliche Interesse sei, so Hofmeir. Mit Infotischen wollen sie nun auf sich aufmerksam machen - und natürlich vor allem elektronisch Unterstützer finden: Man kann eine online-Petition unterschreiben auf www.glasfasermuc.de.

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