Trudering:Auf der Zinne

Schmuckfoto München Ost: 'Classic Circus Berlin' an der Wasserburger Landstraße Ecke Feldbergstraße

Bunter Platz: Bislang gastieren Zirkusse an der Wasserburger Landstraße.

(Foto: Florian Peljak)

Lokalpolitiker wehren sich gegen die überraschende Erhöhung der Wohnblöcke an der Wasserburger Landstraße

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Noch ist die Fläche gegenüber des Truderinger Kulturzentrums eine Bra che, auf der allenfalls manchmal ein Zirkus gastiert. Doch die rund 1,57 Hektar große Fläche ist bereits zur Bebauung vorgesehen, 137 Wohnungen sollten dort in mehreren Wohnblöcken entstehen - so sah es der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan vor. Sowohl der Bezirksausschuss als auch die Stadtgestaltungskommission waren zufrieden, obwohl entlang der Wasserburger Landstraße ein 150 Meter langer und bis zu vier Stockwerken hoher Riegel entstehen sollte. Jetzt aber will das Planungsreferat auf diesen Riegel ein weiteres, fünftes Stockwerk draufsetzen, um 15 zusätzliche Wohnungen zu realisieren. Das jedoch will der Bezirksausschuss (BA) nicht einfach so hinnehmen.

Magdalena Miehle (CSU), die Sprecherin des Unterausschusses Infrastruktur und Stadtgestalt, erinnert daran, dass die Stadtteilpolitiker den bereits anfangs schon massiven Baukörper akzeptiert hatten, weil er mit Erkern und Loggien, mit Vorsprüngen und unterschiedlichen Höhen schön gegliedert erschien. Beim Kulturzentrum könne man eine solche Verdichtung hinnehmen, die Stilelemente seien gelungen, das Vorhaben verträglich, der Übergang zur Gartenstadt mit Reihenhäuschen gelungen. Soweit der Stand vom vergangenen Dezember.

Nun solle der vorhabenbezogene Bebauungsplan gebilligt werden - und die zulässige Geschossflächenzahl soll plötzlich um zehn Prozent überschritten werden, die gegliederte Fassade wird geglättet, um jeden Winkel auszunutzen. Auf den ersten Blick sei diese Baurechtsmehrung gar nicht zu erkennen gewesen, erst die nun plötzlich höhere Geschossflächenzahl habe sie stutzig gemacht, wettert Miehle. In ihren Augen soll da nun ein Gebäudeklotz entstehen, der "wie ein Haifisch im Zierkarpfenteich" wirkt.

Am schlimmsten aber finden die Truderinger Kommunalpolitiker, dass dies die Stadt nun auf den Weg bringen könnte, ohne die Öffentlichkeit erneut einzubinden - obwohl doch das ganze Vorhaben einen völlig neuen Charakter bekomme. Der Bezirksausschuss verlangt daher einen neuen Erörterungstermin, in dem das veränderte Vorhaben dem Gremium selbst, den Nachbarn und auch den Vertretern des Städtebauförderungsprojektes "Aktive Zentren" vorgestellt werden soll. Bis dahin gelte der BA-Beschluss vom vergangenen Jahr, und der im Vergleich zum Aufstellungsbeschluss so deutlich geänderte Billigungsbeschluss bekomme derzeit aus Trudering-Riem keine Zustimmung.

Grünen-Sprecher Herbert Danner erinnerte zwar daran, dass sich vor allem die Wasserburger Landstraße für Verdichtung anbietet; so könne man "Druck rausnehmen aus den Gartenstadtquartieren", höhere Häuser könnten auch als Lärmschutz dienen. Doch auch er fand Kritikwürdiges: Damals schon habe er eine Kita für das Gebiet gefordert; wenn nun neuerlich verdichtet werden soll, wäre es um so wichtiger, dass die Stadt nachweist, wo sich die für die Familien nötigen Kitaplätze finden. Auch Georg Kronawitter (CSU) schloss eine Zustimmung am Ende nicht aus, aber: Zuerst müsse man sehen, wie urban das neue Konzept tatsächlich wirkt und ob es städtebaulich verträglich ist, zumal es nicht von Anfang an so "durchkomponiert" wie es das ursprüngliche Konzept sei. Kronawitter verlangte auch, dass die Stadt darlegt, wie die neuen Wegebeziehungen zwischen Kulturzentrum und Einkaufsmeile durch dieses Quartier funktionieren würden.

Der BA-Vorsitzende Otto Steinberger (CSU) merkte schließlich an, dass etwaige zusätzliche Wohnungen auf jeden Fall sozial gefördert sein müssten.

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