Tarife im Nahverkehr:MVG fürchtet Zusatzkosten in Millionenhöhe

Trambahn, Trambahnen Dachauer Straße

Steigen die Tarife im Münchner Nahverkehr erneut? Die MVG fürchtet Zusatzkosten.

(Foto: Florian Peljak)

Zusätzliche Busse oder neue Trambahnen? Große Verbesserungen hat die MVG für dieses Jahr nicht geplant. Kaum kalkulierbar, heißt es. Denn schon bald könnte das Unternehmen an der EEG-Umlage beteiligt werden - mit bis zu 2,5 Millionen Euro.

Von Marco Völklein

Die Kritik fällt deutlich aus: "Enttäuschend" sei das, was die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in diesem Jahr an Neuerungen plane, schimpft zum Beispiel Wolfram Liebscher vom Verkehrsclub Deutschland. Und auch Berthold Maier vom "Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr" (AAN) ist alles andere als begeistert: Im vergangenen Jahr hätten die MVG-Planer noch "deutliche Verbesserungen" angestrebt; heuer dagegen sollen zum Fahrplanwechsel im Dezember nur kleinere Maßnahmen umgesetzt werden - etwa der Einsatz weiterer Bus-Gespanne oder eine neue Linienführung an der Stadtgrenze zu Unterföhring.

2013 hatte der damalige Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD) Verbesserungen unter anderem bei der Tram angekündigt und diese von der MVG umsetzen lassen. Nun aber sei die Wahl vorbei, Reiter Oberbürgermeister - und das MVG-Programm plötzlich "äußerst kümmerlich", erregt sich Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste.

Der Kostendruck wächst

Allerdings hat MVG-Chef Herbert König auch ein riesiges Problem: Er weiß schlicht nicht, mit welchen Rahmenbedingungen er kalkulieren soll. Denn vor allem die Entscheidung der Bundesregierung zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (kurz: EEG) Anfang April stellt die Planer vor Probleme. Bislang waren Verkehrsunternehmen wie die MVG oder die Deutsche Bahn von der EEG-Umlage weitestgehend befreit.

Mit der nun beschlossenen Neuregelung müssen die Betriebe zusätzliche Kosten fürchten - allein bei der MVG sind das bis zu 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Zwar haben Bundestag und Bundesrat die Neuregelung noch nicht verabschiedet, dennoch gehen nicht nur die MVG-Planer von teils erheblichen Zusatzbelastungen aus. Hinzu kommt, dass die Tarifrunde für die Fahrer noch aussteht - auch da ist unklar, wie hoch genau der Abschluss ausfällt. "Die Finanzierungssituation im Nahverkehr verschlechtert sich in den nächsten Jahren dramatisch", warnt die MVG.

Nur 7,5 Millionen Euro für den Nahverkehr

Zwar sehen auch die Fahrgastvertreter das Problem und brandmarken die EEG-Pläne der Bundesregierung als "frechen Griff in den Geldbeutel der Fahrgäste", wie Nagel es ausdrückt. Dennoch fordern sie zusätzliche Verbesserungen - etwa im Spätverkehr der "Metrobus"-Linien. München sei die Millionenstadt in Mitteleuropa, die aus ihrem Haushalt die wenigsten Mittel für den Nahverkehr zur Verfügung stellt, klagt AAN-Vertreter Maier - nämlich nur 7,5 Millionen Euro pro Jahr. Zudem steige die Zahl der Fahrgäste stetig, ergänzt Liebscher. Die damit einher gehenden Mehreinnahmen könne der Verkehrsbetrieb in neue Angebote stecken.

MVG-Chef König indes widerspricht dieser These regelmäßig: Ja, es gebe einen Ansturm auf Busse und Bahnen; zugleich müsse man aber genau deshalb viel Geld aufwenden, etwa für neue U- und Trambahnen oder zusätzliche Bus-Gespanne. Gut möglich also, dass sich die Berliner EEG-Pläne und weitere Kostensteigerungen am Ende in einer deutlichen Steigerung der MVV-Preise niederschlagen werden.

Im vergangenen Herbst hatte der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund die Tarife im Schnitt um 2,9 Prozent angehoben. Bis zum Herbst haben die Unternehmen, neben der MVG vor allem die Deutsche Bahn, nun Zeit, ihre Wünsche beim MVV anzumelden. Entscheiden wird am Ende der neue OB Dieter Reiter, zusammen mit Vertretern des Freistaats und der MVV-Landkreise.

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