"Hofspielhaus":Eine neue Bühne für München

"Hofspielhaus": Christiane Brammer hat die Baustellenparty für das "Hofspielhaus" bereits gefeiert.

Christiane Brammer hat die Baustellenparty für das "Hofspielhaus" bereits gefeiert.

(Foto: oh)

Im Oktober eröffnet Christiane Brammer das Hofspielhaus in der Münchner Altstadt. Ihr Plan: ein "anarchisches Wohlfühltheater". Das Programm: vielversprechend.

Von Sabine Leucht

Dort, wo die Falkenturm- zur Maximilianstraße hin abknickt, liegen derzeit Holzabfälle in einem Schaufenster. Unter der Wendeltreppe im Souterrain ist eine Kühlmaschine und unter dem zwiefachen Laminat eine Tanzfläche aufgetaucht. Die Baustellenparty hatte Christiane Brammer da bereits gefeiert. Mit einer Handtaschentherapeutin und ihrer Mutter, der Schauspielerin Inge Rassaerts, die schon einmal die Akustik auf der Mini-Hinterhofterrasse auf die Probe gestellt hat. Alles läuft so weit nach Plan in der Falkenturmstraße 8, wo am 17. Oktober ein neues Theater eröffnet.

"Hier ist alles möglich, hier darf alles sein"

"Hier ist alles möglich, hier darf alles sein" steht auf den Karten, die die bevorstehende Geburt des "Hofspielhauses" akklamieren, das so heißt, weil es den besagten Innenhof hat, und im höfisch-mittelalterlichen Zentrum Münchens unweit der Residenz entsteht. Doch anders als der Name ist das Theaterchen in spe auch nach der Befreiung von den 80er-Jahre-typischen Gewölbe-Attrappen des vormaligen Clubs "Rausch & Töchter" noch immer schnuckelig und klein. Mit 120 Quadratmetern auf zwei Etagen (plus 30 im Freien) ist es bespielt mit 70 Besuchern voll, wirkt aber auch mit sehr viel weniger nicht leer.

Zwischen Staatsoper, Resi und Kammer und dem Touristenknotenpunkt Marienplatz gelegen soll es ein niedrigschwelliger Zwischen-Ort werden, "den sich sowohl Künstler als auch Zuschauer erobern dürfen". Sagt Brammer, die sich ihr Haus offen und flexibel wünscht, mit Stapelstühlen von Gerd Lange, die sie in Büchereien und Amtsstuben findet - und mehreren Bühnenpodesten, die einzeln im oberen Foyer, draußen oder beliebig verbunden im verwinkelten Hauptraum stehen können.

Eine Art anarchisches Wohlfühltheater schwebt Brammer vor, in dem sie (Jahrgang 1965) nicht den Altersdurchschnitt senkt, aber auch Menschen über 80 noch auf der Bühne stehen können - oder mit Handicaps wie im Freien Theater München, das hier künftig zu Hause sein wird. Die Schauspielerin, Kabarettistin und (klassische) Sängerin will hier gleich zur Eröffnung die Tradition der Literatursalons wiederbeleben. Es soll einen "kuscheligen Adventstee", ein Kochkabarett zu Ostern und "eine total verrückte Silvesterfeier" geben und - ihrer eigenen Biografie gemäß - viel Kabarett von Moses Wolf bis Hasemanns Töchter.

Drei Spielabende pro Woche

Der "Welt-Pianist" Gerold Huber und TV-Promis wie Michaela May, Hajo Steffen und Sepp Schauer unterstützen sie mit Auftritten und "ihrem Glanz". Daneben stehen Abende von Menschen, die Brammer schlicht deshalb interessieren, weil sie brennen für das, was sie tun. Drei Eigenproduktionen wird es geben: Im Oktober inszeniert Stefan Kastner sein erstes Drei-Personen-Stück, womit sich der Publikumsmagnet unter den freien Münchner Regisseuren wieder zu seinen weniger ausufernden Wurzeln begibt. Die Schauspielerin Stefanie von Poser kehrt als Regisseurin in die Szene zurück: Mit dem traurig-schönen Jugendstück "Schwestern" von Theo Fransz. Und Dominik Wilgenbus richtet im April eine musikalische Revue an.

Erst im Oktober hat Christiane Brammer davon gehört, dass die Immobilie "im Herzen von München" frei wird. Dann war sie einfach schnell. Und schnell ist sie noch immer. Bis Januar stehen bereits 28 verschiedene Acts auf dem Programm. Ihre Haltung - "Es gilt das Jetzt. Wer weiß, was morgen ist." - hat auch mit dem tragischen Unfalltod ihres Bruders Philipp im vergangenen Jahr zu tun. Und mit der Schule, durch die sie als Tochter einer Tourneetheaterfamilie gegangen ist.

Von einer früheren Pleite gelernt

Anders als das "Rohrer & Brammer", das sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Susanne Rohrer 2009 in den Räumen des traditionsreichen "Heppel & Ettlich" eröffnete, ist das Hofspielhaus ein echter Neuanfang ohne "das Gewicht von 30 Jahren auf dem Buckel". Von der Pleite des "Rohrer & Brammer" hat sie gelernt, anders mit Druck umzugehen, die Aufführungszyklen zu verkürzen ("Die Zeit ist schnelllebiger geworden") und vor allem: Die Gastronomie in Eigenregie zu betreiben. Die Rezepte für die "kleinen, frischen und themenbezogenen" Menüs stammen von ihrer TV-Kollegin Veronika von Quast. So wird es etwa vor und nach der "Sphinx von Giesing" "sicher einen Wurschtsalat geben".

Drei Spielabende pro Woche erlaubt die von den Vorgängern übernommene Konzession dem Hofspielhaus. Dazwischen wird Brammer eigene Coaching-Seminare in ihren Räumen abhalten oder sie für Feiern und Firmenevents vermieten. Das sind die beiden Säulen, mit denen sie ihr Kulturprogramm zu sponsern gedenkt - so lange es kein anderer tut.

Der Spielplan wird unter www.hofspielhaus.de veröffentlicht, der Vorverkauf beginnt am 1. September.

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