39 Taten eingeräumt:Gefährliche Sucht

Lesezeit: 2 min

Polizei schnappt Serien-Einbrecher, der ausschließlich Zigaretten stahl

Von Thomas Schmidt

Einer legalen Arbeit nachzugehen war ihm offenbar zu mühsam, da spezialisierte sich ein 45-jähriger Neu-Münchner doch lieber auf Diebstahl. 39 Einbrüche gehen auf sein Konto, dabei klaute der starke Raucher aber kein Geld oder Wertgegenstände, sondern jedes Mal ausschließlich Zigaretten. Quer durch alle Marken ließ er Päckchen und Stangen im Gesamtwert von rund 40 000 Euro mitgehen und verhökerte sie an einen Hehler. Das ging ein paar Monate gut, bis er zufällig Zivilfahndern der Polizei fast schon in die Arme lief. Jetzt sitzt der Kippen-Klauer in Stadelheim und wartet dort auf seinen Prozess.

Im April oder Mai vergangenen Jahres kam der Mann aus der ungarischen Stadt Mohács nach München, um hier als Hilfskraft auf dem Bau zu schuften. Doch laut Polizei verlor er seine Jobs schnell wieder, also sah er sich nach einer Alternative zum Geldverdienen um. Der 45-Jährige lebte erst ein paar Wochen in der Stadt, als er am 6. Juli seinen ersten Einbruch beging. Der Modus Operandi war immer gleich: Mit Gehwegplatten, die zum Beschweren von "Stummen Zeitungsverkäufern" dienen, schmiss er die Schaufensterscheibe oder das Glas an Türen von kleinen Geschäften ein, von Lottoläden, Getränkemärkten oder Einzelhandelsläden. Im Verkaufsraum schaufelte er nichts als Zigaretten in eine Tasche und verschwand wieder. Thomas Lüftner, der Leiter des Einbruchs-Kommissariats, spricht von "Blitzeinbrüchen", die nie länger als drei Minuten dauerten. Auch die Tatzeiten waren immer die gleichen: zwischen 2.30 Uhr und 4 Uhr, aber nie am Wochenende, da machte der Einbrecher offenbar Pause.

Vermutlich weil alles reibungslos klappte, erhöhte der 45-Jährige Monat für Monat die Schlagzahl. Im Dezember brach er viermal ein, Januar und Februar waren es schon zehn Brüche und im März sogar zwölf. Der Dieb stahl nicht nur Zigaretten im Wert von 40 000 Euro, er richtete auch Schäden in Höhe von rund 55 000 Euro an. Man darf davon ausgehen, dass er damit weitergemacht hätte, wenn nicht Zivilfahnder in der Nacht des 31. März in Sendling die eingeworfene Scheibe eines Lottogeschäfts bemerkt hätten. Die Beamten kamen exakt zum richtigen Zeitpunkt, denn der Blitzeinbrecher war noch in dem Laden zu Gange. Die Polizisten erwischten ihn mit Maske, Handschuhen, einer Tasche und Zigaretten für rund 1000 Euro. Bei seiner Vernehmung gab er später zu, 39 Einbrüche begangen zu haben, jeweils einer in Taufkirchen, Unterhaching und Gilching, alle anderen in München. Wie Lüftner berichtet, musste die Vernehmung mehrfach unterbrochen werden - für eine Rauchpause.

© SZ vom 05.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: