Thalkirchen:Helle Aufregung

Ende des Jahres wird die Kinderkrippe an der Maria-Einsiedel-Straße in Thalkirchen geschlossen. Eltern fühlen sich von der Entwicklung überrollt und befürchten, keine bezahlbare Alternative in der Nähe zu finden

Von Jürgen Wolfram, Thalkirchen

Die Sommerferien haben kaum begonnen, da ist vielen Eltern aus Thalkirchen die Urlaubsstimmung schon wieder vergangen. Seit sich herumgesprochen hat, dass Ende des Jahres die Kinderkrippe an der Maria-Einsiedel-Straße geschlossen werden soll, herrscht in dem Stadtviertel helle Aufregung. Vor allem viele jener Mütter und Väter, die in der Nähe der Einrichtung wohnen, fühlen sich von der Entwicklung überrollt. Sie befürchten, auf die Schnelle keine bezahlbare Alternative in erträglicher Entfernung zu finden. Der Träger der Kinderkrippe, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), hat die Schließungspläne bestätigt. Begründet werden sie mit Personalmangel; der mache es erforderlich, die Thalkirchner Einrichtung mit einer anderen in Sendling zusammen zu legen. Bei einem Elternabend an diesem Donnerstag soll das Thema ausführlich diskutiert werden.

Die meisten Eltern dürften die Versammlung mit dem Vorsatz besuchen, den Sozialdienst katholischer Frauen zu einer Rücknahme seiner Entscheidung zu bewegen. "Klar ist, wir wollen die Krippe in Thalkirchen erhalten", sagt die Elternbeiratsvorsitzende Christina Stark. Als "Mindestforderung" gibt sie vor, den Betrieb der Einrichtung nicht so kurzfristig einzustellen wie vorgesehen. Dass nahezu alle Kindertagesstätten in München mit einem eklatanten Mangel an Erzieherinnen zu kämpfen haben, ist dem Elternbeirat klar. Doch anderswo werde deshalb nicht gleich das ganze Haus geschlossen.

Davon abgesehen sei Thalkirchen ein kinderreiches Stadtviertel mit starkem Zuzug, gibt Alina Haibel, eine der Betroffenen, zu bedenken. Die Nachfrage nach Kita-Plätzen steige also absehbar. Die kürzlich eröffnete dritte Krippe des Sozialdienstes katholischer Frauen in München, gelegen in Harras-Nähe, sei qualitativ nicht zu beanstanden. Doch eine Verlegung der Thalkirchner Krippengruppen dorthin sei für viele Eltern "untragbar", weil sie plötzlich auf ein Auto angewiesen wären. Fragwürdig sei auch, dass viele Betroffene nicht durch die Krippenleitung informiert worden seien, sondern "inoffiziell". Man frage sich zudem, wieso an der Maria-Einsiedel-Straße 14 zum Herbst 2015 noch Kinder aufgenommen worden seien, obwohl der Träger längst über eine Schließung nachgedacht habe. Als unglücklich angesehen wird in Elternkreisen auch der Zeitpunkt der kurzfristig angesetzten Versammlung am Donnerstag, findet sie doch mitten in der Ferienzeit statt. Schließlich wird die Frage aufgeworfen, ob die Thalkirchner Kinderkrippe bei einer besseren Organisation nicht doch zu retten sei.

Das glaubt Elke Prumbach nicht. Sie ist für die Betriebskoordination der Krippen des Sozialdienstes katholischer Frauen zuständig. Nach ihrer Darstellung hat sich der Mangel an Erzieherinnen in jüngster Zeit dramatisch zugespitzt; in München herrsche ein regelrechter Konkurrenzkampf um diese Kräfte. "Wir haben jetzt eine prekäre Situation und sind gezwungen zu überlegen, wie wir Synergien nutzen", sagt Prumbach. Der einzige erkennbare Ausweg bestehe darin, das Haus in Thalkirchen "erst mal nicht mehr zu belegen". Die 34 Jungen und Mädchen von dort könnten in der Sendlinger Schwestereinrichtung problemlos untergebracht werden.

Die Aufregung der Thalkirchner Eltern könne sie nachvollziehen, sagt Prumbach. Vor allem jene, die die Wohnort- und Naturnähe der Einrichtung zu schätzen wissen, hätten nun das Nachsehen. Andererseits sei Sendling ein benachbarter Stadtteil und insofern nicht aus der Welt. Überdies tröstet Prumbach die Betroffenen mit dem Hinweis, dass die Krippe am Harras derjenigen in Thalkirchen "in allen Standards" deutlich überlegen sei. Um sich an die neue Lösung zu gewöhnen, dafür sei noch hinreichend Zeit. Spielraum, die Fusionsentscheidung rückgängig zu machen, sieht Prumbach nicht: "Das wäre in Anbetracht der Lage auch dumm." Gesprächsbereit sei sie aber selbstverständlich.

Was nach der Zusammenlegung der Kinderkrippen in Sendling aus dem Anwesen an der Maria-Einsiedel-Straße werden soll, weiß man beim SkF noch nicht. "Es gibt Bedarf für vieles, es wird wohl keine Schließung für alle Zeiten geben", vermutet Elke Prumbach.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: