Tierpark Hellabrunn:Zu viel Kommerz, kaum Artenschutz

Die traurige Kehrseite der Publikums-Attraktionen

Zu: "Erdmännchen gegen Eisbär" vom 28. März und "Das stinkende Klassenzimmer" vom 16. März:

Arme Eisbären

Vielen Dank für die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema "Eisbären im Zoo" und der kommerziellen Nutzung dieser Tiere. Eisbären gehören zu einer der Tierarten, die ganz offensichtlich am Leben in Gefangenschaft leiden, daher ist es wichtig zu zeigen, dass hier Tiere zur Schau gestellt werden, um Massen zu belustigen und zu unterhalten. Wichtig ist jedoch, dass sich Zoos nicht hinter dem Argument des Artenschutzes verstecken können. In 13 deutschen Zoos werden Eisbären gehalten, und in jedem einzelnen zeigen die Tiere laut Peta-Recherchen starke Verhaltensauffälligkeiten, die psychische Qualen der Tiere sichtbar machen. Die Nachzucht in Gefangenschaft gilt als äußerst schwierig, und selbst, wenn ein gesundes Eisbärenbaby zur Welt kommt, wie in diesem Fall, ist es nicht möglich, Eisbären aus der Gefangenschaft wieder in die freie Wildbahn zu entlassen.

Der Schutz der Art liegt also darin, Vertreter der Art in nicht artgerechten Umständen zu halten und sie Leid auszusetzen, um Besucher zu unterhalten. Hier scheint das Motiv doch vielmehr der Profit und nicht der Tierschutz zu sein. Auf den schwindenden Lebensraum dieser Tiere aufmerksam zu machen, ist sicherlich ein sehr wichtiges Unterfangen, doch dazu sollte es wesentlich bessere Wege geben, als die Tiere zu schädigen, die dabei doch eigentlich geschützt werden sollen. Milena Benz, Würzburg

Trügerische Idylle

Der Tierpark will den Kindern im Kindertierpark heimische Tierarten näher bringen - gut, aber ihnen einen Bauernhof erklären? Was den Kindern hier im Tierpark gezeigt werden soll, hat mit einem Bauernhof nur sehr wenig zu tun, eher schon mit einer realitätsfremden, verklärten Idylle. Das ist Kitsch pur. Für ein realistischeres Bild wäre der Zugang zu den städtischen Gütern oder anderen Bauernhöfen doch viel geeigneter. Dort könnten die Kinder einen echten Bauernhof erleben und begreifen . . . - und sich dabei vielleicht auch zu kritischeren Verbrauchern entwickeln, statt von einem trügerischen Idyll in die Irre geleitet zu werden.

Für mich ist es auch nicht Aufgabe eines Zoos, Kindern einen Bauernhof zu erklären, sondern ihnen Natur-, Tier- und Artenschutz näher zu bringen. Dazu gehören zwar auch seltene Haustierrassen, ihnen diese aber in einem derart kitschigen Idyll zu präsentieren, sehe ich eher kritisch. Hier lernen die Kinder ja noch nicht einmal etwas Realistisches über Tierschutz bei Nutztieren, weil bei der Haltung der Tiere im Zoo glücklicher Weise nicht jeder Cent eine Rolle spielt. Zudem engt der Bauernhof thematisch ein. Eine Forschungs- und Artenschutzstation als übergeordnetes Thema hätte viel mehr Freiraum geboten und dazu interessantere Optionen für praktische Arbeiten. Und obendrein würde eine Forscherstation auch besser zu den Zoo-Zielen passen. Leider waren die Stadt und der Aufsichtsrat an meinen Ideen hierzu nicht interessiert. Sabine Hartl, München

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