Tourismus-Werbung:Bisschen Berlin

Tourismus-Werbung: Gelb, grün und blau im Logo stehen für die Wärme, das Grüne und die Herzlichkeit der Stadt.

Gelb, grün und blau im Logo stehen für die Wärme, das Grüne und die Herzlichkeit der Stadt.

(Foto: Zeichen & Wunder GmbH)

Der neue Werbespruch der Stadt lautet: "Einfach München"

Von Andreas Glas

Es ist nicht lange her, da galt der Jutebeutel als Fashion Item des Prenzlauer-Berg-Hipsters. Und siehe da, nur zwei, drei Jahre später hat auch München die identitätsstiftende Wirkung des Baumwollsackerls entdeckt. Alle Infos zum neuen Tourismus-Design, das die Stadt am Freitag vorgestellt hat, bekommen die Journalisten also in einem Jutebeutel überreicht. Und auch wenn sie nerven, diese ewigen Städtevergleiche: Es steckt eine Nuance Berlin in Münchens neuem Tourismus-Sackerl.

Man erkennt das aber erst auf den zweiten Blick. Das neue Logo zeigt zunächst nur: eine Brezn, die Türme der Frauenkirche und das obligatorische Weltstadt-Herz. Und zwar in den Farben Gelb, Grün und Blau - symbolisch für die Wärme, das Grüne und die Herzlichkeit der Stadt. Wahnsinnig innovativ ist das nicht. Muss ja auch nicht, findet Münchens Tourismus-Chefin Geraldine Knudson. Man wolle nicht das bestehende "Image unter den Teppich kehren", sondern den Ruf der Stadt um neue Faktoren ergänzen.

Welche Faktoren das sind, erschließt sich in Verbindung mit dem neuen Slogan. Hieß es bisher "München mag Dich" und vorher "Weltstadt mit Herz", lautet der Satz jetzt: "Einfach München". Und das ist nun wirklich was ganz Neues. Denn für Einfachheit ist München nicht unbedingt bekannt, jedenfalls nicht aus der Perspektive der Auswärtigen. Bei denen gilt München eher als versnobt und seine Bewohner gelten als großkopfert. Das will die Tourismus-Chefin jetzt offenbar ändern.

Nicht mehr das Wiesn-Ufftata und das Biergarten-Prosit soll alles übertönen, "es sind die einfachen, die kleinen Dinge, die leisen Töne", die Knudson in den Blickpunkt rücken will. "Das Baumeln der Füße im Eisbach, diese Stimmung, wenn sich das Licht im Wasser bricht, das Isarflimmern", sagt Knudson, dieses Lebensgefühl wolle sie vermitteln und die Touristen einladen, an diesem Gefühl teilzuhaben. Man wolle zeigen, dass eine gute Zeit in München "nicht immer das große Geld kosten muss", sagt Knudson, dass man hier seine eigene Brotzeit in die Biergärten mitnehmen darf, und dass nicht jeder Münchner eine Prada-Tasche trage - sondern manche auch einen Jutebeutel. Eben dass München nicht nur die Maximilianstraße ist, sondern auch ein bisschen Prenzlauer Berg.

Ach ja: Vor lauter Einfachheit scheint Knudson die anspruchsvollen Dinge vergessen zu haben. Hatte sie nicht versprochen, auch die Hochkultur stärker in den Mittelpunkt des Tourismus-Konzepts zu rücken? Ein bisschen ertappt wirkt Knudson, als sie darauf angesprochen wird. Aber keine Sorge, das neue Design, sagt sie, könne problemlos ergänzt werden. Ist ja neuerdings alles ganz einfach in München.

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