Tipps für den Sommer:Sonne, Hitze, Hoffnung

Der Münchner Sommer 2011 - gab es den wirklich? Oder geht er jetzt mal los? Was haben wir nicht alles vermisst. Zehn schöne Orte, um den August zu genießen.

1 / 10

Tipps für den Sommer:Eisgekühlt im Isarkanal

-

Quelle: SZ

Um sich abzukühlen, braucht es erst einmal eines: Hitze. Schöne, trockene Hitze. Und dann ab ins Maria Einsiedel. Das Maria Einsiedel ist das schönste Münchner Sommerbad. Nicht nur, weil es so einen herrlichen alten Baumbestand hat. Oder weil es zum Naturbad umgebaut worden ist. Sondern auch, weil der Isarkanal durchfließt. Aber der Isarkanal muss noch ein wenig warten. Erstmal im Gras liegen, oder - noch besser - einen Liegestuhl mieten. Sich an die Hitze gewöhnen. Im Naturschwimmbecken eine Runde schwimmen oder ins Becken hechten, ist schon nicht schlecht. Aber in den eiskalten Isarkanal steigen, ist das Maximum. Schafft man es bis zur nächsten Treppe, oder bis zu übernächsten? Egal, es gibt nichts Erfrischenderes.

2 / 10

Tipps für den Sommer:Hasen und Hedonisten

Eisdiele in München, 2009

Quelle: Catherina Hess

Erbarmungslos brennt die Sonne zwischen den Häuserschluchten, der Beton reflektiert flirrende Hitze, der Schweiß rinnt, und im Hirn hängt der alte Song: "I schlürf an Eiskaffee im Rialto und schau den junga Hasen nach. . . S'is wieder Sommer, Sommer in der Stadt." An der Ecke Kaiser- zur Wilhelmstraße schwitzt Schwabing: verliebte Pärchen, verlebte Hedonisten, Anzugsträger, Kinderwagenschieber, Künstler in Latzhosen, Kleinkinder in Kleidchen. Alle halten ein Eis in der Hand. Maracuja, Schokolade, Chirimoya. Die Sonne brennt noch ein wenig weiter, das Eis schmilzt Schritt für Schritt auf dem Weg zum Englischen Garten, die Hitze ist viel zu vergänglich. Bleibt dieser eine Song: S'is wieder Sommer, Sommer in der Stadt.

3 / 10

Tipps für den Sommer:Schnitzel statt Nacktschnecken

Germering: OB Andreas Haas eröffnet den Beachvolleyball-Platz

Quelle: Johannes Simon

Beachvolleyball ist der ideale Sport für den nicht ganz uneitlen, figurbesorgten Münchner: Bauch, Beine, Po werden auf angenehmste Weise strapaziert, während man zugleich die neuesten Sonnenbrillen-Modelle vorführen kann. Wer sich leichtfertig in den heißen Sand wirft, fühlt die Reste der schwindenden Jugend, Momente des Glücks, selbst wenn man als paniertes Schnitzel aufsteht. Was ist schöner, als unterm wolkenlosen Himmel am Starnberger See einen Schmetterschlag zu verwandeln? Ach je, draußen kriechen wieder die Nacktschnecken über den Rasen. Ihr höheren Mächte: Gebt uns Sonne, Bälle, heißen Sand, gebt uns unseren Münchner Sommer zurück! Und mindestens fünf Sätze am Stück, bis es richtig weh tut.

4 / 10

Tipps für den Sommer:Oben ohne durch die Au

Cabriofahrer mit tierischem Beifahrer, 2007

Quelle: lok

München hat, bundesweit betrachtet, die höchste Cabriodichte. Das liegt zum einen daran, dass normalerweise das Wetter schöner ist als etwa in Hamburg, zum anderen gibt es hier eine Automobilfirma, die ein sogenanntes Kultauto baut, das sich oben entblättern kann. Jeder zweite Werksangehörige brettert mit so einem kleinen "Convertible" durch die Isarstadt. Früher galt die Leopoldstraße als Treff der Oben-Ohne-Freunde, heute überlässt man diese und die Maximilianstraße den Ferraristi und Porschlöchern aus den umliegenden Besserverdiener-Landkreisen. Der Münchner Cabriolist parkt vor den kleinen Cafés im Westend, in der Au, in Haidhausen. Doch schon dräut auch hier die nächste Regenwolke. Hamburger Verhältnisse - Dach zu!

5 / 10

Tipps für den Sommer:Münchner Meeresrauschen

-

Quelle: Stephan Rumpf

Brennend heißer Quarzkiessand. So weiß, so fein. Zergeht zwischen langen Fingern einer schokobraunen Schönheit. Die Augen geschlossen, den kühlen Caipi in der Linken; die Rechte streichelt zart den rieselnden Sommernachtstraum. Kulturstrand: Hier strandet der Stenz mit seinem Spatzl, surft der Student auf seinem Laptop, sonnt sich der Schicki mit seiner Micki. Ein bisschen Chillout-Musik, ein kleiner Flirt, ein großer Schluck aus perlendem Glas - das ist die Kultur des Strandes. Und wer die Augen vor der tosenden Ludwigstraße verschließt, erlebt das kleine Wunder: die Verwandlung von Motorenlärm in müde machendes Rauschen eines Meeres. Ein Last-Minute-Traum: Am Montag wird der Strand zusammengekehrt.

