Taufkirchen:Honig verschwindet auf dem Weg nach Japan

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Eigentlich dachte Guntram Schwarzmaier, dass er alles richtig gemacht hat: Der Honig für die Angehörigen in Japan war gut verpackt, frankiert und bei der DHL. Doch dann kommt das Paket leer zurück. Jetzt fragt sich der Hobby-Imker, wo der Honig geblieben ist.

Michael Morosow

Wenn in nächster Zeit Briefmarken-Gummierungen mit Honig-Geschmack auf den Markt kommen, dann würde Guntram Schwarzmaier aus Taufkirchen seinen Verdacht bestätigt sehen. Der Hobby-Imker schmiert dem DHL Postdienst-Unternehmen aufs Brot, 16 Kilogramm selbst geschleuderten Honig aus eigener Produktion unterschlagen zu haben. Der "Skandal" schlägt Wellen bis ins ferne Kamakura, eine alte Kaiserstadt in Japan, wo Angehörige des Taufkirchners bis heute auf ihren süßen Hachimitsu warten.

Am 30. Juni hatte Schwarzmeier, wie schon dutzende Male zuvor, wieder einmal einen Plastikeimer vollgefüllt mit dem Produkt aus eigener Bienenzucht, ihn in einen festen Karton gestellt und die Leerräume mit Styroporplatten und -kugeln aufgefüllt, damit beim Transport bloß kein Schaden durch Druck oder Stöße entstehen kann. "In Japan kennt man analogen Honig gar nicht, die haben nur gepantschten, deshalb freuen sich meine Leute jedes Mal auf meine Lieferung", weiß der Taufkirchner Hobby-Imker.

Das Paket gab er bei der DHL-Packstation in Taufkirchen auf, kennzeichnete die Sendung korrekt mit der Angabe: "Honig aus eigener Produktion" und entrichtete 177 Euro Versandkosten.

Am 20. Juli bekam Schwarzmeier selbst ein Paket, Absender: Deutsche Post AG, Verpackungstelle Fracht. Inhalt: sein Plastikeimer, leer wie ein verlassener Bienenstock. Der Deckel wies zwei kleine Risse auf. Die Erklärung lag in Form eines Schreibens bei: "Honig vollständig ausgetreten, Sendung sehr stark verschmutzt. Sendung hat hohen Druck von außen erfahren." Schwarzmeier verspürte daraufhin hohen Druck von innen. "Wie kann es sein, dass durch zwei kleine Risse im Deckel 16 Kilo zähflüssiger Honig austreten, den hat sich doch einer von der DHL unter den Nagel gerissen", mutmaßt der Taufkirchner heute noch.

Sein Beschwerdeschreiben an die DHL war denn auch nicht gerade honigsüß formuliert, er erreichte damit aber wenigstens einen Teilerfolg. Die Post erstattet ihm das Sendeentgelt in Höhe von 177 Euro, nicht jedoch die Verpackungskosten und, was Schwarzmeier am meisten wurmt, den Wert des Honigs, den er mit sechs Euro pro Kilogramm veranschlagt. Die Erklärung der Post: Honig sei ein verderbliches Lebensmittel und somit für den postalen Versand nicht zugelassen.

Die Tatsache, dass der Hobby-Imker das Paket mit dem korrekten Inhalt gekennzeichnet hatte, spielt nach Aussage von Postsprecher Erwin Nier keine Rolle. "Nur wenn es aus dem Paket tickt oder riecht, müssen die DHL-Kräfte die Annahme verweigern. Der Kunde kann draufschreiben, was er will, ob sich die Angabe mit dem Inhalt deckt, wissen wir nicht", sagt Nier. Hätte Schwarzmeier den DHL-Angestellten aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Honig im Paket sei, dann wäre laut Nier das Paket nicht angenommen worden.

Und nachdem der Honig ausgetreten sei, habe man den Eimer komplett entleeren und reinigen müssen, damit die Sendung nicht weitere Pakete verschmutzt. "Ärgerlich ist die Geschichte allemal", sagte Nier zur SZ, weshalb seine Kollegen vom Kundenservice jetzt "wohlwollend prüfen wollen", dem verärgerten Postkunden auf dem Kulanzweg entgegenzukommen. Damit kein Ärger kleben bleibt.

© SZ vom 15.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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