Thalkirchen:Eigenes Museum als oberstes Ziel

Flößer-Kulturverein sucht Immobilie in Isarnähe

Von Jürgen Wolfram, Thalkirchen

Domizilwünsche wie der historische Isartalbahnhof in Thalkirchen, das Maxwerk oder ein ehemaliges Flussmeisterhaus an der Benediktbeurer Straße haben sich als finanziellen Gründen oder wegen konkurrierender Nutzungskonzepte zerschlagen. Doch der Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen gibt seine Hoffnung auf ein eigenes Museum nicht auf. Dies hat der Vorstand am Montag bei einem Pressegespräch betont und die Öffentlichkeit zugleich dazu aufgerufen, ihm infrage kommende Immobilien in Isarnähe zu melden. "Unser Traum wäre natürlich ein Neubau, aber daran ist aus Kostengründen wohl kaum zu denken", sagte die stellvertretende Vereinsvorsitzende, die Historikerin Christine Rädlinger.

Bisher erzählt der vor drei Jahren gegründete Verein die Geschichte der für München einst bedeutsamen, sogar lebenswichtigen Flößerei lediglich auf drei Informationstafeln an einem Schleusenwärterhäuschen sowie mit Ausstellungen und Vorträgen. Im Stadtmuseum gebe es lediglich ein paar versteckte Hinweise auf das traditionsreiche Handwerk, hat Vorstandsmitglied Hans Jürgen Gerhards mit Bedauern festgestellt. Man werde daher weiter "dicke Bretter bohren", um die gesammelten Exponate zur Flößereigeschichte irgendwann in einem Museum präsentieren zu können, kündigte Gerhards an: "Ein Depot gibt es schon, der Fundus wächst."

Nicht zuletzt die starke Resonanz bei Vortragsveranstaltungen und Ausstellungen zeige, "dass die Leute in dieser Stadt mehr über die Flößerei wissen wollen". Und das aus guten Gründen, wie Christine Rädlinger anmerkte: Ohne Schwertransporte auf dem Wasser hätte München in der Zeit vor Bahn und Lkw überhaupt nicht erblühen können. Bauholz, Steine, Gips und Kalk wurden tonnenweise aus dem Alpenvorland importiert.

Daran unermüdlich zu erinnern, haben sich die mittlerweile 134 Mitglieder des Flößer-Kulturvereins vorgenommen. Sie investierten bereits viel Zeit und Fantasie, um die Erinnerung an die glorreiche Epoche der Ländenstadt München wach zu halten. Zu den programmatischen Highlights zählen kulturelle Floßfahrten mit Lesungen und Musik. "Nicht zu verwechseln mit den lautstarken Events, die in Thalkirchen enden", so Gerhards, die seien für viele Bürger inzwischen eher ein Ärgernis. Gegenwärtig bereitet der Flößer-Kulturverein in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Oberbayern seine bisher größte Ausstellung vor. Die Schau mit dem Titel "Vom Wasser auf die Straße - Flößerei in der Umbruchzeit" ist vom 9. Oktober bis 20. November im Maierhof des Klosters Benediktbeuern zu sehen.

Gezeigt werden zeitgenössische Fotografien, Kartenmaterial sowie Handwerkszeug und persönlicher Besitz von Flößerfamilien. An einer Hörstation und bei Filmvorführungen lässt sich das Thema vertiefen. Die Bezirksrätin und stellvertretende Vorsitzende des Flößer-Kulturvereins Helga Hügenell warb nachdrücklich für einen Besuch der Ausstellung: "Der lässt sich mit einem Ausflug in die Berge prima verbinden."

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