Tierpark Hellabrunn:Vogelgrippe verhindert Elefanten-Umzug

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Gajendra ist in Hamburg beliebt, soll aber so bald wie möglich ins neue Elefantenhaus in Hellabrunn zurückkehren. (Foto: Lutz Schnier)
  • Die Rückkehr von Elefantenbulle Gajendra nach Hellabrunn wird sich wegen der Vogelgrippe weiter verzögern.
  • Eigentlich war die Reise von Hamburg nach München schon für Ende November geplant gewesen.
  • Ein neuer Termin steht noch nicht fest.

Von Thomas Hahn

Der Weg in den Tierpark Hagenbeck führt dieser Tage über graue Matten. Die Matten sind mit einem Desinfektionsmittel getränkt. Alle, die in den Tierpark hinein wollen, Besucher wie Angestellte, müssen sich eine Minute auf die Matte stellen, damit das Mittel die Schuhsohlen von möglichen Krankheitserregern reinigt. Die Vogelgrippe hat den Hamburger Tierpark erwischt, deshalb ist die Vorsicht so groß. Vor vier Wochen musste der Park sogar für drei Tage komplett schließen, weil eine tote Gans auf das verhängnisvolle Virus H5N8 getestet worden war. Jetzt können wieder alle rein, aber die amtlichen Hygiene-Auflagen sind noch streng. Und die Folgen bekommt der Tierpark Hellabrunn 600 Kilometer südlich zu spüren: Denn Gajendra kann nicht heimkommen.

Der Elefantenbulle Gajendra, 23, geboren in Indien, aufgewachsen in München, lebt seit 2012 in Hamburg. Die Hellabrunner mussten das Elefantenhaus renovieren, für Gajendra war kein Platz mehr, deshalb kam er erst in den Leipziger Tierpark und ab 2012 nach Hamburg. Jetzt ist das neue Elefantenhaus in Hellabrunn fertig, alles ist vorbereitet für Gajendras Rückkehr. Es gab auch schon einen sorgfältig geplanten Abreisetermin Ende November. Aber dann kam alles anders.

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Helle Räume, ein riesiger Pool und 1000 Quadratmeter Platz in bester Münchner Lage: Da dürfte so mancher Wohnungssuchende neidisch werden auf die Hellabrunner Elefantendamen.

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Erst war es zu kalt für die große Überfahrt. Dann kam die Vogelgrippe. Dann die Hygiene-Auflage: Ohne Desinfektion kommt nichts und niemand raus oder rein in den Tierpark Hagenbeck. Futtertransporter sind erlaubt, für sie gibt es einen eigenen Desinfektionsprozess vor der Einfahrt. "Aber der ist für einen Tieflader nicht darstellbar", sagt eine Sprecherin des Tierparks Hagenbeck - und einen Tieflader braucht man schon, wenn man ein Tier von rund fünf Tonnen Gewicht und drei Metern Höhe über die Autobahn steuern will. Also verzögert sich Gajendras Reise weiter. Noch ist nicht abzusehen, wann die Behörden die Hygiene-Gebote wieder lockern. Und selbst wenn sie wieder lockerer würden: Der Winter ist nicht die ideale Reisesaison für Asiatische Elefanten. Ihr natürlicher Lebensraum liegt im Tropen-Klima, da kann selbst ein warmer Winter zu kalt für sie sein.

Die Kälte und der Elefant - ein heikles Thema. Die Hellabrunner Elefantendamen lieben den Winter eigentlich, sie essen gerne Eis und Schnee. Aber ihre Pfleger achten dann darauf, dass sie nicht zu viel davon essen, nur warmes Wasser trinken und nicht länger als eine Stunde täglich in der Kälte bleiben. Und auch bei Überfahrten muss die Temperatur stimmen. "Man kann einen Transport bis plus sieben Grad machen", sagt die Hagenbeck-Sprecherin. Alles, was darunter liegt, ist kritisch. Auch wenn der Container beheizt ist: zwölf Stunden stehen bei Fahrtwind, das ist für keinen Elefanten gut. Was der Mensch als Schnupfen kennt, kommt beim Elefanten zwar nicht vor, wie Christoph Schwarz, Sprecher des Tierparks Hellabrunn, sagt. Aber: "Man möchte eine Unterkühlung grundsätzlich vermeiden, weil so etwas immer sehr kräftezehrend ist." Ein geschwächter Elefant wiederum ist anfällig für Infekte. Im schlimmsten Fall könnte sich Gajendra auf der Winterreise eine Lungenentzündung holen.

Es wird noch dauern, bis Gajendra nach München kommt. Schon deshalb, weil das schwere Material zum Transport erst wieder gebucht werden muss: Der Tieflader und der Container beim Spezialunternehmen für Schwertier-Transporte in Walsrode. Der Kran mit 47 Tonnen Ballastgewicht bei einer Hamburger Firma. Einen Elefanten von A nach B zu bringen, ist eine Herausforderung, bei der man nicht einfach nur schnell den Elefanten anschnallt und losfährt. Einen guten Plan braucht es und geeignetes Gerät.

Die Vogelgrippe ist unangenehm für den Tierpark Hagenbeck. Da mag es sogar ein kleiner Trost für die Verantwortlichen sein, dass sie dazu beigetragen hat, Gajendra länger als geplant im Norden behalten zu können. Der Bulle ist in der Hansestadt sehr beliebt. Einerseits weil er zuverlässig für Nachwuchs gesorgt hat; zwei seiner Jungen sind schon geboren. Andererseits wegen seines freundlichen Charakters. Hagenbecks Tierarzt Michael Flügger nennt ihn "ziemlich entspannt".

Und die Münchner? Warten, was bleibt übrig. Kälte und Vogelgrippe sind schicksalhafte Ereignisse. "Die Kollegen können ja auch nichts dafür", sagt Christoph Schwarz. Sechs Jahre hat es gedauert, bis die neue Anlage für Hellabrunns Dickhäuter fertig war, da kommt es vielleicht auch nicht darauf an, ob der Bulle des Elefantenhauses ein paar Wochen früher oder später kommt. Außerdem ist Schwarz der Meinung: "Vorfreude ist die schönste Freude."

© SZ vom 24.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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