Trudering:Auf den Spuren der alten Truderinger

Trudering: Auf den Grund gegangen: Markus Fagner und Patricia Costache.

Auf den Grund gegangen: Markus Fagner und Patricia Costache.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Archäologen erforschen am Horst-Salzmann-Weg die Überreste einer Siedlung aus der Bronzezeit

Von Corbinian Wildmeister, Trudering

Drei neue Häuser sollen am Horst-Salzmann-Weg in Trudering entstehen. Doch bis diese tatsächlich gebaut werden können, gilt es erst einmal Näheres über die früheren Bewohner der Fläche in Erfahrung zu bringen, denn: Wie Archäologen herausgefunden haben, befinden sich dort die Überreste einer alten Siedlung.

Die für Außenwände charakteristische Anordnung mehrerer Pfostengruben und Lehmreste lassen auf die Grundrisse von zwei Holzhäusern und einem Nebengebäude schließen, so die bisherigen Erkenntnisse der Forscher. Darüber hinaus wurden die Spuren eines prähistorischen Brunnens entdeckt, der wohl im Zusammenhang mit der Siedlung steht. Aus archäologischer Sicht sind solche Brunnen höchst interessant, da anhand von Gegenständen, die sich in den verschiedenen Schichten des ehemaligen Wasserreservoirs befinden, die Nutzungsdauer der Quelle rekonstruiert werden kann.

Tatsächlich konnten die Archäologen bei ihren Grabungen auch schon erste Artefakte bergen. Es handelt sich um Keramik-Scherben, die von Gefäßen oder Vorratstöpfen stammen. "Diese sind äußerst hilfreich für die Datierung der Befunde, denn ausgehend von ihrer Form und Verzierung kann man sie einer bestimmten Kulturepoche zuordnen", erklärt der Ausgrabungsleiter und Firmeninhaber von Farch Archäologie, Markus Fagner. Er zeigt sich optimistisch: "Die Chancen stehen gut, dass wir jetzt noch weitere Artefakte finden."

Es ist kein Zufall, dass die Forscher ausgerechnet an dieser Stelle gesucht haben, denn auch auf dem mittlerweile bereits bebauten Nachbargrundstück wurden archäologische Funde gemacht. "Wenn in der Umgebung bereits Bodendenkmäler, also Hinterlassenschaften aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit, die nicht mehr obertägig sichtbar sind, wie Siedlungsspuren und Gräber, bekannt sind, ist die archäologische Baubegleitung das übliche Vorgehen", erläutert Fagner. Auch für die zeitliche Planung der Bauarbeiten sei dies von Vorteil, da der Bauherr nicht von den Ausgrabungsarbeiten überrascht wird und es zu keinen unvorhergesehenen Verzögerungen kommt.

Da die Funde auf dem gegenüberliegenden Grundstück aus der Bronzezeit stammen, vermutet der Ausgrabungsleiter, dass dies auch auf die neuen Entdeckungen zutrifft. Die recht hohe Dichte an Bodendenkmälern im Stadtteil Trudering lasse sich dadurch erklären, dass es dort eine relativ große Siedlungsanlage gab, welche schätzungsweise von der Zeit des Spätneolithikums, beginnend etwa im Jahr 3500 vor Christus, bis in die Latènezeit, welche mit der Geburt Christi endet, bewohnt wurde. Aus landwirtschaftlicher Sicht sei Trudering ein guter Siedlungspunkt gewesen, da sich die Böden leicht bearbeiten lassen.

Besonders außergewöhnlich seien die bisherigen Entdeckungen laut Fagner nicht, es handele sich eher um "gängige Siedlungsbefunde". Dennoch ist die Arbeit der Forscher wissenschaftlich sehr wichtig: Wenn nämlich keine schriftlichen Überlieferungen aus einer Zeit vorliegen, müssen die Informationen zur Besiedlung eines Gebietes aus dem Boden gewonnen werden. Die Grabungsarbeiten werden voraussichtlich noch maximal zwei Wochen andauern.

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