Zu Anfang des 19. Jahrhunderts, in der Zeit, als Bayern ein Königreich wurde, war das Areal des heutigen Gärtnerplatzviertels noch weitgehend unbebaut. Mehrere Stadtbäche flossen durch die öde Gegend, etwa der Heiliggeistmühlbach oder der Kaiblmühlbach, die ihre Namen von den dort klappernden Mühlen hatten. Zudem gab es noch ein Militärlazarett, errichtet in den Jahren von 1775 bis 1777 ungefähr dort, wo heute der Luxuswohnturm "The Seven" steht, der ehedem ein städtischen Heizkraftwerk war. Das Brachland zwischen der heutigen Buttermelcher- und der Fraunhoferstraße war ursprünglich Hofbesitz und firmierte als "Hofanger". Dieses Grünland erwarb der Freiherr Simon von Eichthal (1787-1854), der Mitbegründer der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank. Eichthal war der Sohn des jüdischen Hofbankiers Aron Elias Seligmann, der 1814 als Freiherr von Eichthal in den Adelsstand erhoben worden war. Was den Erwerb der brach liegenden Flächen betrifft, hatte Simon von Eichthal einen guten Riecher gehabt. Die Wiesen zwischen Altstadt und den rasch wachsenden Siedlungen jenseits der Isar waren wie geschaffen, im großen Stil und zum Wohl ihres Besitzers bebaut zu werden. Bereits 1830 hatte Eichthal der königlichen Baukommission einen Bebauungsplan für den Anger vorgelegt, doch es dauerte dreißig Jahre, bis das Projekt, das mittlerweile weitere Flächen umfasste, in die Gänge kam. Innerhalb weniger Jahre entstand um den Platz, der 1863 nach dem Architekten Friedrich von Gärtner benannt wurde, eine sternförmige Anlage mit mehrgeschossigen Mietshäusern im spätklassizistischen Stil. Billig waren die Wohnungen nicht, man musste schon zu den Besserverdienenden gehören, um sich diese leisten zu können.
Theater am Gärtnerplatz:Ein Haus der leichten Muse
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1865 eröffnete das Actien-Volkstheater am Gärtnerplatz, um die Mieter der neu gebauten Siedlung zu unterhalten - doch die Profitpläne der Investoren lösten sich schnell in Luft auf
Von Wolfgang Görl, München
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