Totschlag:Sohn soll eigene Mutter erwürgt haben

  • Am Sonntagabend ging bei der Notrufzentrale ein Anruf ein: Ein Mann berichtete, dass die Mutter eines Freundes zusammengebrochen sei.
  • Ein Kriminalbeamter wurde aber misstrauisch.
  • Die Untersuchung durch die Rechtsmedizin offenbarte schließlich Spuren von Gewalteinwirkung, vor allem im Halsbereich.

Von Marco Wedig

Ein 25-jähriger Friseur-Azubi soll seine eigene Mutter im Streit getötet haben. Bei seiner Vernehmung durch die Polizei räumte er ein, die 55-jährige Frührentnerin geohrfeigt und gewürgt zu haben, berichtete die Mordkommission am Donnerstag. Zunächst hatte der Tatverdächtige den Einsatzkräften jedoch eine andere Geschichte aufgetischt.

Nun sitzt er in Untersuchungshaft. Die Tat ereignete sich offenbar bereits am vergangenen Sonntag in einem Mehrfamilienhaus an der Schleißheimer Straße. Zwischen Mutter und Sohn soll es zu einem heftigen Streit gekommen sein. Ein Freund des 25-Jährigen, der später zu Besuch kam, fand die bewusstlose 55-Jährige und wählte gegen 20 Uhr den Notruf. Während die Einsatzkräfte zu der Wohnung der Frau eilten, wies ein Disponent am Telefon den Anrufer an, die Frau wiederzubeleben. Seine Bemühungen blieben jedoch erfolglos. Der eintreffende Notarzt konnte nur noch den Tod der Frührentnerin feststellen.

Äußerlich habe man keine Verletzungen bei der Frau erkennen können

Zunächst wies nichts darauf hin, dass die Mutter womöglich gewaltsam zu Tode gekommen war. Äußerlich habe man keine Verletzungen bei der korpulenten Frau erkennen können, berichtet Benjamin Castro Tellez, Pressesprecher des Münchner Polizeipräsidiums. Ein kreislaufbedingter Tod schien den Ermittlern anfangs nicht unwahrscheinlich. Der 25-jährige Sohn berichtete den Beamten lediglich davon, dass seine Mutter plötzlich bewusstlos zusammengebrochen sei. Daraufhin rief sein Freund bei der Notrufzentrale an.

Bei der Leichenschau bescheinigte ein Mediziner zunächst eine ungeklärte Todesursache. Ein Kriminalbeamter des Kommissariats 12, zuständig für Todesermittlungen, wurde jedoch misstrauisch: Denn der Sohn hatte gegenüber der Polizei geäußert, dass es vor dem Zusammenbruch Streit zwischen ihm und seiner Mutter gegeben habe. Auf Drängen der Ermittler ordnete die Staatsanwaltschaft daher eine Obduktion der Leiche an. Die gründliche Untersuchung durch die Rechtsmedizin offenbarte schließlich Spuren von Gewalteinwirkung, vor allem im Halsbereich. Schnell fiel der Verdacht auf den Sohn der Frau. Bei seiner Vernehmung durch die Ermittler räumte der Friseur-Azubi letztlich ein, seine Mutter geohrfeigt und gewürgt zu haben. Töten wollen habe er sie allerdings nicht, beteuerte der 25-Jährige.

Ermittler gehen nicht von einem finanziellen Motiv aus

Das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn beschreibt Herbert Linder von der Mordkommission als "zwiespältig". Offenbar war es nicht zum ersten Mal zum Streit zwischen den beiden gekommen. Laut dem Mordermittler sei der 25-Jährige mit der Gesamtsituation unzufrieden gewesen. Teilweise wohnte er bei der geschiedenen Frührentnerin, manchmal aber auch bei einem Freund. Laut Polizeiangaben habe er seiner Mutter vorgeworfen, dass sie sich gehen lasse. Er habe sie aus ihrer Lethargie herausholen wollen. Womöglich gerieten beide deswegen in Streit.

Der Sohn verdient als Azubi nicht viel Geld, dennoch gehen die Ermittler nicht von einem finanziellen Motiv aus. Auch die Verstorbene dürfte kaum Ersparnisse hinterlassen haben. Der 25-Jährige war der Polizei zwar bereits bekannt, aber nicht als Gewalttäter, sondern nur wegen kleinerer Drogendelikte. Am Mittwoch wurde er festgenommen und dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Dieser erließ sogleich einen Haftbefehl. Der Vorwurf lautet auf Totschlag.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: