Tickets für den Nahverkehr:MVV erhöht Preise im Dezember

Die Münchner müssen von Mitte Dezember an mehr für ihre Fahrkarten zahlen. Um wie viel die Tickets für S-Bahn, U-Bahn, Bus und Tram teurer werden, ist allerdings bisher noch offen - die Entscheidung fällt die Gesellschafterversammlung in drei Wochen.

Marco Völklein

Die Fahrgäste von S- und U-Bahnen, Tram und Bus werden von Mitte Dezember an mehr für ihre Fahrkarten zahlen müssen. Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) will seine Ticketpreise zum Fahrplanwechsel erhöhen, "eine Nullrunde wird es nicht geben", sagte eine Sprecherin. Unklar ist aber noch, in welcher Höhe die Tarife klettern werden und welche Fahrkarten von der Erhöhung besonders betroffen sind. "Wir haben mehrere Modelle durchgerechnet", sagte die Sprecherin, nannte aber keine Details.

Eine Entscheidung sollen die Gesellschafter in ihrer Sitzung am 21. September treffen. In der Gesellschafterversammlung sitzen Vertreter der Stadt, des Freistaats sowie der acht beteiligten Landkreise.

Wirksam wird die Tariferhöhung aller Voraussicht nach am 9. Dezember. Vertreter der beiden großen Verkehrsunternehmen, also der Deutschen Bahn als Betreiberin der S-Bahn sowie der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die für U-Bahn, Tram- und Busverkehr in der Landeshauptstadt verantwortlich ist, hatten zuletzt auf die gestiegenen Ausgaben fürs Personal und die höheren Energiepreise verwiesen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) hatten Ende Mai für die Beschäftigten im Nahverkehr unterm Strich ein Lohnplus von 6,3 Prozent herausgeholt. Der Preis für Diesel ist laut ADAC Ende August auf ein Allzeithoch von 1,55 Euro je Liter geklettert - eine Steigerung um mehr als sechs Prozent binnen Jahresfrist. Auch wenn Großabnehmer wie die MVG oder die Regionalbus-Töchter der Bahn bei Spritlieferanten einen Nachlass aushandeln können, müsse man zumindest einen Teil dieser Kostensteigerungen nun über höhere Fahrpreise wieder hereinholen, heißt es bei den Unternehmen.

Fahrgastvertreter sehen das anders. "Eine Tariferhöhung ist aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt", sagt Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste. Denn viele der von der MVG im vergangenen Jahr angekündigten Verbesserungen im Tramnetz seien noch immer nicht umgesetzt. Weil im Frühjahr an den neuen Straßenbahnen vom Typ "Variobahn" ein Serienschaden auftauchte, stehen der MVG derzeit zu wenige Fahrzeuge zur Verfügung, um - wie eigentlich schon seit langem angekündigt - auf einigen Linien zusätzliche Züge fahren zu lassen. Zudem habe der MVV zuletzt starke Zuwächse bei der Zahl der Fahrgäste verzeichnet, argumentiert Nagel. Das spüle mehr Geld in die Kassen; eine Erhöhung sei daher unnötig.

Wolfram Liebscher vom ökologisch orientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD) lehnt eine mögliche Tarifsteigerung nicht kategorisch ab. Eine "Erhöhung im Rahmen der Inflationsrate" sei "angemessen", sagt Liebscher. "Alles, was darüber liegt, birgt die Gefahr, dass Fahrgäste wegbrechen."

2011 hatte der MVV die Preise im Schnitt um 2,3 Prozent erhöht, 2010 betrug die Steigerung 2,8 Prozent. Überlegt wird offenbar auch, eine zweite Preiserhöhung, die erst zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013 greifen könnte, auf der Sitzung am 21. September in einem Aufwasch gleich mitzubeschließen. So könnten die MVV-Verantwortlichen das Thema elegant aus dem Landtagswahlkampf im Sommer 2013 heraushalten, vermutet Nagel.

Spannend wird auch, ob sich MVG-Chef Herbert König mit seinen Überlegungen zu einem separaten "City-Ticket" für die Münchner Kernstadt durchsetzen kann. Die MVG fühlt sich wegen ihres dichten, innerstädtischen Angebots bei der Aufteilung der MVV-Fahrgeldeinnahmen gegenüber der Bahn benachteiligt, und tüftelt deshalb an einem City-Tarif, der ihr höhere Einnahmen bescheren soll. Der VCD lehnt das aber ab: Besser sei es, die Qualität auf einigen Linien zu verbessern, also etwa endlich mehr Züge auf den stark genutzten Tramlinien einzusetzen. So ließen sich zusätzliche Fahrgäste gewinnen - und damit Mehreinnahmen realisieren.

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