Trudering:An der Grenze

Trudering: Bewegung in der Grenzkolonie: Die Sportplätze mit Umkleidekabinen wurden in den Sechzigerjahren nur mit einer Sondergenehmigung errichtet.

Bewegung in der Grenzkolonie: Die Sportplätze mit Umkleidekabinen wurden in den Sechzigerjahren nur mit einer Sondergenehmigung errichtet.

(Foto: Robert Haas)

Eine Bürgerinitiative wendet sich gegen ein Bauprojekt am Ostende von Trudering. Etwa 80 Wohnungen sollen anstelle einer Sportanlage im Landschaftsschutzgebiet entstehen

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

In Trudering gibt es eine neue Bürgerinitiative. Sie setzt sich - ebenso wie die Gegner des Bauprojekts auf der Unnützwiese - für Grünflächen statt Wohnbebauung ein. Den Nachbarn um Horst Münzinger geht es darum, 80 Wohnungen an der Fauststraße 90, am Ostende der Truderinger Grenzkolonie gelegen, zu verhindern. Einen Teilerfolg hat die Gruppe mit dem Namen "Initiative gegen die Bebauung des erweiterten Wasserschutzgebiets Waldtrudering" bereits errungen: Es soll am Mittwoch, 26. Juli, eine öffentliche Erörterungsversammlung zum Bebauungsplanverfahren stattfinden; die Stadt wollte diese zunächst nicht abhalten. Zudem hat die Initiative nach eigenen Angaben bereits rund tausend Unterschriften gesammelt.

Die Fläche liegt in einem Landschaftsschutzgebiet und am Rande eines Wasserschutzgebiets; das Wohnungsbauunternehmen Neue Heimat konnte in den Sechzigerjahren eine Sondergenehmigung erwirken und errichtete Sportplätze, ein Schwimmbecken, zwei Tennisplätzen, Sanitär- und Umkleidegebäude sowie eine Turnhalle. Nach Münzingers Informationen wurde die Halle 1964 aus Naturschutzgründen weitgehend in der Erde versenkt. Nach der Insolvenz der Neuen Heimat seien die Anlagen eine Zeitlang vom Siemenskonzern für Betriebssport, später vom privaten Isargymnasium für Sportunterricht genutzt worden. Zuletzt waren Flüchtlinge auf dem Gelände untergebracht, die inzwischen ausquartiert wurden.

Von dem rund 24 000 Quadratmeter großen Areal besitzt die Stadt eine etwas mehr als 2000 Quadratmeter große Fläche; den Rest hat die Optima Aegidius Firmengruppe gekauft. Auf der Suche nach bebaubaren Flecken in München hatten bereits im Juni 2014 Stadträte von CSU und SPD die Bebauung mit 50 Reihenhäusern gefordert. Der Bedarf sei da, hieß es. Die Fläche eigne sich für eine Bebauung - und Reihenhäuser würden sich in die Umgebung der Grenzkolonie und der kleinen Siedlung an der Schwedensteinstraße einfügen.

Das Planungsreferat griff die Idee des Wohnungsbaus auf und ließ eine städtebauliche und landschaftsplanerische Voruntersuchung ausarbeiten. Das Ergebnis: Wohnblocks sind nach Ansicht der Behörde besser geeignet, um alte Bäume zu erhalten, ökologische Vorrangflächen zu integrieren und so wenig Boden wie möglich zu versiegeln. Eine "ökologische Mustersiedlung" soll es werden, energieeffizient, mit unbedenklichen Baumaterialien. Die Rede war von 50 bis 80 möglichen Wohnungen, inzwischen geht die Stadt von 80 aus. Den Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen könne man, so das Planungsreferat, später bei der Bebauung des früheren Piedersdorfer-Geländes decken.

Die Bezirksausschüsse Trudering-Riem und Ramersdorf-Perlach sind von dem Projekt nicht begeistert: Eine drei- bis viergeschossige Bauweise entspreche nicht dem ursprünglichen Antrag, auch wenn die Häuser "knapp unter der Baumsilhouette" blieben, wie die Stadt versprochen habe. Auch die Erschließung sei bisher mangelhaft, es müsse eine neue Bushaltestelle geschaffen werden, forderten die Truderinger Lokalpolitiker. Der benachbarte Bezirksausschuss will sichergestellt haben, dass die neuen Bewohner nicht mit ihren Autos die Niederalmstraße und den Hugo-Lang-Bogen belasten.

Die neue Initiative will jedoch den Wohnungsbau ganz verhindern. Sie verweist auf das strikte Nein zu einer Bebauung von Seiten des Bundes Naturschutz (BN), das der Stadtrat und die Bezirksausschüsse völlig ignoriert hätten. Die Naturschützer pochen darauf, dass nur an dieser Stelle die südlich und nördlich angrenzenden Bannwaldflächen einen letzten Berührungspunkt haben. Sie fordern ein natur- und artenschutzrechtliches Gutachten sowie eine Renaturierung der Fläche.

Die Initiative könnte sich auch vorstellen, die Sporteinrichtungen zu belassen und für die örtlichen Vereine zu öffnen. Die meisten Sportler kämen mit dem Fahrrad, sagt Münzinger. Er und seine Mitstreiter fürchten, dass weitere Wohnungen und die entsprechende Infrastruktur dazukommen. Die Stadtverwaltung habe ferner in ihrem Bebauungsplanentwurf die Straßen der Grenzkolonie breiter und den Grad der bestehenden Versiegelung höher angegeben als in der Realität, so Münzinger.

Die Erörterungsversammlung zum "Bebauungsplan 2119, Fauststraße" findet am Mittwoch, 26. Juli, um 19 Uhr, im Kulturzentrum an der Wasserburger Landstraße 32 statt.

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