Tarifvertrag für Club-Mitarbeiter gefordert:Arbeitskampf auf dem Golfplatz

Ein Konflikt, den es nur in einer reichen Gegend geben kann: Die Mitarbeiter von Golfplätzen in München und Umgebung klagen über schlechte Arbeitsbedingungen und begehren auf. Die Gewerkschaft verlangt einen Tarifvertrag - und die meist übertariflich bezahlte Kundschaft muss auf dem Golfplatz künftig wohl mit Arbeitskämpfen rechnen.

Michael Tibudd

Wo die Probleme am größten sind, entstehen oft auch Ideen, sie zu lösen. Die Finnen haben sich die Sauna einfallen lassen als Hilfsmittel gegen die Kälte. Im Ruhrgebiet litt man einst unter einer vernarbten Landschaft, ehe man die Bergbau-Areale renaturierte. In München gibt es nun Bestrebungen, einem Konflikt beizukommen, wie es ihn nur in einer reichen Gegend geben kann. Mitarbeiter von Golfplätzen begehren auf: Sie wollen geregelte Arbeitszeiten und ein festes Gehaltsgefüge, die Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt verlangt einen Tarifvertrag.

Tarifvertrag für Club-Mitarbeiter gefordert: Für wie viele Menschen in der Region ein Tarifvertrag Golf gelten würde, weiß keiner so genau. Mehr als 40 Anlagen gibt es in München und Umgebung.

Für wie viele Menschen in der Region ein Tarifvertrag Golf gelten würde, weiß keiner so genau. Mehr als 40 Anlagen gibt es in München und Umgebung.

(Foto: WOR)

"Auch in solchen neuen Arbeitsfeldern sind Arbeitnehmervertretungen nötig", sagt Gewerkschafter Walter Kießling. Er kümmert sich sonst um Bauleute aber auch Gartenbauarbeiter. "Die Beschäftigten sind auf uns zugekommen", sagt Kießling, der sich der Golf-Klientel gerne annahm. Erster Erfolg war die Wahl eines Betriebsrats im Golfclub Tutzing im Herbst.

Für wie viele Menschen in der Region ein Tarifvertrag Golf gelten würde, weiß keiner so genau. Mehr als 40 Anlagen kennt der Bayerische Golfverband in München und Umgebung, und jede beschäftigt je nach Größe auch mal mehrere Dutzend Mitarbeiter.

Im Sommer ist das ein intensiver Job mit Arbeit von früh bis spät. Im Winter freilich haben sie wenig zu tun, die meisten Anlagen sind geschlossen. Womit schon ein wesentliches Problem benannt wäre: "Auf Golfplätzen findet in extremem Maß Saisonarbeit statt", sagt Kießling. "Jetzt im Winter bauen viele ihre Überstunden ab", sagt Heidrun Klump vom Golfverband. Oder sie haben auch wirklich nur Saisonverträge, einen genauen Überblick hat da keiner, "die Verträge regeln die Betreiber selbst", heißt es.

Diesen Wildwuchs ums gepflegte Grün will die Gewerkschaft nun also beenden. "Eigentlich müsste ein Betreiber zumindest an einem Betriebsrat interessiert sein", mutmaßt Kießling. "Dann hat der Vorstand einen Ansprechpartner in der Belegschaft für alle Angelegenheiten."

Die Idee von einem überbetrieblichen Tarifvertrag ist indes noch so neu, dass auf Arbeitgeberseite noch niemand davon gehört hat. Egal wie die Plätze damit umgehen: Die meist übertariflich bezahlte Kundschaft muss künftig wohl mit Arbeitskämpfen rechnen.

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