Tibeter in München verhaftet:Spontane Aktion vor chinesischem Generalkonsulat

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Mehrere Tibeter sind am Montag in München festgenommen worden, nachdem sie versucht hatten, in das chinesische Konsulat einzudringen.

Der gewaltsame Konflikt zwischen der chinesischen Regierung und dem besetzten Tibet hat am Montag München erreicht.

(Foto: Foto: Getty Images /Johannes Simon)

Etwa 30 aufgebrachte Tibeter stürmten auf das Gelände des chinesischen Generalkonsulats im Villenviertel Nymphenburg. Aufgebracht über die brutalen Auseinandersetzungen in ihrer Himalaya-Heimat rissen die Demonstranten vom Fahnenmast im Vorgarten des Konsulats die chinesische Staatsflagge und verbrannten sie.

Immer wieder traten die wütenden Demonstranten gegen die Eingangstür des Gebäudes. Ein Augenzeuge, der direkt gegenüber wohnt, schilderte das Geschehen so: "Um 9.30 Uhr wurde ich wach von großem Lärm auf der Straße. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich Demonstranten mit tibetischen Fahnen, die versuchten in das Konsulat einzudringen."

Sie schafften es nach Angaben der Polizei bis in einen Vorraum. Das Konsulat war wie jeden Montag geöffnet, um Visa-Angelegenheiten zu bearbeiten. Mitarbeitern des Konsulats gelang es, die tibetischen Eindringlinge zurückzudrängen.

Nach zehn Minuten traf die von den chinesischen Diplomaten alarmierte Polizei ein. Die Demonstranten schafften es aber noch, ihre tibetische Flagge zu hissen. Der 19-jährige Augenzeuge sagte: "Die haben so eine Art Räuberleiter aus mehreren Personen gebaut und die Fahne befestigt, aber nicht ganz oben, nur ein paar Meter über dem Boden."

An der Tür und der Wand des Konsulats brachten die Demonstranten mit Spraydosen Schriftzüge wie "Save Tibet" - "Rettet Tibet" - oder "Stop Killing" -"Stoppt das Morden" an. Bei den aktuellen Unruhen in Tibet gab es Medienberichten zufolge bereits zahlreiche Tote. China hält das Nachbarland seit rund fünf Jahrzehnten besetzt und betrachtet es als Teil der Volksrepublik. In Sprechchören forderten die Münchner Demonstranten Freiheit für ihre Heimat.

Nach kurzer Zeit gelang es der Polizei, die Tibeter vom Gebäude abzudrängen. Doch immer wieder versuchten die Demonstranten die Polizeikette zu durchbrechen, wie ein Polizeisprecher sagte. Dabei kam es zu Handgemengen zwischen Einsatzkräften und Demonstranten.

Insgesamt waren 60 Beamte vor Ort. Ob es Verletzte gab, blieb zunächst noch unklar. Schwere Verletzung seien jedenfalls nicht gemeldet worden. 26 Männer und Frauen nahm die Polizei fest. Gegen sie wird jetzt wegen Haus- und Landfriedensbruchs ermittelt.

Die Mitarbeiter des Generalkonsulats wollten sich zu den Vorfällen nicht äußern. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zeigte sich jedoch besorgt über den gewaltsamen Zwischenfall und kündigte eine ständige Polizeiwache vor dem Gebäude an: "Wir werden alles tun, dass sich derartige Übergriffe auf konsularische Einrichtungen nicht wiederholen."

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