Theresienwiese:Polizei erschießt Kuh

Theresienwiese: Hinter dem Schützen-Festzelt erlegten Polizisten das Rind.

Hinter dem Schützen-Festzelt erlegten Polizisten das Rind.

(Foto: Günther Rehm)

Sie beschädigte ein Polizeiauto, verletzte eine Joggerin und verirrte sich auf das Gelände einer Moschee. Eine Kuh ist aus dem Schlachthof geflohen und bis auf die Theresienwiese gerannt. Um das Tier zu stoppen, reichte ein einzelner Schuss nicht.

Von Florian Fuchs

Ein gezielter Schlag auf die Nase, hat die Landwirtschaftskammer Tirol Touristen erst kürzlich geraten, hilft im Notfall gegen ein wildgewordenes Rind. Der Hinweis mag für Wanderer in den Alpen nützlich sein, bei einer Kuh, die am Dienstagmorgen aus dem Schlachthof floh und bis auf die Theresienwiese rannte, halfen nur noch gezielte Schüsse: Polizisten mussten das Tier töten, das zuvor über einen Zaun gesprungen war, ein Polizeiauto beschädigt und schließlich sogar eine Joggerin schwer verletzt hatte.

Gegen 6.20 Uhr wollte ein 49-Jähriger mit seinem Lastwagen mehrere Kühe im Schlachthof anliefern. Als er die Tiere von der Ladefläche führte, hatte er offenbar vergessen, ein Vorgatter zu schließen. Die Kuh erkannte die Chance und floh. Zahlreiche Helfer versuchten, das Tier auf dem Gelände des Schlachthofs an der Zenettistraße einzufangen, was jedoch nicht gelang.

Fußgänger waren in Gefahr

Die Arbeiter schafften es auch nicht, rechtzeitig alle Zufahrten zu versperren. Die Kuh lief auf die Fahrbahn und galoppierte zur Tumblingerstraße. In der Ruppertstraße verirrte sie sich auf das Gelände einer Moschee. Einige Männer dort reagierten schnell und schlossen alle Zugänge, der Kuh aber gelang erneut die Flucht: Sie sprang einfach über einen niedrigen Zaun und lief auf die Poccistraße.

Mitarbeiter des Schlachthofs hatten inzwischen die Polizei alarmiert, die mit mehreren Streifen im Einsatz war. Die Beamten hatten aber laut Präsidium keine Möglichkeit, das durchgegangene Tier einzufangen. Ausgewachsene Kühe wiegen etwa 750 Kilogramm. Das Tier mit den Dienstwaffen außer Gefecht zu setzen, wäre auf offener Straße auch zu gefährlich gewesen: Die Einsatzkräfte wollten vermeiden, durch Schüsse Passanten zu gefährden.

Fußgänger waren dennoch in Gefahr: Auf dem Bavariaring rannte die Kuh auf dem Gehweg mit den Hörnern voran auf eine Gruppe Jogger zu. Sie rammte einer 28-Jährigen die Hörner in den Rücken und trampelte dann über sie hinweg. Die Frau erlitt schwere Verletzungen am Rücken sowie zahlreiche Prellungen und musste von einem Notarzt ins Krankenhaus gebracht werden, wo sie stationär versorgt wird. Einen weiteren Jogger schützten Polizisten, indem sie mit ihrem Einsatzwagen vor ihm stoppten, als die Kuh auf ihn zuhielt. Das Tier stieß mit dem Wagen zusammen und demolierte ihn, der Schaden an dem Fahrzeug beträgt nach ersten Schätzungen etwa 1000 Euro.

Mit zwei Schüssen getötet

Nachdem die Kuh die Theresienwiese zweimal umrundet hatte, schaffte es ein Polizeiwagen, das Tier etwa auf Höhe der Bavaria auf die Matthias-Pschorr-Straße abzudrängen. Die Beamten versuchten, die Kuh auf dem Zugang zur Theresienwiese noch einmal zu beruhigen, was jedoch nicht gelang. Da auf dem kleinen Weg keine Passanten in der Nähe waren, entschlossen sich die Polizisten nun doch, ihre Dienstwaffen einzusetzen.

Sie feuerten mehrere Schüsse ab, die das massige Tier allerdings nicht töteten. Wie oft die Beamten die Kuh trafen, müssen Ermittlungen erst noch ergeben. Weitere Beamten hatten in der Zwischenzeit aber ein Gewehr mit einer geeigneten Munition gebracht: Direkt hinter dem Schützen-Festzelt gelang es einem Polizisten, die Kuh mit zwei Schüssen zu töten.

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