Tödliches Drama in Solln:Im Bett verbrannt

65-Jährige war bettlägerig und konnte sich nicht mehr retten

Von Thomas Schmidt

Eine 65-jährige bettlägerige Frau ist am Dienstag bei einem Zimmerbrand ums Leben gekommen. Die Rentnerin versuchte noch, über einen Hausnotruf Hilfe zu rufen, doch als die Feuerwehr bei ihr eintraf, war es schon zu spät. Innerhalb von nur vier Tagen ist sie bereits die zweite Seniorin, die bei einem Brand in ihrer Wohnung gestorben ist - in beiden Fällen wurden die Flammen wohl von Zigaretten entfacht.

Das Feuer brach in den frühen Morgenstunden in einem Haus an der Becker-Gundahl-Straße in Solln aus. Gegen fünf Uhr betätigte die 65-Jährige von ihrem Pflegebett aus den Hausnotruf der Johanniter. Dafür musste sie nur auf einen roten Knopf drücken, den sie am Handgelenk oder um den Hals trug. Über eine Freisprechanlage meldete sich ein Disponent bei ihr und hörte im Hintergrund das Piepen des Rauchmelders. Der Mitarbeiter reagierte geistesgegenwärtig und wählte die 112. Um 5.17 Uhr erreichte der Notruf die Feuerwehr.

Als die Einsatzkräfte kurz darauf das Haus erreichten, rochen sie den Qualm schon im Treppenhaus und forderten Verstärkung an. Dann brachen sie die Tür im ersten Obergeschoss mit Gewalt auf und drangen unter schwerem Atemschutz und mit einem Löschschlauch in die Wohnung vor. In dem Schlafzimmer der 65-jährigen Frau stand das Pflegebett aber schon in Flammen. Die Einsatzkräfte konnten es zwar schnell löschen, doch die noch immer im Bett liegende Frau war bereits tot.

Ermittler der Polizei haben das Schlafzimmer anschließend genau überprüft. "Mit hoher Wahrscheinlichkeit" sei der Brand durch Rauchen im Bett entstanden, berichtete das Präsidium am Dienstagnachmittag. Hinweise auf einen technischen Defekt oder eine andere Brandursache fanden die Ermittler keine. Bereits am vergangenen Samstag war eine 73 Jahre alte Rentnerin bei einem Feuer in ihrer Wohnung in der Maxvorstadt gestorben. Sie hatte sich offenbar betrunken mit einer brennenden Zigarette ins Bett gelegt - und schlief ein. Bis der Löschtrupp der Feuerwehr bei ihr war, war sie längst tot.

Die Johanniter vermieten auch Rauchmelder, die direkt mit ihrer Hausnotrufzentrale verbunden sind, was im Ernstfall ein paar lebensrettende Minuten Zeit sparen kann. So ein Gerät war bei der 65-Jährigen aber nicht installiert, bestätigt Pressesprecher Gerhard Bieber. Viel mehr könne man nicht tun, um sich zu Hause vor einem Feuer zu schützen. "Wir bieten zwar Wohnraumberatungen an, aber die zielen eher darauf ab, Stolperfallen zu vermeiden."

Verena Peuler von der Inneren Mission rät, zur Sicherheit alle Elektrogeräte zu überprüfen, ob die Kabel gut isoliert sind. Außerdem böten Sanitätshäuser Decken, Vorhänge und andere Stoffe an, die schwer entflammbar seien. Das bedeutet aber nicht, dass die imprägnierten Materialien überhaupt nicht brennen. Gerade bei Pflegebedürftigen, die im Bett rauchen, bleibt immer ein Risiko. Eine stationäre Pflege erhöhe die Sicherheit, zum Beispiel weil man strikte Regeln fürs Rauchen aufstellen kann. Bei den Einrichtungen der Inneren Mission seien die Rauchmelder direkt mit der Feuerwehr verbunden, so Peuler. "Wenn bei uns ein Aschenbecher zu stark qualmt, kommen gleich drei Löschzüge vorbei."

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