Tierpark Hellabrunn:Hauptsache, den Algen gefällt's

"Neue Nachbarn in der Savanne" vom 29. Januar und der geplante Umbau des Tierparks Hellabrunn:

Bis 2040 soll der Münchner Tierpark Hellabrunn ein Kontinental-Zoo werden, in dem man jungen Besuchern Umwelt-, Arten- und Naturschutz näherbringen will. Das geht nicht mit ein paar Plakaten, meint Tierparkchef Rasem Baban. Stimmt, sicher aber auch nicht, wenn man es wie beim Parkhaus nicht vorlebt. Und nachdem gut die Hälfte der Besucher zu den älteren Semestern gehören, sollte ein modernes Edukationskonzept auch sie ansprechen - und apropos "modern", damit ist doch nicht etwa dieses "Plastik-Müll-Aquarium" bei den Robben gemeint?

Die Zoo-Leitung will Tiere noch erlebbarer für die Besucher machen. Die neue Polarwelt sieht sie als beispielhaft dafür, was sie anstrebt. Die alte Beton-Architektur optisch aufzuwerten, war zwar richtig. Was aber haben Holzstöße mit einer Felsenküste zu tun oder die Holzhütte mit der baumlosen Tundra?

Bei den Robben gibt es genau wie früher eine Glasabtrennung - neu ist ein absolut hässlicher Zaun dazwischen, der wohl während der Vorführungen die Besucher näher an die Robben bringen soll. Gelungen sieht anders aus. Auch der Besuchersteg durch den Tundrabereich schafft nicht mehr Nähe zu den Tieren, die gehen nämlich auf Abstand, wodurch ihnen viel Platz verloren geht. So hat der Besucher keinen anderen Einblick als von außen. Obendrein stört der Steg den natürlichen Charakter der Fuchs-Anlage empfindlich. So ein Ding gehört halt nur in sehr große Anlagen.

Dazu wurden Vorgaben des Säugetiergutachtens - wie etwa ein dunkler Beckenboden bei den Robben, um deren empfindliche Augen etwas vor Reflexionen ultravioletten Lichts zu schützen - einfach ignoriert. Dafür fühlen sich nun die Algen wohler.

Die Füchse als Nachbarn und Besucher auf dem Steg führen zudem zu erheblichem ungenutztem Totraum im Hasengehege. Ob so noch die zur artgerechte Haltung dreier Hasen nötigen 30 Quadratmeter vorhanden sind, ist fraglich. Dazu lärmen hinter jeder angrenzenden Wand auch noch Besucher. Und das soll vorbildlich artgerecht für eine als stressempfindlich geltende Art sein?

Die Eulen trennt nur ein Kettenvorhang von der Freiheit, dabei haben Besucher an der großen Voliere schon mal gerne den Tieren die Tür aufgehalten. Schnee-Eulen sind dazu während Brut und Aufzucht recht aggressiv, in manchen Zoos gehen Pfleger dann nur noch mit Bauhelmen in deren Anlagen. Warum wurde hier also nicht gleich eine Möglichkeit zur Nistplatz-Kontrolle von außen eingebaut? In der Brutzeit wird man den Steg wohl sperren müssen, die Besucher kommen dann nicht mehr zu den Hasen, die Anlagen verschandelt der Steg aber weiter.

Für Tierparkchef Rasem Baban wurde das Geo-Zoo-Konzept früher nicht stringent genug verfolgt - ein Zoo ist aber keine Briefmarkensammlung, weshalb es dafür oft gute Gründe gab. Allerdings nicht bei den Weißschwanzstachelschweinen. Warum wurde die Anlage dieser Asiaten also in den alten Europa- beziehungsweise in den neuen Afrika-Teil gebaut und auch gleich noch wieder überarbeitet, als der Masterplan längst vorlag?

Nur zur Perfektionierung des Geo-Zoos braucht es auch keine neue Löwenanlage, denn es gibt auch asiatische Löwen. Und während es Herrn Baban stört, wenn die Löwen neben den sibirischen Uhus sitzen, frage ich mich eher, was der Uhu im Dschungel(-Zelt) macht.

Bedenklich außerdem, wenn man uns ständig - wie auch jetzt wieder - das "potentiell gefährdete" Breitmaulnashorn als stark bedroht verkauft, nur weil man das noch mehr "gefährdete" Panzernashorn abschaffen will.

Sabine Hartl, München

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