Tram-Westtangente:Rechenspiele mit der Röhre

Tram-Westtangente: Startpunkt Romanplatz: Die geplante Tram-Westtangente soll von dort aus Richtung Süden bis zur U-Bahn-Station Aidenbachstraße führen.

Startpunkt Romanplatz: Die geplante Tram-Westtangente soll von dort aus Richtung Süden bis zur U-Bahn-Station Aidenbachstraße führen.

(Foto: Stephan Rumpf)

CSU schlägt die Baukosten des neuen Tunnels am S-Bahnhof Laim komplett der Trambahn zu und sieht ihr Nein zur Westtangente bestätigt. Dagegen protestieren die anderen Fraktionen im Bezirksausschuss Sendling-Westpark

Von Berthold Neff, Sendling-Westpar

Vor dem Glühwein eine hitzige Debatte: Obwohl es für die geplante Tram-Westtangente noch nicht einmal einen Trassierungsbeschluss gibt, gerieten sich die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Sendling-Westpark in der letzten Sitzung des Jahres noch vor dem feierlichen Umtrunk mit Glühwein und Plätzchen gehörig in die Haare. Den Auslöser für die Auseinandersetzung lieferte CSU-Fraktionssprecher Alfred Nagel, der die aktuelle Trasse von Anfang an abgelehnt hat. In einer E-Mail, die er an einige BA-Mitglieder sowie an die komplette CSU-Fraktion verschickt hatte, wies er auf den hohen städtischen Anteil von knapp 86 Millionen Euro an den Kosten für die Umweltverbundröhre in Laim hin und behauptete, um genau diesen Anteil würde sich das Neubauprojekt Trambahn verteuern.

Die Laimer Umweltverbundröhre soll Fußgängern, Radlern und Bussen vorbehalten sein - und auch von der Trambahn genutzt werden, die dereinst vom Romanplatz aus über die Fürstenrieder Straße bis zur Endhaltestelle an der Aidenbachstraße rattern soll. Dieser Tunnel in Laim unter den Eisenbahnschienen soll knapp 97 Millionen Euro kosten, knapp 86 Millionen Euro soll die Stadt dafür berappen. Nagel: "Dass damit die Kosten für die Tram-Westtangente deutlich über 200 Millionen Euro liegen dürften, ist nun nachweisbar - was wir schon immer behauptet haben." Mit dieser einfachen Rechnung, also die Kosten für den neuen Tunnel komplett auf die Baukosten der Tram draufzusatteln, brachte er die anderen BA-Fraktionen in Rage. "Das haben Sie nicht nötig", ereiferte sich Maria Hemmerlein (Grüne), die stellvertretende BA-Vorsitzende, und fügte hinzu: "Sie schlagen die Schlachten der Vergangenheit." Der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD) wies darauf hin, dass die Umweltverbundröhre mit oder ohne Trambahn gebaut werde. Sie diene vor allem dazu, die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs an der Schnittstelle S-Bahnhof Laim zu verbessern, also bessere Umsteigemöglichkeiten für die Kunden zu schaffen. Außerdem, so Keller, sei die neue Tram-Route vom Stadtrat mit breiter Mehrheit beschlossen worden, lediglich einige CSU-Stadträte hätten dagegen gestimmt. Die CSU als Ganzes, die ja mit der SPD ein Bündnis im Rathaus eingegangen ist, stehe hinter diesem Projekt, hob Keller hervor. Die CSU in den Stadtvierteln, die an dieser West-Trasse liegen, lehnt das Projekt ab, die CSU-Stadträte aus diesen Vierteln stimmten im Rathaus dagegen.

Die Tramlinie wird, so die Planung, an der westlichen Grenze von Sendling-Westpark vorbeiführen, doch weil dafür starke Eingriffe ab der Fürstenrieder Straße nötig sind, befürchtet die CSU Nachteile für den Autoverkehr. In der weiteren Diskussion gab Nagel offen zu, dass er die Tunnelkosten voll der Trambahn zugeschlagen habe. Er begründete dies damit, dass die Trambahn ohne den Tunnel nicht gebaut werden könnte. Allerdings, auch das räumte er freimütig ein, habe schon CSU-Oberbürgermeister Erich Kiesl, der von 1978 bis 1984 amtierte, in Laim einen weiteren Tunnel unter den Bahngleisen bauen wollen. "Und damals", so konterte BA-Chef Keller, "war von der Trambahn noch keine Rede".

Debattiert wurde auch darüber, wann denn nun der Stadtrat über die Trassierung beschließen werde. Jens Röver (SPD), der auch dem Stadtrat angehört, rechnet damit, dass dies in ein paar Monaten geschehen werde. Zu diesem Thema hatte sich BA-Chef Keller bereits mehrmals an Bürgermeister Josef Schmid (CSU), der als Referent für Arbeit und Wirtschaft auch für die Stadtwerke und damit für den Verkehr zuständig ist, nach dem Baubeginn erkundigt. Er wurde von Schmid immer wieder vertröstet, zuletzt wegen der "Komplexität, in der sich die Planungen bewegen". Zuletzt, Ende November, schrieb ihm Schmid, er habe "großes Verständnis für Ihre Enttäuschung, wenn zugesagte Termine nicht gehalten werden können". Deshalb, so Schmid, "werde ich nun keine fixe Terminzusage mehr machen". Bei diesem Satz fühlte sich BA-Chef Keller an ein anderes Projekt erinnert, dessen Verzögerungen schon legendär sind: "Das hört sich ganz nach Berliner Flughafen an."

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