Trudering:Freude an der Wand

Kalender Trudering 2016

Kinder im Garten, Truderinger Straße 312, anno dazumal. Das Haus war "Hirtenhäusl", dann Malergeschäft, heute lockt hier ein Spielwarenladen.

(Foto: privat)

Kulturkreis hat neuen Kalender für Trudering herausgebracht

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Druckfrisch und mehr als rechtzeitig: Der Stadtteilkalender "Trudering - Waldtrudering - Riem" für 2016 ist auf dem Markt. Kalendermacher Peter Wagner vom Arbeitskreis Stadtteilgeschichte im Truderinger Kulturkreis und sein Co-Autoren-Team Xaver Erlacher, Georg und Gundula Kronawitter kombinieren wieder historische Fotos mit knappen Texten. Das Team konnte nach wie vor aus dem Vollen schöpfen, das Stadtteil-Fotoarchiv mit mehr als 3000 Motiven ist 2015 mit etlichen Gaben aus Privatsammlungen angereichert worden. Stolz ist Wagner, dass der Preis des Kalenders stabil geblieben ist. Die "Freude an der Wand" gibt es seit Jahren zu sechs Euro. Erhältlich ist der Kalender in Truderinger Geschäften sowie auf den Christkindlmärkten und Weihnachtsbasaren im Viertel. Der Erlös kommt dem Arbeitskreis zugute.

Die Reise beginnt auf dem Titelblatt mit nostalgischen, kolorierten Postkarten, die die Gast- und Waldwirtschaft "Phantasie" zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts zeigen. Schmunzeln werden die Kalenderkunden über das Februar-Bild, das beim Faschingstreiben neben dem Prinzenpaar zwei wichtige Truderinger zeigt, Hugo Weiß und Helmi Risch. Weiß war "Stadtteil-Bürgermeister", Risch mehr als drei Jahrzehnte lang "das" Gesicht des Festrings. Nostalgie kommt sicher auch auf beim Foto vom Frauenstammtisch beim ersten Christkindlmarkt vom Verein Bürgerzentrum 1980, im Mittelpunkt Stammtisch-Gründerin Lydia Strößenreuther.

Manches Bild im Kalender hat noch deutlich mehr Patina, etwa die Aufnahme der Postler mit ihren Dienstmützen und den ledernen Taschen für die Briefe am Lenker. Oder das August-Bild von 1920 mit Kindern und Hund und altem Dreirad - Matrosenanzug und Schürzen über den Kleidern inklusive. Schuhe haben sie alle nicht an. Der September erinnert an das Graben der Leitung für den einstigen Wasserturm. Die Arbeiter hatten nur Spaten zur Verfügung. Aber immerhin Zeit für eine gesellige Pause.

Zwölf Monate "gute, alte Zeit" als Klischee im Kalender? Davon distanziert sich Georg Kronawitter ausdrücklich: Immer wieder erwähne man auch die dunklen Seiten des vergangenen Jahrhunderts in Trudering. Elisabeth Baerlein, die Tochter der "Phantasie"-Eigentümer Fritz und Katharina Baerlein wurde 1944 in Ausschwitz ermordet. Das Kalenderrückblatt erinnere an sie.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: