Trauerfeier:Aufgebahrt vor dem letzten Geleit

Fans von Rudolph Moshammer bekommen die Möglichkeit zu einem persönlichen Abschied: Der Sarg mit dem ermordeten Modeschöpfer wird bereits am Freitag in der Münchner St.Lukas-Kirche aufgestellt.

Von Monika Maier-Albang, Christian Mayer und Gunnar Hermann

Dass Rudolph Moshammer keine engen Freunde hatte, denen er wirklich vertraute, zeigt sich nach seinem Tod: Die Trauerfeier am Samstag organisieren Menschen, die sich von Berufs wegen um ihn kümmerten - sein Hausarzt Arnulf Borchers, sein Chauffeur Andreas K. und sein Leibwächter Werner Wittek.

Trauerfeier: Im Inneren der Allerheiligen-Kirche

Im Inneren der Allerheiligen-Kirche

(Foto: Foto: dpa)

Bei einem Gespräch am Montagabend mit der Firma Denk verständigte man sich darauf, aus Moshammers Adressbuch einige hundert Bekannte auszuwählen, die Einladungskarten für die Trauerfeier erhalten sollen. "Wir werden Auszüge aus Mozarts Requiem spielen, seine Lieblingsmusik", sagte Arnulf Borchers.

Anschließend werde der Trauerzug mit dem mit weißen Lilien und roten Nelken geschmückten Sarg auf dem Weg zum Ostfriedhof auch vor der Boutique in der Maximilianstraße Halt machen. Dort sollen nach einer Schweigeminute die Schleißheimer Stadtpfeifer und ein Blasorchester aus Tölz spielen. Nach der Trauerfeier soll der Modemacher an der Seite seiner 1993 verstorbenen Mutter in einem Mausoleum beigesetzt werden.

Die Trauerfeier in der Allerheiligen-Hofkirche wird angesichts des zu erwartenden Ansturms auf einer Leinwand in den Brunnenhof übertragen werden. Die Kirche bietet lediglich Platz für 400 Gäste. Es würden aber mehrere Hundert Schaulustige erwartet, sagte der Geschäftsführer des Bestattungsinstituts Denk, Karl Denk.

Moshammers Hausarzt dementierte unterdessen Berichte, dass der Verstorbene in einem Glassarg aufgebahrt werden solle. "Wir haben dafür einen schwarzen Mahagonisarg ausgesucht." In diesem Sarg soll Moshammers Leichnam am Freitag von 9 bis 18 Uhr in der evangelischen Lukaskirche im Lehel aufgebahrt werden.

Borchers zeigte sich erstaunt darüber, dass sich bisher so wenig frühere Vertraute Moshammers bei ihm gemeldet haben, auch keine seiner Bekannten aus der Society, die sich früher gerne mit ihm zeigten. "Er hatte eigentlich gar keine richtigen Freunde", sagte der Hausarzt. "Und vielleicht haben sich nun nach dieser schrecklichen Geschichte schon einige von ihm abgewendet."

Keine ökumenische Trauerfeier

Stattfinden wird die Trauerfeier am Samstag um zehn Uhr in der Allerheiligen-Hofkirche, in einem säkularisierten Gotteshaus. Anfangs war die katholische Theatinerkirche im Gespräch, aber das Erzbistum steht einer Feier, die leicht in eine Inszenierung abdriften könnte, skeptisch gegenüber. Moshammer war außerdem aus der Kirche ausgetreten, und zwar aus der evangelischen. "Wir wollen ihn nach seinem Tode nicht für uns vereinnahmen", sagt Ordinariatssprecher Winfried Röhmel, der extra eine Pressemitteilung herausgab um klarzustellen, dass es keine "ökumenische Trauerfeier" für Moshammer geben werde.

Die evangelische Kirche indes hat kein Problem mit einer Trauerfeier. Eine solches Ritual mit "gottesdienstlichem Charakter" richte sich "ja immer auch an Hinterbliebenen und Freunde, die Trost brauchen", sagt der Sprecher der Landeskirche, Michael Mädler.

Aufgebahrt vor dem letzten Geleit

So erstaunt es nicht, dass Moshammers Leichnam ebenfalls in einer evangelischen Kirche aufgebahrt wird - im geschlossenen Sarg, wie der Pfarrer der Lukaskirche, Helmut Gottschling, erklärt. "Es kann und soll dabei nicht um einen bizarren Totenkult gehen, sondern um einen würdigen Abschied." Nur unter dem Vorbehalt, dass alles pietätvoll ablaufe, habe die Gemeinde zugestimmt, so Gottschling. Überzeugt hat die Gemeinde offenbar, dass sich Moshammer, wie auch die Lukaskirche, für Obdachlose engagiert hat.

Die Trauerfeier am Samstag wird der evangelische Pfarrer aus Grünwald, Christian Stalter, leiten. Auch der katholische Monsignore Hermann Streber wird "einige persönliche Worte" sprechen - allerdings nicht in liturgischer Kleidung. Streber war früher in der Bogenhausener Pfarrei Heilig Blut tätig und hatte dort Kontakt zu Moshammer.

Chauffeur als Generalbevollmächtigter eingesetzt

Seinen Nachlass hat Moshammer nach Angaben des Münchner Amtsgerichts in zwei sich ergänzenden notariellen Testamenten geregelt, die er im Oktober und November 2002 verfasste. Moshammers Chauffeur Andreas K., der elf Jahre für ihn tätig war, wurde im Testament zum Generalbevollmächtigten bestimmt.

Ob Moshammer tatsächlich mehrere Millionen Euro an Besitz hatte, ist unklar. Offenbar hat er aber tatsächlich einen Teil seines Vermögens den Obdachlosen vermacht. Das Testament wurde am Dienstag eröffnet. In den Vermächtnissen seien auch gemeinnützige Organisationen bedacht, sagte der Präsident des Amtsgerichts München, Gerhard Zierl. Weitere Einzelheiten nannte er unter Verweis auf den Datenschutz nicht.

Die Begünstigten sollen nun über den Inhalt der Testamente informiert werden. Nach Angaben des Geschäftsführers des Evangelischen Hilfswerks, Gordon Bürk, war eines von Moshammers Lieblingsprojekten der Aufbau eines Obdachlosenheimes für Männer unter dem Namen "Rudolph-Moshammer-Haus". "Es war einer seiner letzten Träume", so Bürk. Allerdings: "Traum und Wirklichkeit sind zwei verschiedene Dinge", sagt Viktor Münster vom Katholischen Männerfürsorgeverein. Der Plan sei nie verwirklicht worden, weil Moshammer für das Projekt zwar seine Kontakte einsetzen wollte, aber weniger sein Geld.

Weitere Ermittlungen zum Mordmotiv

Die Polizei versucht unterdessen mehr über das Mordmotiv des mutmaßlichen Täters Herisch A. herauszufinden. Offenbar nahm der 25-Jährige seinem Opfer doch mehrere 100 Euro ab. Eine Bekannte Moshammers, die mit ihm vor seinem Tod beim Essen gewesen war, hatte die Polizei darüber informiert, dass Moshammer mehrere hundert Euro bei sich trug. Die mit einer Klammer zusammengehaltenen Scheine trug er üblicherweise in der Sakkotasche. Die Beamten der Mordkommission fanden jedoch bei Moshammer weder Geldklammer noch Geld. Bei seiner Festnahme hatte Herisch A. lediglich 50 Euro bei sich. Deshalb geht die Polizei davon aus, dass der Mann, der als spielsüchtig gilt, das Geld verzockt hat.

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