Thema des Tages:Anonyme Spieler

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"Der Wille allein genügt nicht, es muss ein aufrichtiger Wunsch, eine Beharrlichkeit da sein, mit dem Spielen aufzuhören", sagt Alexander Schmidt (Name geändert). Über lange Jahre war er süchtig und zockte an Automaten um Geld. Nach einem Therapieversuch und einigen Rückfällen fing er an, zu den Treffen der Anonymen Spieler zu gehen - mit ihrer Hilfe, so sagt er, konnte er die Spiel-Sucht stoppen. Die Gruppe hat für ihn große Bedeutung, weil er dort das erste Mal verstanden hat, wie die Krankheit funktioniert. Heute gehört er zu denjenigen, die hin und wieder die Selbsthilfegruppe anleiten. Eine dabei angewandte Methode ist der Zwölf-Punkte-Plan, mit dem sich Spielsüchtige Schritt für Schritt aus der Sucht kämpfen können. "In den Gruppen wird mit Kraft, Hoffnung und Erfahrung gearbeitet, nicht mit Kritik und Selbstvorwürfen", sagt Schmidt. Zuerst komme das Sich-klar-machen, dass man ein Problem hat, das man alleine nicht mehr bewältigt. Später kämen die praktischen Dinge, "der Blick zurück ins wirkliche Leben", wie Schmidt sagt. Schmidt weiß, dass der Weg der Genesung immer weiter fortschreitet. Er weiß, dass er dennoch ein Spielsüchtiger bleibt, der aber nicht mehr zum Spielen geht. In der Gruppe seien Menschen, die ihrer Spielsucht an verschiedenen Orten nachgehen, in Automatenhallen, Internet-Börsen und Sportwetten-Cafés - die Problematik bleibe aber immer die gleiche: "Ich hatte beim Spielen keine Kontrolle über Zeit und Geld", sagt er. Und: "Auch eine moralische und finanzielle Inventur meines Lebens hat mir geholfen, über die Sucht hinwegzukommen".

Treffpunkt: Freitags im Selbsthilfezentrum München, Westendstraße 68, und montags in der Balanstraße28, jeweils um 19.30 Uhr. Infos unter www.anonyme-spieler.org.

© SZ vom 30.11.2015 / ehar - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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