Totalsperre: A9:Giftalarm auf der Autobahn

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Ein Gefahrguttransporter leckt, hochätzende Salpetersäure tritt aus, der LKW-Fahrer ist alkoholisiert - doch verletzt wird niemand.

Alexandra Vettori

Konzentrierte Salpetersäure ist am Mittwochvormittag aus einem Leck in einem Gefahrguttransporter auf der Autobahn A9 bei Garching ausgetreten und hat zu einem Verkehrschaos im Münchner Norden geführt.

Wegen des Giftalarms war die stark befahrene Autobahn zweieinhalb Stunden zwischen den Ausfahrten Garching Nord und Süd komplett gesperrt. In beide Richtungen stauten sich die Autos auf zehn Kilometern Länge, mindestens sieben Kilometer lang war auch der Rückstau auf der A 92.

In Garching selbst herrschte ebenfalls Giftalarm. Per Radio und Lautsprecherdurchsagen der Polizei wurde die Bevölkerung aufgefordert, in den Wohnungen zu bleiben. Über dem Ort kreisten Hubschrauber, Polizei und Feuerwehr rasten durch die Straßen.

Stark ätzend

Verletzt wurde niemand, der 48-jährige Lastwagenfahrer erlitt einen Schock. Bei seiner Kontrolle stellte die Polizei allerdings fest, dass er alkoholisiert war. 3000 Liter einer Abfallnitriersäuremischung hatte der Laster aus Eichstätt geladen, die zur Hälfte aus konzentrierter Salpetersäure bestand und in einer Spezialanlage in München entsorgt werden sollte. Salpetersäure wirkt stark ätzend auf Haut, Augen und Schleimhäute und kann zu Bronchitis und Lungenentzündung führen.

Autofahrer hatten den 48-jährigen Fahrer gegen 10 Uhr darauf aufmerksam gemacht, dass vermeintlicher Rauch aus dem Tank austrat. Der Fahrer blieb auf dem Seitenstreifen stehen und alarmierte die Feuerwehr. Die stellte fest, dass es sich nicht um Rauch, sondern um Dämpfe handelte, die aus dem Aufliegertank drangen.

Nur mit vollem Atemschutz hätten sich die Feuerwehrleute dem Tankwagen nähern können, berichtete Kreisbrandrat Josef Vielhuber: "Es herrschte ein sehr hoher Gefahrengrad." Glücklicherweise habe sich die Wolke wegen des Windes aber nach oben bewegt. Messungen der Feuerwehr ergaben, dass für die Garchinger keine Gefahr bestand.

Ursache für den Austritt der Säurewolke war eine aufgerissene Schweißnaht am Aufliegertank des Lastwagens. Die Feuerwehr dichtete das Leck provisorisch ab und pumpte die restliche Flüssigkeit in ein anderes Fahrzeug. Wie stark das Erdreich durch die ausgelaufene Flüssigkeit verunreinigt wurde, stand nach dem Unfall noch nicht fest. Vertreter des Münchner Wasserwirtschaftsamtes nahmen aber im Umkreis Proben aus dem Boden.

Um das Verkehrschaos im Münchner Norden in einigermaßen geordnete Bahnen zu lenken, waren 150 Polizeibeamte aus den Präsidien München, Oberschleißheim und Oberbayern im Einsatz. Die Totalsperre der A9 in Richtung Nürnberg wurde um 12.40 Uhr aufgehoben.

© SZ vom 14.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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