6 / 10

Tipps für den Sommer:Die Flasche aus dem Fluss

-

Quelle: Robert Haas

Ein verbreiteter Irrglaube ist, dass die schönste Form des Sommerbieres die einer frischen Maß im Biergarten sei. Dabei gibt es einen weit intensiveren Genuss: Das Bier ist dabei noch in der Flasche, einer ohne Etikett. Das ist längst in die Weiten der Isar geglitten, wenn man ins Wasser watet, um aus dem umspülten Kasten eine Flasche zu angeln. Mit der glitschigen Beute geht es an Land, wo die letzten Tropfen am Glas entlangrinnen und auf dem Pappteller neben dem saftigen Ökofleisch, um das einen die Mitgriller beneiden. Die Wurstbrater nebenan blicken von ihren Mottohandtüchern herüber, da schmeckt der erste Bissen, der erste Schluck. Er ist nicht sehr kalt. Wie herrlich! Dann hat die Isar also Badetemperatur.

7 / 10

Tipps für den Sommer:Der Würm entlang zum Paradies

Würm Radtour

Quelle: DAH

Rauf aufs Rad, die Sommertour durch den Münchner Grüngürtel beginnt im Hirschgarten. Am Spätnachmittag ist der Park fest in der Hand grillender und Fußball spielender Menschen. Wir lassen denBiergarten rechts liegen und fahren hinüber zum Nymphenburger Park. Entlang der Schlossmauer zirpen Zikaden, die sanften Hügel vor der Blutenburg leuchten im Spätnachmittagslicht. Wildromantisch geht es an der Würm weiter. Hat man die Autobahn überquert, beginnt das Land mit kleinen Weilern, Pferdekoppeln, Mais- und Getreidefeldern. Das Ziel, der Waldschwaigsee, ist von Bäumen umwachsen, und taucht man mit der untergehenden Sonne ins klare Wasser ein, schwimmt man im Glück. Das Paradies, es ist so nah ...

8 / 10

Tipps für den Sommer:Monaco-Picknick am Monopteros

Sonnenschein in München

Quelle: dpa

München ist die Stadt der Snobs. Sagen meist die Leute, die den trashigen Charme dieser anderen Großstadt preisen, in der immer die Autos brennen, aber sonst ja alles so schön alternativ ist. Jetzt mal ehrlich: In München muss man wenigstens keine Farbbeutelattacke fürchten, wenn man im Englischen Garten picknickt und gute Sachen dabei hat. Monaco Franze hat einst mit Champagner, Lachs und Walderdbeeren vorgemacht, wie es richtig geht. Das schmeckt auch heute noch. Beste Kulisse für ein Monaco-Picknick ist die Monopteros-Wiese. Hier genießt man die neidvollen Blicke der anderen. Und wenn der Schampus ausgeht, holt man sich schnell eine Maß Bier vom China-Turm. Ist das schön, ein Snob zu sein!

9 / 10

Tipps für den Sommer:Goldene Zeiten im Haus der Kunst

-

Quelle: Robert Haas

Schon von weitem hört man die Bässe pumpen, bunte Lichter leuchten unter den monumentalen Säulen. Jetzt nur schnell die Stufen hinauf, zum Haus der Kunst, in die Goldene Bar. Auf der Terrasse vor dem Prunkbau am Englischen Garten fläzen schon die Hipster in kurzen Hosen und Miniröcken in bequemen Sitzkissen oder lehnen lässig an der Wand - in der Hand ein Bier oder einen Hugo, Prosecco mit Holundersirup, den man diese Saison gerade noch trinken kann, bevor er wieder out ist. Der DJ dreht die Plattenteller, ein paar Gäste tanzen zwischen den Sitzmöbeln, es gibt knusprige Burger vom Grill, livrierte Kellner mäandern durch die Menge. Unterhalb der Treppe parken Halbwüchsige mit zu viel Geld Papas Sportwagen im VIP-Bereich, ein paar Jungs mit Surfbrett traben vorbei, zum letzten Nacht-Ritt auf der Eisbachwelle. In solchen Momenten ist München die schönste Stadt der Welt.

10 / 10

Tipps für den Sommer:Die Glut vor der Glyptothek

Frühling am Königsplatz in München, 2011

Quelle: Alessandra Schellnegger

Auf den schweren Stufen der Glyptothek beginnt das Frühjahr, und es endet dort der Herbst. Die Sonne lockt die Menschen an in Scharen. Im Hochsommer jedoch, da vertreibt sie viele wieder: Heißer kann kein Ort in München sein. Die Steine glühen, die Luft brennt. Nicht einmal schwitzen mag man in der Hitze, die am Königsplatz herrscht, wenn es August wird. Völlig sinnlos, hier nach Schatten zu suchen oder nach Erfrischung. Nichts kann das Austrocknen von Zunge und Gehirn verhindern. Egal was man versucht, es wird davon nur schlimmer. Am besten, man fügt sich, lässt sich ein auf die bedingungslose Glut. Der Verstand zerläuft. <NO1>verschwimmt.<NO>Zeitungsstapel und Bücher, mitgebracht, um ihn zu nähren, machen nicht intelligenter. Nur interessanter, bestenfalls. Das muss genügen, es genügt ja allen. Und wenn es Abend wird am Sonnenkönigsplatz, kühlt manches ab, die Liebe zum Münchner Sommer aber nie.

© SZ vom 20.09.2011/afis
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: