Tram in Berg am Laim:Am Anfang steht ein Wall aus Sand

Tram in Berg am Laim: Drei Meter hoch wird der Erdwall werden, den Bagger zur Zeit aufschütten. Um ihn später wieder abzutragen.

Drei Meter hoch wird der Erdwall werden, den Bagger zur Zeit aufschütten. Um ihn später wieder abzutragen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Bauarbeiten für die Verlängerung der Straßenbahn von der Einsteinstraße bis zum S-Bahnhof Berg am Laim haben begonnen. Wenn alles gut läuft, geht sie ab Ende 2015 in Betrieb.

Von Marco Völklein, Berg am Laim

Manch einer wundert sich schon, wenn er in diesen Tagen an der Truderinger Straße entlang fährt. Ein Lkw nach dem anderen rauscht derzeit an die Baustelle für die geplante Steinhausen-Tram heran und kippt dort Unmengen von Sand ab. Ein Bagger verteilt das Ganze großzügig auf der Fahrbahn und häuft es zu einem gigantischen Haufen auf, eine Walze schließlich verdichtet den Sand. Nach und nach entsteht so ein immenser Wall. "Sollen auf dem künftig die Trambahnen fahren?", fragen bereits Anlieger.

"Nein", erläutert Matthias Korte von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). "Der Wall besteht nur temporär." Die Arbeiter benötigen ihn, um die geplante Stützmauer entlang der bestehenden S-Bahn-Trasse errichten zu können. "Der Wall ist quasi Teil der Baustelleneinrichtung", sagt Korte. Sobald die Stützmauer steht, werden erneut Bagger und Lastwagen anrücken und die Sandkonstruktion nach und nach wieder abtragen.

Derzeit allerdings sind die Arbeiter noch sehr damit beschäftigt, den Wall zunächst einmal aufzuschichten. Am Ende soll er laut Korte eine Höhe von etwa drei Metern erreichen und eine Länge von 200 Metern. Voraussichtlich von Juli an werden die Arbeiter dann sogenannte "Bohrpfahlgeräte" auf den Wall hieven. Diese werden dann "Bohrpfähle" in den benachbarten Bahndamm setzen. Dazu bohrt eine Bohrschnecke ein etwa fünf Meter tiefes Loch ins Erdreich - gleichzeitig wird ein Stahlrohr mit nach unten geführt. Anschließend wird die Bohrschnecke herausgezogen, und die Arbeiter kippen haufenweise Beton in das Stahlrohr. Schließlich wird das Rohr entfernt - und zurück bleibt ein Betonpfahl, der tief im Boden verankert ist. Direkt daneben wird dann der nächste Betonpfahl in die Erde getrieben - nach und nach entsteht so aus den vielen einzelnen Betonpfählen die Stützmauer.

Diese ist dazu gedacht, den Bahndamm abzusichern. Denn damit die MVG die neue Tramstrecke von der Einsteinstraße bis zum S-Bahnhof in Berg am Laim verlängern kann, muss sie die neuen Tramgleise an einer etwa 200 Meter langen Engstelle in der Truderinger Straße relativ nahe an die bestehenden S-Bahn-Gleise heranführen. Ohne die Stützmauer könnte die MVG aber nicht die Tramtrasse quasi in die bestehenden Böschung hineinbetonieren.

Das Eisenbahnbundesamt (EBA) hatte erst vor kurzem den Bau der Stützbauer per Vorabgenehmigung erlaubt. Denn für den Bau der eigentlichen Tramtrasse liegt derzeit noch keine Genehmigung vor.

Das Verfahren dazu hat die Regierung von Oberbayern als zuständige Genehmigungsbehörde erst vor kurzem eröffnet. Betroffene, beispielsweise Anwohner oder Grundstückseigentümer, können nun Einwände gegen die Planungen vorbringen. Am Ende wird die Bezirksregierung darüber beschließen und gegebenenfalls einen "Planfeststellungsbeschluss" erlassen, die Baugenehmigung. Allerdings rechnen weder Vertreter der Stadt noch der MVG mit nennenswertem Widerstand gegen die Strecke - anders als zum Beispiel in Laim, wo sich Anwohner massiv gegen den Bau einer Tramtrasse durch die Fürstenrieder Straße sperren. Auch im Stadtrat hatten alle Fraktionen für die Verlängerung der bestehenden Straßenbahnstrecke bestimmt.

Tatsächlich muss die MVG an die bestehende Tramtrasse in der Einsteinstraße nur etwa 1,3 Kilometer neues Gleis anstückeln, um die Straßenbahnen künftig bis zum S-Bahnhof Berg am Laim führen zu können. Damit will die Stadt vor allem die neuen Bürogebäude, die am Autobahnende rund um den Vogelweideplatz entstehen sollen, an das Nahverkehrssystem anbinden. Die Wendeschleife soll neben dem Hochhaus des Süddeutschen Verlags an der Ecke Hultschiner Straße/Zamilastraße entstehen. In ein paar Jahren könnte die Trasse außerdem weitergeführt werden Richtung Zamdorf und Daglfing.

Läuft alles nach Plan, soll die 18 Millionen Euro teure Verlängerung von der Einsteinstraße bis zum S-Bahnhof in Berg am Laim Ende 2015 in Betrieb gehen. Die MVG will dann vom Max-Weber-Platz aus die Linie 25 nach Berg am Laim verlängern. Dagegen allerdings regt sich Widerstand bei Fahrgastverbänden und einigen Stadtteilpolitikern. Der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr (AAN) zum Beispiel würde gerne das Tramnetz komplett umstrukturieren - und künftig die Linie 20 vom Westfriedhof kommend durch die Maximilianstraße und die Einsteinstraße bis zur Hultschiner Straße führen. Die MVG allerdings lehnt das aus Kostengründen ab.

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