Man sieht sie überall in München: spätabends auf den S-Bahn-Gleisen unter dem Marienplatz, wo sie aufgeregt hin und her wuseln und wie der Blitz in irgendwelchen Fugen verschwinden, wenn ein Surren ankündigt, dass ein Zug einfährt. In Hausdurchgängen, wo es nachts warm bleibt. Und auf Balkonen, sogar im dritten oder vierten Stock, wenn sich der Efeu oder der wilde Wein, an dem sie emporklettern können, so weit nach oben rankt.
Bisweilen arbeitet sich die Waldmaus sogar bis unters Hausdach vor. In jedem Fall zählt sie zu den am weitesten verbreiteten Mausarten, zumindest in städtischen Gefilden. Mit ihren vergleichsweise großen Ohren und dunklen Knopfaugen sind die nachtaktiven Tierchen sehr possierlich anzusehen. Und sie sind das Paradebeispiel für eine Art, die ihren Lebensraum extrem ausgeweitet hat.
Ursprünglich tatsächlich im Wald zu Hause, wie der Name besagt, findet man sie längst auch in Feldrainen, auf Brachen, an Grabenrändern und an Ufern aller möglichen Gewässer. Und eben mitten in München. Ein Grund dafür, warum sie sich ausgerechnet die Stadt als Lebensraum erkoren hat, dürfte sein, dass sie hier viel weniger Konkurrenten hat als draußen auf dem Land.