Tierpark Hellabrunn:Eisbär-Baby hier entlang

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Schilder weisen den Weg zur neuen Attraktion im Tierpark. Für Maria Fencik aus Köln etwa - die seit Mittwoch vier mal da war. Doch ein Eisbär-Baby schläft, wann es will. Und es kommt raus, wann es will.

Von Anna Hoben

Den Zeitpunkt hat das Eisbär-Baby Q gut abgepasst. Pünktlich zum Anfang der Faschingsferien beginnt es seine ersten Welterkundungen. Welt meint in diesem Fall die Tundra-Anlage im Tierpark Hellabrunn, eine Welt mit Panzerglasscheibe drumherum, vor der sich am Sonntagvormittag Dutzende kleine und große Menschen postiert haben.

Lektion für die kleine Q: Das Leben als Eisbär-Baby ist ein öffentliches, ähnlich dem prominenter Menschen. Mit dem Unterschied, dass man als Eisbär wenigstens keine Interviews geben muss. "Eisbär-Baby hier entlang", verraten extra aufgestellte Schilder im Zoo, sie weisen der sonntäglichen Familienprozession den Weg. Lektion für die Menschen mit den Kameras und Smartphones auf der anderen Seite der Scheibe, jederzeit bereit zum Abdrücken: Ein Eisbär-Baby schläft so lange, wie es will. Und es kommt raus, wann es will.

"Geduldig sein, das habe ich mit dem Fotografieren gelernt", sagt Maria Fencik. Am Dienstag ist die 28 Jahre alte Krankenschwester und Hobby-Tierfotografin aus Köln in den Zug nach München gestiegen, am Mittwoch ist sie in Hellabrunn gewesen, ebenso am Donnerstag und Freitag. Der Samstag war für eine Tour in die Berge reserviert, "ich wollte noch mal Schnee sehen". Sonntag wieder: Tierpark.

Die Hobbyfotografin Maria Fencik ist extra von Köln nach München gekommen und war seit Mittwoch vier Mal in Hellabrunn. (Foto: Hoben)

Alles fing 2013 an, der sibirische Tiger Jegor war gerade vom Kölner Zoo nach München umgezogen. "Da bin ich zum ersten Mal hergekommen, ich wollte schauen, wie es ihm geht." Seitdem sei Hellabrunn ihr zweites Zuhause, sagt Maria Fencik. Seit 2015 besitzt sie eine Jahreskarte. Sie besitzt auch Jahreskarten für die Zoos in Köln und im niederländischen Kerkrade, bis vor Kurzem hatte sie außerdem eine für den Tiergarten Nürnberg. In Hellabrunn aber ist sie am liebsten, "es ist zu jeder Jahreszeit schön hier". 30 Mal ist sie im vergangenen Jahr in Hellabrunn gewesen, viele Tiere kennt sie mit Namen.

Im Kölner Zoo gibt es keine Eisbären, und deshalb will Maria Fencik auch die kleine Q in München aufwachsen sehen. Aber nun muss sie sich erst einmal in Geduld üben, um sie überhaupt zu sehen. Seit neun Uhr steht sie vor der Scheibe, um viertel nach elf haben sich Q und ihre Mutter Giovanna noch nicht blicken lassen. Maria Fencik ist mittlerweile gut im Warten. Wenn es sein muss, wird sie bis 14 Uhr hier stehen. "Ich geb' ihr gerne Zeit", sagt sie, "wir waren schließlich alle mal jung und haben viel Schlaf gebraucht".

So entspannt sind nicht alle. "Man trifft natürlich immer auch Leute, die erwarten, dass ein Tier präsent ist, wenn sie dafür bezahlt haben", sagt Fencik. Die meisten an diesem Sonntag aber nehmen es gelassen, dass sich lange nichts tut in der Tundra-Anlage. Die Kinder sind trotzdem glücklich, weil sie Zuckerwatte in den Händen halten, so weiß und fluffig wie Eisbärenfell. Sie sind auch zufrieden damit, dass immerhin Qs Vater Yoghi sich zeigt. "Aber warum läuft der so im Kreis?", fragt ein kleines Mädchen seine Mutter. "Der hat Hunger, weil er noch nicht gefrühstückt hat", sagt die. Kurzer Schreckensmoment bei der Tochter: "Will der uns alle essen?"

Und dann, um halb zwölf, zeigen sie sich: erst die Mutter, dann das Baby. Vorsichtig tapst es umher, dann wird es mutiger, rennt, kugelt und hüpft. Kamera-Klick-Gewitter, auch Maria Fencik fotografiert nun, was das Zeug hält. Nach vier Minuten ziehen sich die Bären wieder in den Stall zurück. Wer weiß, was sie noch vorhaben; die Menschen jedenfalls müssen nun erst mal Fotos per Whatsapp verschicken.

© SZ vom 27.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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