Tassilo-Preisverleihung 2018:Von Hausschwein Paul und einem grinsenden Skelett

Zwölf Künstler und Kulturschaffende werden mit dem Tassilo 2018 ausgezeichnet. Eine Gruppe Schüler begeistert Michael Verhoeven - und Senta Berger ist froh, den Abend doch nicht im Garten verbracht zu haben.

Von Birgit Kruse

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Wer denkt, dass es in der Kultur immer gediegen zugeht, der wurde bei der Tassilo-Preisverleihung der Süddeutschen Zeitung eines anderen belehrt. Knapp 300 Gäste sind zur Preisverleihung ins Technikum im Münchner Werksviertel gekommen - und wurden gleich zu Beginn mit einer glitzernden und schillernden Showeinlage der Bigband Dachau begrüßt.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Insgesamt zwölf Preise wurden an diesem Abend an Künstler und Kulturschaffende verliehen. Zum ersten Mal wurden auch Preisträger aus der Stadt München ausgezeichnet. Die erste Laudatio des Abends galt jedoch einem Fürstenfeldbrucker. Thomas Breitfellner wurde für sein Projekt "Stockwerk" mit einem Förderpreis ausgezeichnet. Der 35-Jährige hat vor elf Jahren in Gröbenzell das Kulturhaus gegründet. Etwa 50 Veranstaltungen finden im Jahr dort statt, Fördergelder erhält Breitenfellner nicht. Das Preisgeld wird er in neue Plakatständer investieren.

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Quelle: Robert Haas

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Im Garten einer kleinen Villa sitzen und bei einem guten Getränk erst das Bergpanomara und dann Kultur genießen. Das geht im Haus von Barbara Reinbold. Seit zehn Jahren veranstaltet die Goldschmiedin im Sommer das Theaterfestival "Gesellschaft unterm Apfelbaum" und öffnet ihr kleines Paradies in Irschenhausen für Kunst- und Literaturinteressierte. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Sohn Simon. Das Schwierigste sei das Wetter.

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Quelle: Robert Haas

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Mit acht Jahren war Maximilian Leinekugel zum ersten Mal in einem klassischen Konzert. Auch wenn er nicht wusste, was ein Dirigent eigentlich genau macht. Für den Vaterstettener stand fest: "Was der macht, will ich auch machen." Heute ist Leinekugel 22 Jahre alt, hat unter anderem ein Kammerorchester gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, junge Menschen für klassische Musik zu begeistern. Jetzt wurde er mit dem Tassilo-Förderpreis ausgezeichnet.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Die fünf Frauen von dem Dachauer Kollektiv "Wir sind Paul" hatten am Anfang einfach nur eine Idee. Herausgekommen ist das zweitägiges "White-Pater-Festival" auf dem Gelände einer Papierfabrik mit Konzerten, Workshops, Ausstellungen von Designern und vielem mehr.

Und wie kam es zu dem ungewöhlichen Namen? Der entstand, als die Freundinnen vor drei Jahren überlegt hatten, ein Hausschwein mit diesem Namen zu kaufen. Das Schwein lebt inzwischen woanders, der Name ist jedoch geblieben.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Wer sich für die Geschichte der Bajuwaren oder der Römer um München interessiert, ist im Museum von Annette Reindel bestens aufgehoben. Sie wurde nun mit einem Förderpreis ausgezeichnet. Die Gilchingerin hat vor fünf Jahren gemeinsam mit Mitgliedern des Vereins Zeitreise Gilching ein Museum errichtet. Dort kann man unter anderem die Geschichte eines grinsenden Skeletts oder das Drama um einen Wurzelspitzenabszess erfahren.

