Ticketpreise:Seltsame Gebühren für "Fack ju Göhte"-Musical

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Nach dem Buchen bleibt nur noch zu hoffen, dass keine Kosten für Luftbenutzung und Sitzverschleiß in Rechnung gestellt werden.

Von Christiane Lutz, München

Wer zu Weihnachten Tickets für das Musical "Fack ju Göhte" verschenken will, muss allerlei Gebühren in Kauf nehmen. Auf der Webseite von Stage Entertainment ist die Rede von Vorverkaufsgebühr, ticketbezogener Gebühr, Buchungsgebühr und ach ja, eine Pauschale für den Versand fällt auch noch an.

Also mal durchgerechnet: Eine Familie mit einem schulpflichtigen Kind möchte ins Musical gehen. Die erste Kategorie kostet an einem Freitag- oder Samstagabend 99,90 Euro für Vollzahler. Nicht wenig. Aber da steht: Kinder bis 14 Jahre erhalten 20 Prozent Ermäßigung. Beim Ticketpreis steht jetzt: 90,61 Euro - das sind nur rund neun Euro weniger als der Vollpreis. Das, wundert sich die Familie, sind doch keine 20 Prozent.

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:So soll das Fack ju Göhte-Musical werden

Was die Karten kosten, wann Premiere ist, wo genau gespielt wird: Die Produktionsfirma hat Details zu den Plänen für die Film-Adaption bekannt gegeben.

Von Christiane Lutz

Aber halt, die 20 Prozent gelten nur bei Vorstellungen von Sonntag bis Donnerstag.

Mist. "Ich verstehe die Verwirrung", sagt Stephan Jaekel. Er ist Pressesprecher von Stage Entertainment, der Produktionsfirma, die das "Fack ju Göhte - se Mjusicäl" im Januar 2018 im Werksviertel uraufführen wird. "Aber 20 Prozent sind tatsächlich 20 Prozent Ermäßigung." Die Ermäßigung werde allerdings nicht von 99,90 Euro, sondern vom reinen Ticketpreis von 80,78 Euro abgezogen. Und danach würden die Gebühren aufgeschlagen, die für alle gleich sind. Die aufgelisteten Preise entsprechen somit den Endpreisen - vor Versandkosten. Jaekel sagt: "Den Endpreis anzuzeigen inklusive aller Gebühren finden wir fairer, als die Preise vor Aufschlag der Gebühr."

So weit, so logisch, denkt die Familie. Aber was sind das für Gebühren, die der Ticketing Service CTS Eventim auf den reinen Ticketpreis schlägt? Die Buchungsgebühr (zwei Euro) sei fällig "zur Deckung zusätzlicher Kosten und Risiken sowie als Entgelt für den Service, dem Kunden den Ticketerwerb möglich zu machen", schreibt Eventim. Die Wartung des technischen Systems also, das Eventim Stage Entertainment zum Ticketverkauf zur Verfügung stellt. Na gut.

Dann noch eine "ticketbezogene Gebühr" von fünf Euro. Für "Service- und Wartungsleistungen rund um den Ticketverkauf sowie auch den Theaterbesuch", "Instandhaltung des Einlassbereichs im Theater, Sicherheits-Checks oder Synchronisation der eingesetzten Ticketing-Plattform."

Wenn die Familie jetzt immer noch Lust auf einen Musicalbesuch hat, muss sie eine allerletzte Gebühr in Kauf nehmen: die für die Zustellung. Versand kostet 4,90 Euro, Hinterlegung 2,90 Euro, selbst ausdrucken oder aufs Handy laden: 2,50 Euro. Selbst ausdrucken und Handy kostet auch? seufzt da die Familie. Stefan Jaekel von Stage Entertainment: "Es muss systemisch hinterlegt werden, dass das Ticket verkauft ist. Und vor Ort müssen die Mitarbeiter mit Scangeräten ausgestattet sein, die wiederum gewartet werden müssen." Die Familie klickt auf "kaufen" und hofft, dass im Theater nicht noch eine Luftbenutzungsgebühr und eine Sitzverschleißgebühr auf sie zukommt.

© SZ vom 20.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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