The Madam Bar:Cocktails statt Striptease

The Madam Bar: Barkeeper Oliver von Carnap in seiner neu eröffneten "Madam Bar".

Barkeeper Oliver von Carnap in seiner neu eröffneten "Madam Bar".

(Foto: Robert Haas)

Nach mehr als 40 Jahren Striplokal wurden die Inhaber etwas busenmüde. Jetzt hat die Madam Bar mitten in der Münchner Altstadt eröffnet.

Von Ingrid Fuchs

Dieser Artikel ist leider veraltet, die Bar gibt es nicht mehr.

Bruno und die nackten Brüste sind weg, die Madam ist noch da. Über eine schmale, rot beleuchtete Treppe steigt man zu der Bar hinab, die bis vor Kurzem noch ein Striplokal war.

Statt ins Madam Cabaret geht man nun in die Madam Bar. Statt auf sich räkelnde Frauen trifft man jetzt auf gemischtes Publikum, das wegen der Drinks kommt. Und vielleicht auch, weil es sich schön verrucht anfühlt, an einem Ort zu trinken, an dem es bis vor Kurzem noch um nackte Haut ging.

Mehr als 40 Jahre lang war der Laden mitten in der Münchner Altstadt ein Striplokal, so lange wurde er von Bruno Daubner und zuletzt von seinem Sohn betrieben. Doch irgendwann trat, nun ja, eine gewisse Busenmüdigkeit ein. Also haben Oliver von Carnap und seine Partner Aleks Vulic sowie Chris Dengler den Laden übernommen, für zunächst 18 Monate. Von Carnap hat schon in der Trinkhalle, dem Lux, der Bar Reichenbach oder der Goldenen Bar gemixt und mit der Madam Bar nun einen neuen Ort zum Experimentieren.

Die Konzession fürs Strippen behält der Laden, damit anfangen wollen die neuen Betreiber aber erst mal nichts. Sie setzen auf gute und, wie es sich für ein Etablissement mit dieser Geschichte gehört, auch einige sehr hochpreisige Drinks. So ist die erste Seite der übersichtlichen Getränkekarte ausschließlich dem Champagner gewidmet, vom Glas R de Ruinart für 12,50 Euro bis zur Flasche Dom Pérignon Rosé Vintage für 350 Euro. Beim Bier hat man die Auswahl zwischen Tegernseer Hellem (3,50 Euro für 0,33l) oder Tilman's Brown Ale (4,50 Euro) und auch bei den Softdrinks bekommt der Gast lokale Produkte serviert: etwa Spezi (mit Grapefruit statt Orange) oder Rosenblütenlimo von "Eizbach" (3,20 bis 4 Euro).

Im Mittelpunkt stehen bei der Madam aber Cocktails. Und da möchte von Carnap auf das typische Münchner Chichi verzichten. In den Mixturen stecken Zutaten, mit denen man zumindest meistens einen konkreten Geschmack verbinden kann. Aprikose, Zitronenmelisse, Cognac und Champagner vermischen sich zu "Marille" (14 Euro), aus Tequila, Grapefruit, Minze und Soda wird der erfrischende Drink "Jubiläum", "Phase III" kommt mit einer Mischung aus Tequila, Apfel und einer beeindruckenden Haube aus Traubenschaum sehr fruchtig daher (beide 10,50 Euro). Und der Pimm's Cup (9,50 Euro) suggeriert einem Dank üppiger Obst- und Gemüsegarnitur, man könne sich damit gesund trinken. Wer sich über die übersichtliche Karte wundert: Wunschkreationen gibt's natürlich auch - also "alles außer Vodka Bull".

An der Einrichtung wollen die neuen Betreiber nicht viel ändern. Wer sich die enge Treppe in den Keller hinabtraut, kommt an der alten Garderobe vorbei. Hier möchte von Carnap noch einen kleinen Kiosk einrichten, an dem sich Gäste mit dem Nötigsten versorgen können: Schokoriegel, Snacks, vielleicht Hotdogs. Direkt neben dem Eingang hängt ein Bildschirm. Wenn oben jemand durch die Tür Richtung Treppe läuft, blinkt ein rotes Licht auf - ein Andenken an die unbequemen Zeiten, als in München alles, was mit Rotlicht zu tun hatte, aus der Stadtmitte verdrängt werden sollte. Die Madam hat sich gehalten.

Auch die Bühne mit der Poledancestange bleibt - nur ein Klavier steht noch zusätzlich da, weil es dienstags und mittwochs Livemusik geben soll, vor allem Jazz und Funk. In der Ecke rechts hinten sind die Reste einer "Private Box", einer jener Kabinen, in die sich Besucher mit den Damen zurückziehen konnten. Hier legen von Donnerstag bis Samstag DJs auf. Und einmal im Monat soll eine kleine Burlesque Show stattfinden, quasi als Hommage an die Vergangenheit.

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