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Quelle: Robert Haas

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Die Halle ist 130 Meter lang und wurde ein den 1920er-Jahren errichtet. Mit dem Niedergang des Kurwesens Ende der Neunzigerjahre hat die Wandelhalle in Bad Tölz ihre Funktion verloren - bis der Florian Hüttner sie vor elf Jahren zu neuem Leben erweckte. Er machte Bad Tölz zu einem Standort zeitgenössischer Kunst und holte zum Beispiel den Objekt- und Installationskünstler Mark Dion aus New York, Thomas Kilpper aus Berlin sowie die beiden Hamburger Malte Struck und Mark Wehrmann nach Bad Tölz. Für dieses Engagement wurde er mit dem Tassilo-Förderpreis ausgezeichnet.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Seit sie ein kleines Mädchen war, weiß Elena Carr, dass sie Künstlerin werden will. Heute konzipiert die Starnbergerin ihre eigenen Ausstellungen und wurde jetzt mit einem Förderpreis bedacht. Ihren Besuchern verlangt sie ab, dass sie Stellung beziehen. Das ist der rote Faden, der sich durch ihre Kunst zieht und manchen Besucher auch an den Randbereich seiner sozialen Kompetenz bringt.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Thomas Goerge hat schon mit inzwischen verstorbenen Regisseur Christoph Schlingensief gearbeitet, hat ihn in dessen Operndorf nach Afrika begleitet und sieht sich durch dessen Arbeit inspiriert. Auf einem Sportplatz in Hallbergmoos hat Goerge die Siegfried-Sage als Inklusions- und Intergrationsprojekt inszeniert - und den Siegfried als Flüchtling interpretiert. Eine künstlerische Herausforderung, die mit dem Kultur-Sozialpreis ausgezeichnet wurde.

Das Tassilo-Preisgeld will Goerge gleich in das nächste Projekt stecken. Vielleicht gibt es dann Kafka an der Bushaltestelle.

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Quelle: Robert Haas

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Alles begann für Hedwig Rost und Jörg Baesecke in Hamburg vor 35 Jahren. Sie verwendeten Alltagsmaterialien als ihre künstlerischen Werkzeuge und machten die Erzähltheaterkunst zu ihrem Metier. Zunächst als politschen Straßentheater in der Hansestadt, später in der Münchner Schauburg. Mehr als hundert Stücke haben sie im Repertoire, unter anderem den Fliegenden Holländer in acht Minuten. Für dieses künsterlische Engagement sind die beiden mit dem Ehrenpreis für das Lebenswerk ausgezeichnet worden.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Zugegeben. Eigentlich hätte Senta Berger den sonnigen Aprilabend gerne mit ihrem Mann Michael Verhoeven im Garten verbracht. Doch schnell sei sie an diesem Abend eines Besseren belehrt worden, gestand die Schauspielerin, als sie als Patin zwei der Hauptpreise überreichen konnte - etwa an die Münchnerin Anja Uhlig.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Die Wirtschaftsinformatikern hat sich vor zehn Jahren einen Traum erfüllt und aus einem traurigen Pissoir an der Großmarkthalle einen lebendigen Ort der Kunst im Viertel gemacht. "Kleines Epizentrum der Kultur" nennt sie die acht Quadratmeter, auf denen unterschiedliche Künstler ausstellen oder Veranstaltungen stattfinden. Stirnrunzeln oder Naserümpfen, wie sie es zu Beginn ihres Projektes hier und da erlebt hat, gibt es nicht mehr.

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Quelle: Robert Haas

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Der zweite Hauptpreis ging an eine Gruppe von Gymnasiasten aus Taufkirchen und Unterhaching - oder kurz an die "Movie Jam Studios". Die Elftklässler haben schon mehrere Dokumentarfilme gedreht, aufgefallen sind sie der Jury jedoch durch ihre Dokumentation zum Anschlag im OEZ im Juli 2016. David S. tötete neun Menschen und sich selbst. Kein leichter Stoff für junge Künstler. Doch das Projekt ist gelungen. Selbst der erfahrene Regisseur Verhoeven war sichtlich beeindruck. Und Senta Berger meinte nur: Man sehe sich bestimmt wieder, sicher auf einer anderen Preisverleihung.

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Quelle: Robert Haas

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Vielleicht kamen bei dem Musikkabarettisten Martin Schmitt ein paar Erinnerungen hoch, als er als Jurymitglied und Pate bei der Preisverleihung auf der Bühne stand. Denn 2002 erhielt er selbst einmal den Tassilo-Preis. Heuer überreichte er den dritten Hauptpreis an die Bigband Dachau - und damit an eine Gruppe junger Leute, die an die Musik glauben. Begründer der Bigband ist Jazztrompeter Jörg Hart, Band-Leader Tom Jahn. Binnen weniger Augenblicke gelingt es den 30 Musikern, das Technikum zum Beben zu bringen.

© SZ.de/imei
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