Trudering:Erzwungener Umzug

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Die Stadt will eine Kita in Trudering abreißen lassen und bietet als Ersatz einen Pavillon in Neuperlach an. Weil die Anfahrt dadurch länger wird, haben die Eltern den Bezirksausschuss gebeten, nach einer Lösung zu suchen

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Verwirrung um 24 Krippen- und 50 Kindergartenplätze am Kreuzerweg 28: Träger der Einrichtung ist der Paritätische Wohlfahrtsverband, das Haus selber gehört der Stadt. Letztere will abreißen und neu bauen. Die Leiterinnen von Krippe und Kindergarten haben die Eltern informiert, dass die Stadt dem Wohlfahrtsverband die Betriebserlaubnis zum März 2016 entziehen wolle, der Neubau werde in drei Jahren fertig sein. Die Räumung werde "ab sofort" angeboten, man habe sich nun auf Anfang Januar geeinigt. Dies teilten besorgte Mütter dem Bezirksausschuss Trudering-Riem mit und baten dort um Hilfe.

Die Stadt habe ein Ausweichquartier angeboten: In Neuperlach am Hugo-Lang-Bogen habe die Stadt als Ersatz für einen Kita-Pavillon daneben einen Festbau errichtet, der Pavillon stehe aber noch und könne genutzt werden. Noch wissen die Eltern nicht, ob der Träger dies auch tun wolle. Sie selbst sind gespaltener Meinung: Die einen freuen sich über diesen Spatz in der Hand, andere, die bisher ihre Betreuungseinrichtung zu Fuß erreichen konnten und selbst kein Auto haben, scheuen die lange Busfahrt zum neuen Standort. Zudem sei der alte Pavillon kleiner als das alte Kinderhaus und auch nicht so gut für Krippe und Kita zugleich zu nutzen. Dies erklärte Doreen Kerber vom Elternbeirat dem BA.

Man sei verärgert über die Art der Kommunikation und verstehe den Druck nicht: Warum müsse die Betriebserlaubnis denn mitten im Kindergartenjahr, kurz nach dem Anmeldetermin, entzogen werden? Der Massivbau aus den Sechzigerjahren entspreche zwar nicht dem allerneuesten Stand, sei aber dennoch allemal besser als so manche Containerlösung. Man sei prinzipiell nicht gegen den Neubau, wünsche sich dann aber eine zeitliche Entzerrung und Interims-Container an Ort und Stelle.

Der Sozialausschuss des BA war sofort bereit, sich im Sinne der Eltern mit kritischen Fragen bei der Stadt zu melden. Doch dann erinnerte die frühere BA-Vorsitzende Stephanie Hentschel (Freie Wähler) daran, dass die Stadt 2012, als der frühere Eigentümer, das Kinderhilfswerk, das Haus hatte verkaufen wollen, hilfreich eingesprungen war und es selbst erwarb. Schon damals sei von Abriss und Neubau die Rede gewesen. Spätestens seit 2014, mit Erteilung der neuen, bis 2016 befristeten Genehmigung, sei dem Träger bekannt gewesen, was auf ihn zukommt. Das bestätigt auch Christina Warta, Sprecherin des Referats für Bildung und Sport. Warta erklärt, der Wohlfahrtsverband habe sich mittlerweile auch entschieden, den Hugo-Lang-Bogen als Zwischenlösung zu akzeptieren. Würden die im Sommer frei werdenden Plätze nicht besetzt, werde der Pavillon für die noch vorhandenen Kinder ausreichen. 2018 werde der Neubau für 74 Betreuungsplätze fertig sein und eine neue Betriebsgenehmigung erteilt.

Der Bezirksausschuss, der das bei seiner Sitzung noch nicht wusste, hatte beschlossen, alle Beteiligten Mitte Juli an einen runden Tisch zu holen, damit bis September Klarheit herrscht. Herbert Danner (Grüne), dessen heute erwachsene Kinder auch in die Kita am Kreuzerweg gingen, die damals noch Villa Kunterbunt hieß, konnte sich auch nicht erklären, warum der Abriss so eilig sei: Das Haus sei vielleicht nicht ganz auf der Höhe der Zeit, aber doch sicher nicht baufällig. Er will dazu von der Stadt eine Erklärung. Warta jedoch erklärt, das Haus sei "dringend sanierungsbedürftig", der Abriss erforderlich.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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