Tierpark Hellabrunn:Die doppelte Edith

Die Eltern des Przewalski-Urwildpferdfohlens Edith-Djamila sind auf mysteriöse Weise gestohlen worden. Das kleine Waisenkind hatte jedoch Glück, dass eine andere Edith es adoptierte: Edith Walser-Ude, die Gattin des Oberbürgermeisters.

Von Fritz Niemann

Edith-Djamilas Mutter, die Stute Sixtina, verschwand im letzten Dezember von der Koppel in Leonie bei Starnberg.

Für Zoologie-Professor Wiesner vom Tierpark, der angesichts des Verlustes immer noch sichtlich getroffen ist, ein unerklärliches Verbrechen.

Die gedrungenen Urpferde mit dem großen Kopf sind in freier Wildbahn seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgestorben und überleben seither nur in der Obhut von Menschen.

Es gibt heute weltweit noch um die 2000 Exemplare der kurzbeinigen Gesellen und diese sind allesamt Nachkommen von zwölf Tieren, die Anfang des letzten Jahrhunderts aus der Mongolei nach Europa gebracht wurden.

Kopfgeld ausgesetzt

Professor Wiesner jedenfalls hat jetzt ein Kopfgeld auf den Dieb von Sixtina ausgesetzt. "Wer mir den Täter oder das Pferd liefert, kriegt 5000 Euro", bemerkt er hoffnungsvoll.

Nur gut, dass die heimtückischen Diebe die kleine Edith-Djamila nicht auch gestohlen haben.

Das haarige Geschöpf mit den Kulleraugen wird seitdem liebevoll von Ersatzmutter Bardolina erzogen und versteht sich prächtig mit Stiefbrüderchen Django.

Zum Wohlbefinden des Jungpferdes trägt auch Edith Welser-Ude, Schirmherrin des Wiedereinbürgerungsprojektes für die Hellabrunner Przewalskipferde in Kasachstan und Patentante von Edith-Djamila in Personalunion, bei.

Edith, die Patin, und Edith-Djamila, das Patenkind, verbergen ihre wechselseitige Begeisterung voreinander nicht und es ist gut, dass das Urwildpferdfohlen wieder eine Erziehungsberechtigte hat, die ihm viel beibringen kann.

Besuch in der Steppe

Frau Welser-Ude war sogar schon selbst in der kasachischen Steppe, denn: "Ich musste ja mal sehen, wo die Wurzeln meines Kindes liegen". Seitdem hat sie ihre Leidenschaft zu den Urpferden entdeckt und will die Regelmäßigkeit ihrer Zoobesuche "mindestens verdreifachen".

Die Urpferde, die nach dem russischen Forschungsreisenden Oberst Nikolai Przewalski benannt wurden, sind gesellige Tiere.

Jedoch neigen sie zu bisweilen nicht ungefährlichen Temperamentsausbrüchen - und sind in der Lage ihren Körper fast auf doppelte Länge zu dehnen, um dem Ziel ihrer Aggression einen kräftigen Huftritt zu verpassen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: