Tierquälerei:Der Schlachthof in Fürstenfeldbruck macht dicht

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  • Der Schlachthof in Fürstenfeldbruck wird geschlossen. Die Soko Tierschutz hatte Vorwürfe der Tierquälerei erhoben.
  • Der Geschäftsführer des Schlachthofes sprach in einer persönlichen Erklärung von einer "Kampagne".

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Leitung des Schlachthofes in Fürstenfeldbruck hat am Dienstag beschlossen, den Betrieb einzustellen. Vorausgegangen waren Vorwürfe der Tierquälerei, die die Soko Tierschutz erhebt. Bereits am Freitag hatte der Betrieb die Schlachtungen vorläufig eingestellt, um die Vorfälle zu untersuchen. In der knappen Erklärung des vierköpfigen Verwaltungsrates heißt es nun, der Weiterbetrieb sei unmöglich und die Mitarbeiter seien entlassen worden.

Ein Schuldeingeständnis oder Bedauern über die Vorfälle findet sich in dem Schreiben nicht. "Zu anonym entstandenen und inszenierten Vorwürfen müssen wir keine Erklärung abgeben", heißt es lediglich. Der Geschäftsführer des Schlachthofes, der Kreisrat Max Keil (ÖDP), sprach in einer persönlichen Erklärung von einer "Kampagne".

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Darunter sind auch Metzger, die Biofleisch verkaufen - und selbst wenn Verstöße festgestellt werden, hat das kaum Konsequenzen.

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Er könne deshalb nicht weitermachen. Bereits im vergangenen Jahr hatten Veterinäre des Landratsamtes Fürstenfeldbruck tierschutz- und baurechtliche Mängel in der Einrichtung festgestellt. Die Behörde sprach jedoch von Einzelfällen. Insgesamt gab es 2016 vier Kontrollen von Behörden sowie einer privaten Firma, die im Auftrag des Veterinäramts tätig ist, obendrein war ein amtlicher Tierarzt an jedem Tag, an dem geschlachtet wurde, anwesend.

Ein Insider gab der Soko Tierschutz dann die entscheidenden Informationen. Die Tierrechtlergruppe aus Augsburg verfügt über stundenlange Videoaufnahmen, die zwischen Juli 2016 und April 2017 entstanden sein sollen. Sie zeigen, dass verbotenerweise Elektroschocker eingesetzt wurden, um Tiere aus ökologischer Landwirtschaft zu betäuben, wie Rinder mit Starkstromzangen traktiert und Schweine nicht ausreichend betäubt wurden.

Einmal läuft ein Metzger mit seinen Stiefeln über Schweine, ein anderer tritt ein Schaf gegen den Kopf, das sich in einem Gitter verfangen hatte. Außerdem wurden Tiere nicht wie vorgeschrieben gefüttert. Das Landratsamt sowie ein Veterinär des Deutschen Fleischerverbandes untersuchen nach Angaben Keils die Vorwürfe.

Wie und ob es mit dem Unternehmen doch in neuer Form weitergehen soll, entscheiden die 80 Anteilseigner der GmbH & Co. KG in einigen Wochen. Der Obermeister der Fürstenfeldbrucker Metzgerinnung hält den Betrieb für unverzichtbar. "Wir brauchen einen Neuanfang", sagte Engelbert Jais. Er sucht deshalb nach neuem Personal. Der Betrieb wurde 1998 eröffnet, um kleinen Metzgereien und Direktvermarktern, für die sich eine eigene Schlachtstätte nicht rentiert, eine Anlage zu bieten. Etwa 60 Prozent der Tiere, die dort geschlachtet wurden, stammen aus ökologischer Haltung.

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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