Kalypso:So lebhaft wie eine Küchenparty

Kalypso: Betritt man das Kalypso, so umgibt einen sogleich die griechische Gastfreundschaft.

Betritt man das Kalypso, so umgibt einen sogleich die griechische Gastfreundschaft.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Kalypso ist als eines der ersten griechischen Restaurants Münchens seinem Konzept treu geblieben - es gibt unprätentiöses mediterranes Essen mit viel Fisch. Und dazu eine Portion Ausgelassenheit.

Von Tina von Norden

Mit einem Restaurant verbindet einen ja häufig eine Geschichte. Mit dem Kalypso verbinden Tina von Norden und ihre Kostprobenbegleiter sogar mehrere Geschichten. So klang bei diesem Griechen - allerdings noch unter einem anderen Betreiber - zu Studentenzeiten in den Neunzigerjahren häufig ein Unitag in fröhlicher Runde aus.

Wenn am Ende der Wirt dem Wunsch folgte und Umberto Tozzis "Ti amo" laut drehte und alle mitschmetterten, war es ein guter Abend gewesen. Die zweite Episode ist eine romantische: In diesem Lokal lernten sich im April 1997 zwei von Tina von Nordens treuen Kostprobenbegleitern kennen, heute sind sie seit 17 Jahren verheiratet.

Es herrschte also eine absolut positive Grundstimmung, als man das Kalypso nun wieder besuchte. Das Lokal, einst eines der ersten griechischen Restaurants in München, war wie meistens an einem Freitagabend proppenvoll. Reservieren empfiehlt sich, übrigens auch im Sommer, wenn sich das Geschehen auf den Bürgersteig verlagert. Betritt man das Kalypso, so umgibt einen sogleich die klischeehafte, aber durchaus authentische griechische Gastfreundschaft.

Es geht laut zu, wie bei einer großen Küchenparty unter Freunden, und so ist es in all den vielen Jahren seinem Konzept treu geblieben. Hier gibt es unprätentiöses mediterranes Essen mit viel Fisch, aber auch die Klassiker wie Gyros, Souflaki und mehr, eine solide Weinauswahl und eine große Portion Ausgelassenheit. Die Gäste sitzen auf verschiedenen Ebenen und fühlen sich wie in einer modernen, gehobenen Taverne. Wir vermissen keine Fischernetze an der Wand, sondern fühlen uns im stilvollen Ambiente mit den stylishen Fotografien an den Wänden sehr wohl.

Was bietet sich bei einem Griechen mehr an, als mit den kalten und warmen Vorspeisen für zwei (21,90 Euro) zu starten? Auch wenn sich unser kleiner Tisch vor Schalen und Tellern bog, so begeisterte die Qualität nur mäßig. Die rote Paprika, mit Feta gefüllt, war uns zu weich, der Halloumi doch arg geschmacklos, die Zucchinipuffer matschig. Taramas und Zaziki hingegen waren gut abgeschmeckt.

Bei den Vorspeisen ist Luft nach oben

Auch was man bei einem Tomatensalat (4,90 Euro) alles falsch machen kann, erlebten wir, die Tomaten waren zwar rot, schmeckten aber vor allem nach Wasser. Nun kann man entschuldigend einwenden, dass der Tomatensalat gar nicht auf der Karte steht und die Bestellung trotzdem anstandslos angenommen wurde - allein, auch bei anderen Gerichten sind Tomaten im Spiel und da ließe sich die Qualität leicht steigern. Alles in allem ein eher verhaltener, wenn auch reichhaltiger Beginn.

Mit den Hauptspeisen hingegen kehrte die kulinarische gute Laune wieder zurück. Wir probierten die ganze Dorade vom Grill (16,80 Euro) und fühlten uns glücklich. Behände filetiert, schön saftig und mit gutem Olivenöl - einfach gut. Die Riesengarnelen vom Grill mit einem großen Schlag Aioli (19,80 Euro) waren knackig und auf den Punkt gegrillt. Der dazu bestellte Blattspinat (3,70 Euro) war schön blanchiert, er hätte etwas intensiver gewürzt sein können. Lediglich beim Gyros mit Baby Calamari vom Grill (13,80 Euro) wurden wir enttäuscht. Während die Calamari butterzart waren, so trocken und - ungewöhnlich bei einem Griechen - ungewürzt kam das Gyros auf den Teller.

Besondere Form der Lebensfreude

Die Weinkarte im Kalypso bietet eine sehr schöne Auswahl an griechischen, deutschen, österreichischen und italienischen Weinen. Und wenn wir sonst gerne die astronomischen Wein-Kalkulationen der Münchner Gastronomen kritisieren: Hier waltet Vernunft. Der von uns gewählte Evches, eine Cuvée aus Assyrtiko, Chardonnay und Malagousia von Pieria Eratini (34,50 Euro), gefiel uns mit blumig-exotischer Frucht und guter Länge.

Aber was wäre ein Grieche, wenn er nicht eine besondere Form der Lebensfreude ausstrahlen würde? Und hier glänzt das Kalypso. Nicht nur, dass es die eine oder andere Runde Ouzo aufs Haus gibt, die die Kellner auf großen Tabletts an die Tische bringen. Vielmehr kommt nach den Hauptspeisen gänzlich unvermittelt eine große Portion Joghurt mit Walnüssen und Honig an den Tisch. Spätestens jetzt fühlt man sich in den letzten Sommerurlaub am Peloponnes versetzt. Als wir schon gezahlt hatten und einen weiteren Ouzo ablehnten, kamen noch drei kleine Gläser Weißwein. Wir verabschiedeten uns mit einem herzlichen gute Nacht, gutes altes Kalypso. Und dachten an unsere Vorgeschichte.

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